Warum gibt Deutschland Menschen aus sicheren Herkunftsländern Asyl in Deutschland?
Ich habe in letzter Zeit öfters gelesen, das Deutschland Menschen aus sicheren Herkunftsländern trotzdem Asyl gibt. Ich habe unteranderem von Asylanten aus Algerien, Türkei, Georgien, Tunesien, Marokko, Libanon oder Armenien gelesen. Aber warum gibt Deutschland Menschen aus sicheren Herkunftsländern überhaupt Asyl? Man kann in Deutschland ja eigentlich nur Asyl beantragen wenn im Herkunftsland Krieg, Politische Verfolgung, Naturkatastrophen oder ähnliche Zustände sind.
6 Antworten
In der Regel werden Menschen aus den aufgelisteten Ländern abgeschoben. Es gibt aber Ausnahmen, wenn jemand nachweisen kann, dass er persönlich verfolgt wird, zum Beispiel wegen seiner Religion, seiner politischen Ansichten oder seiner sexuellen Orientierung.
Asyl kann erstmal jeder beantragen ("Probieren kann man es ja mal"), aber das BAMF achtet natürlich darauf, ob der Antrag überhaupt in Frage kommt. Und dann gibt es unterschiedliche Abstufungen zu den Anträgen. Zahlen aus dem laufenden Jahr:
- 20 % wurden abgelehnt, da keine Asylgründe vorlagen
- 28 % wurden aus formalen Gründen abgelehnt
- 27 % genießen subsidiären Schutz (z.B. bis ein Krieg vorbei ist oder Menschen aus zerstörten Gebieten - z.B. Erdbeben in der Türkei)
- 10 % dürfen aus Sicherheitsgründen nicht zurück (Abschiebeverbot), haben hier sowas wie eine kurzfristige Aufenthaltserlaubnis
- nur 15 % erhalten tatsächlich Asyl
Leider werfen die Medien und bestimmte Kreise die Zahlen gern in einen Topf und machen Stimmung damit. Die Menge des tatsächlich gewährten Asyls sank in den letzten Jahren aus den von Dir genannten Gründen immer weiter (von 49 % in 2015 auf 15 % heute).
Die Zahl der Asylanträge (und somit der Geflüchteten) ist seit Corona auf niedrigem Niveau (deutlich unter 200.000) und die Hälfte muss wieder gehen.
Doch auch aus den von Dir genannten Ländern genießen bestimmte Menschen aus bestimmten Gründen hier Asyl, z.B. verfolgte Christen aus der Türkei und politisch Verfolgte, die Erdogan nicht mag.
Da machst Du einen kleinen Denkfehler: Die formalen Entscheidungen sind nicht automatisch Ablehnungen. Zum Beispiel fielen 2013 die ganzen Asylanträge der Kroaten "formal" raus, weil am 1. Juli 2013 Kroatien zur EU gehörte, und diese Leute dann automatisch eine Aufenthaltsgenehmigung bekamen. Als diese Asylanträge gestellt wurden, konnte man noch nicht absehen, dass Kroatien in die EU aufgenommen werden würde. (Damals dauerten Asylverfahren relativ lange).
Darunter fallen auch welche, die zum Beispiel schon in Italien einen Antrag gestellt hatten. Dann wird ein Rückführungsantrag an Italien gestellt. Der wird dann durch Italien meist abgelehnt, weil angeblich über die betreffenden Asylbewerber keine Unterlagen zu finden seien. Und je nach Lage des Herkunftslandes gibt es dann in Deutschland (aus meiner Erfahrung raus!), doch noch eine Duldung gemäß § 60 Abs. 6 od. 7 AufenthG.
Mir fällt noch ein Asylgrund ein: In bestimmten Ländern gilt jemand mit Behinderung auch heutzutage noch als "unwertes Leben" und ist aus dem Grund gefährdet.
Es gab bei uns Zeiten, da wurden Familien aus Afghanistan abgeschoben.
Dass Afghanistan aber hundertprozentig kein sicheres Herkunftsland ist, sollte inzwischen klar sein.
Ein Bekannter, der in seiner Schreinerei einen Afghanen eingestellt hatte, fürchtete sich einige Zeit, dass man den wieder abschieben könnte. Er sagte damals zu mir, dass das sein bester Mitarbeiter wäre.
Das Asylrecht ist in Deutschland immer noch ein Individualrecht. Und natürlich kann es auch in den sogenannten sicheren Herkunftsländern einzelne Menschen geben, die dort Verfolgung und Diskriminierung befürchten müssen.
Algerien, Türkei, Georgien, Tunesien, Marokko, Libanon oder Armenien
Im übrigen, führst du hier nicht ein einziges, als sicherer Herkunftsstaat eigestuftes Land auf.
In Deutschland gelten derzeit folgende Länder als sichere Herkunftsstaaten:
die Mitgliedstaaten der Europäischen Union
Albanien
Bosnien und Herzegowina
Ghana
Kosovo
Mazedonien, ehemalige jugoslawische Republik
Montenegro
Senegal
Serbien
Ich verstehe deinen Kommentar nicht. Die Schweiz ist Mitglied im Schengener Abkommen. Außerdem ist die Einstufung "Sicherer Herkunftsstaat" natürlich nur für Länder, aus dem eine entsprechende Anzahl von Asylsuchenden hier ankommen, bei denen aber die Anträge meist abgelehnt werden, weil es keinen größeren Gründe für Asyl gibt.
Kann eigentlich nicht sein. Die erhalten in der Regel kein Asyl, sondern einen Ablehnungsbescheid und dann eine Duldung, weil sie nicht abgeschoben werden. Asyl beantragen kann in Deutschland weniger. Asyl erhalten die wenigsten. Ca. 1% aller Antragssteller.
Asyl erhalten die wenigsten. Ca. 1% aller Antragssteller.
Besonders bei Ukrainern kann ich mir das nicht vorstellen
Die erhalten kein Asyl. Asyl gibt es nur für politisch Verfolgte. Flüchtlinge aus Kriegsgebieten erhalten subsidiären Schutz nach der UN-Flüchtlingskonvention.
Wie kommst Du zu der Behauptung, dass nur 1 % der Antragsteller Asylberechtigte wären, wohl selbst ausgedacht.
Schau Dir in der Statistik vom BAMF die realen Zahlen auf der Seite 11 mal ganz genau an. Im Jahr 2015 waren es sogar 48,5 %, die als Asylberechtigte eingestuft wurden, heuer von Januar bis Juni der bisher niedrigste Wert mit 16,1 %. Übersehe dabei aber nicht, dass die meisten Subsidiären Schutz gewährt bekommen.
Im übrigen, führst du hier nicht ein einziges, als sicheres Herkunftsland eigestuftes Land auf.
Ah gut zu wissen das Schweizer hier in Deutschland Asyl beantragen können weil die Schweiz nicht in der EU ist und auch sonst nicht aufgelistet ist