Waren die Nazis nicht eigentlich Linke?
Weil sie waren ja nationale Sozialisten. Also sie haben sich als Sozialisten verstanden. Es gibt ja auch Aufnahmen von Göbbels wo er über die "rechten Parteien" redet und da meint er sich selbst nicht. Und er hat auch ein Buch geschrieben "Lenin oder Hitler" also wer der bessere Führer ist. Göbbels wäre ja eigentlich beinahe bei den Kommunisten gelandet, hat sich dann aber in Hitler verliebt.
Wenn die Nazis doch so links waren, warum haben sie dann die Kommunisten von Anfang an bekämpft?
Warum hat Stalin Trotzki ermorden lassen?
13 Antworten
Das ist eine uralte Historiker/Politikwissenschaftlerdiskussion, die man ja akademisch führen kann, deren Ergebnis im Grunde aber keinen Erkenntnisgewinn bringt. Damit diskutiert man im Grunde nur, ob die in der französischen Nationalversammlung links oder rechts gesessen hätten. Die eigentliche Trennlinie verläuft aber zwischen Liberalismus und Kollektivismus und die Nationalsozialisten waren natürlich Kollektivisten, genauso wie marxistische Sozialisten. Für Liberale steht die Freiheit des Individuums über den (vermeintlichen) Belangen des Kollektivs, deshalb befürworten Liberale individuelle Grundrechte, mit denen sich der Einzelne als Minderheit gegen Übergriffe der Mehrheit/des Staates wehren kann. Kollektivistische Ideologien hingegen verlangen eine Unterordnung des Einzelnen unter vermeintlich höhere Ziele und Belange des Kollektivs. Deshalb haben Nationalsozialisten und Sozialisten zum Beispiel auch kein Problem damit, Oppositionelle und Personen, die ihrer Meinung nach nicht zum Kollektiv passen zu töten. Denn das ist zwar schlecht für den Betroffenen, aber aus ihrer Sicht gut für das Kollektiv und nur das zählt.
Liberalismus ist nicht allein auf die Wirtschaftsform beschränkt zu sehen, sondern Gesamtheitlich. Es geht um das zugrunde liegende Menschenbild und Staatsverständnis. Man kann auch den Sozialismus nicht allein auf die Wirtschaftsform beschränkt sehen. Es geht darum, ob man dem menschlichen Individuum einen Wert zuschreibt (Menschenwürde), oder ob man es nur als Teil eines Kollektivs sieht, das dem (vermeintlichen) Wohl des Kollektivs dienen muss und beseitigt werden muss, wenn es diesem zuwiderläuft.
Wie der Buddha schon lehrte ... Der mittlere Weg ist die Lösung.
Außerdem kann man sich die Frage stellen, in wie weit das mit der Menschenwürde im Liberalismus auf die Menschen zu trifft, die halt nur ihr Arbeitskraft haben und sich ausbeuten lassen müssen und wenn der Arbeiter krank wird, wird er halt ausgewechselt und entsorgt, weil er als einzelner überhaupt keinen Wert besitzt.
Auch in liberalen Staaten kann es Gewerkschaften, Arbeitnehmerschutzgesetze etc. geben. Das hat ja nichts mit dem Rangverhältnis von Individuum und Staat zu tun. Kollektivistische Diktaturen können auch (semi) freie Marktwirtschaft haben, siehe China. Trotzdem ist das natürlich ein kollektivistischer Staat, weil es dort keine individuellen Grundrechte gibt, sondern eine Staatsdoktrin und Oppositionelle etc. verfolgt werden.
Und die USA und der Westen haben nie irgendwie Kriege angefangen oder in anderen Ländern Menschenrechtsverletzungen begangen oder Oppositionelle getötet oder wie? War Pinochet für dich etwa auch ein Sozialist?
Man kann die USA und Sowjets für vieles kritisieren, aber wenn man sie gegenüberstellt, dann waren ziemlich eindeutig die Sowjets die Guten...
Bis auf den Namen hat der Nationalsozialismus wenig mit Sozialismus zu tun.
Sozialisten geht es um die Aufhebung der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der Klassengesellschaft. Internationalismus und der Gleichheitsgedanke spielen dabei zentrale Rollen, weshalb Nationalismus und Rassismus als spalterisch abgelehnt werden.
Der Nationalsozialismus ist hingegen eine Ideologie der Ungleichheit. Er propagiert nicht nur die Minderwertigkeit von anderen Nationen und Rassen, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Hierarchien innerhalb der Nation. Die Nazis wollten nicht die Klassen, sondern den Klassenkampf abschaffen, um eine klassenübergreifende "Volksgemeinschaft" zu schaffen, in der die Arbeiter mit ihrer unterlegenen Stellung zufrieden wären und die Position der wirtschaftlichen und politischen Eliten unangetastet bleibt.
Die Nazis und die Faschisten in anderen Ländern zogen ihr Mobilisierungspotential gerade aus der Sorge vor einer erstarkenden sozialistischen Linken und den Abstiegsängsten des Kleinbürgertums, das sich durch die Arbeiterbewegung bedroht sah.
Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter waren deshalb die ärgsten ideologischen und politischen Gegner der Nazis und wurden von ihnen massenhaft verhaftet, gefoltert und ermordet, während Liberale und Konservative sich in vielen Fällen mit den Nazis abfanden oder sie sogar aktiv unterstützten und zu ihnen überliefen. Nach Kriegsende waren es CDU/CSU und FDP, die den alten Nazikadern eine neue politische Heimat boten.
Der Antikapitalismus, der bei den Nazis vor allem in den 20er Jahren noch eine Rolle spielte (und spätestens mit der Ermordung von Ernst Röhm endete), war auf Phrasen begrenzt, inkonsequent, widersprüchlich und ging nur so weit, wie er antisemitisch ausgeschlachtet werden konnte. Deutlich wird das an dem Bild des "raffenden" Finanz- und Handelskapitals, das mit dem Judentum assoziiert wurde, und dem "schaffenden" Industriekapital, das mit Deutschtum und Tugendhaftigkeit verbunden wurde.
Die Nazis mobilisierten also lediglich gegen die abstrakten Seiten des Kapitalismus, lobten aber hingegen den sozialdarwinistischen Konkurrenzkampf auf dem freien Markt. Tatsächlich sind das nur zwei Seiten des gleichen Systems. Das Finanzwesen war auch keinesfalls nur jüdisch besetzt, und tatsächlich gehörten die meisten jüdischen Deutschen der Arbeiterklasse an.
In der rassistischen Ideologie der Nazis wurde einfach alles, was dem Ideal der Volksgemeinschaft entgegenstand, als jüdisch oder von Juden beeinflusst begriffen. Wenn einem deutschen Arbeiter seine Klassenzugehörigkeit wichtiger war als die Nationalität, dann wurde das als Folge einer jüdischen Unterwanderung interpretiert. Die absurde Konsequenz ist, dass völlig gegensätzliche Erscheinungen als "jüdisch" erklärt wurden, wie das unproduktive Finanzkapital, der internationalistische Kommunismus und der Kosmopolitismus des Bildungsbürgertums.
Im Zuge dieser oberflächlich antikapitalistischen Mobilisierung wurden auch zahlreiche aus dem Marxismus stammende Begriffe völlig umgedeutet, eben auch der "Sozialismus", der zur Volksgemeinschaft verdreht wurde. Bei denjenigen Arbeitern, die bereits sozialdemokratisch oder kommunistisch organisiert waren, verfing diese Strategie kaum, unter den Arbeitslosen fanden die Nazis mit dieser Strategie aber eine gewisse Basis.
Nach der Machtübergabe an die Nazis zeigte sich, dass sie weder den Arbeitern noch den Kleinbürgern tatsächliche Vorteile boten, tatsächlich schlossen sie Bündnisse mit dem Großbürgertum, das nun viel hilfreicher für die Ausrichtung der gesamten Industrie auf rassistischen Vernichtungskrieg war. In der Folge wurden Monopole gefördert, Löhne auf niedrigen Niveau eingefroren, Streiks illegalisiert, die Gewerkschaften und Arbeiterparteien zerschlagen, Banken, Reichsbahn und Metallindustrie privatisiert und Sozialleistungen gestrichen bzw. an halb-private Organisationen abgegeben und an rassische Voraussetzungen gebunden.
Auch die Führung der kleinbürgerlichen und proletarischen Nazi-Schlägertruppen, darunter Ernst Röhm und Gregor Strasser, wurde kaltgestellt, weil sie in dieser Phase der Naziherrschaft nicht mehr benötigt wurden. Den großen Kapitalisten ermöglichten die Nazis hingegen riesige Profite durch die Beschlagnahmung jüdischen Vermögens, die Plünderung der besetzten Gebiete und den Einsatz von Zwangs- und Sklavenarbeit.
Der Rassenwahn der Nazis stand aber immer an erster Stelle und machte in manchen Fällen Interventionen in die Privatwirtschaft notwendig. So wurden bestimmte Industrien zwangsweise auf die Herstellung von Rüstungsgütern ausgerichtet. Auch der Holocaust bedeutete punktuell Konflikte zwischen der Naziführung und Unternehmern, denn diese hätten mehr davon profitiert, die Arbeitskraft von ethnischen und politischen Gefangenen auszubeuten, statt sie im großen Stil zu vernichten - auch wenn die Kosten und Einträge der Konzentrationslager genau kalkuliert wurden.
Die Lenkung der Wirtschaft während des Krieges war auch kein Alleinstellungsmerkmal der faschistischen Diktatur, sondern wurde in ähnlicher Weise auch in den liberal-kapitalistischen Ländern, wie etwa England und Frankreich, praktiziert - hier wie dort aus reiner Notwendigkeit. Weder äußerten die Anführer der Nazis die Absicht, die planwirtschaftlichen Elemente nach dem Krieg beizubehalten, noch waren die deutschen Unternehmer zu irgendeinem Zeitpunkt über diese Möglichkeit besorgt. Das allein spricht Bände, da Unternehmer für gewöhnlich gegen jede Einschränkung ihrer Profitaussichten Sturm laufen.
Nein, waren sie nicht. Die Nazis waren politisch rechtsextrem. Und die Nazis und vor allem Hitler haben sich auch nie als Sozialisten empfunden, sondern als deren Feinde!
Und auch wenn Hitler gemeint hätte "Lenin oder Hitler" also wer der bessere Führer ist", heißt noch lange nicht, dass er Sozialist gewesen ist, sondern lediglich, wer der bessere Führer war.
Und Goebbels war ein Antisemit und Sozialisten waren keine Antisemiten. Der Antisemitismus spielte im Programm der Kommunisten gar keine Rolle und sehr viele Sozialisten waren auch Juden.Damit war Goebbels auch Rassist und das waren Sozialisten nicht. Für die Sozialisten war Rasse irrelevant und nur Klasse wichtig.
Sie waren in erster Linie Nationalisten und Rassisten. Sie waren sogar gegen Sozialisten. Die meisten politischen Gegner, die auch in KZs waren, waren ja auch Sozialisten, vor allem Kommunisten und Sozialdemokraten. Dagegen gab es sehr wenig Konservative und liberale Politiker, die in Gefängnissen und KZs waren. Das Wort Sozialismus hat er - wie so viele Dinge kopiert (auch die rote Flaggenfahne) - um auch die Arbeiterschaft einzufangen und auch den Namen der Vorgängerpartei zu halten (weil deren erster Vorsitzender Drexler das internationale Finanzjudentum dafür verantwortlich machte, während für Sozialisten Juden nicht entscheidend waren, sondern dass es Kapitalisten waren, egal ob Juden oder nicht. Auch hier hatten Nazis ganz andere Erklärungen als Sozialisten). Tatsächlich war es ein Bauerntrick (meistens von liberalen und konservativen Politikern der Oberschicht, um vom eigenen Versagen in der Zeit abzulenken und den Sozialismus und die Mitbestimmung der Arbeiter aus politischen Gründen zu diffamieren), auf den noch heute einige wenige Leute (meistens Leute der Mittelschicht) rein fallen. Und die Arbeiter haben größtenteils sowieso die Kommunisten und Sozialdemokraten gewählt und nur relativ wenige. Die NSDAP wurde meistens vom Mittelstand von den Bauern gewählt und auch von Beamten,, aber prozentual definitiv mehr von Adeligen als von Arbeitern, die von den Bevölkerungsgruppen her am wenigsten die Nazis gewählt haben- Außerdem war für Hitler das Individuum (z.B. große Individuen) und der Sozialdarwinismus wichtig und davon war in keinem Sozialismus - wegen bei den Sozialdemokraten noch bei den Kommunisten noch bei den Anarchisten die Rede. Diese drei Gruppen waren nur an dem Konflikt zwischen Klassen interessiert, aber bei den Nazis Klassen keine Rolle spielten.. Außerdem haben die Nazis den Sozialisten immer vorgeworfen, eine jüdische Bewegung zu sein. Zudem waren die Linken in der NSDAP schon vor 1933 geschwächt und 1934 durch Hitlers Befehl ermordet worden, da er eben kein Linker war und auch keine Linken in seiner Partei haben wollten. Außerdem gab es unter ihm auch in der Rüstungsindustrie keine Verstaatlichungen, was ja bei Sozialismus - und vor allem zu dem Zeitpunkt - gefordert wurde, gerade bei den Großindustrien.
Außerdem würde es keinen Sinn machen, Nazis als Sozialisten anzusehen. Warum sollten so viele Großunternehmer Geld in die Kassen der Nazis bei Wahlen beisteuern und so viele Kleinunternehmer die Nazis wählen?
Dabei kamen Spenden von Großindustriellen wie etwa Krupp, Fritz Thyssen, Hanfstaengl. AEG, IG Farben / BASF, Siemens AG, Bayerischen Industriellenverband, Bayer, Daimler, Degussa, Deutsche Bank, und von einigen mittelständischen Unternehmern. hinzu. Dem schlossen sich weitere Unternehmer an. Mit deren Spenden war vielfach auch die Aufnahme in die NSDAP verbunden.
und hier nochmal was von Wikipedia, was auch der Fall ist: "Rechtsextremisten orientieren sich an einer ethnischen Zugehörigkeit, bestreiten und bekämpfen den Anspruch aller Menschen auf soziale und rechtliche Gleichheit und vertreten ein antipluralistisches, antidemokratisches und autoritäres Gesellschaftsverständnis."
Der Nationalsozialismus besaß rechte und linke Komponenten. Axel Reitz, ein Aussteiger aus der Neonazi-Szene, ist darauf in einem Video eingegangen. Der Inhalt ist nicht perfekt. Reitz zitiert das angebliche Goebbels-Zitat über „die deutsche Linke“, das nachweislich nicht von Goebbels stammt. Zudem behauptet er, dass Hitler die Ostvölker als „Schrottvölker“ bezeichnete, wofür ich keinen Beleg finden konnte.
Wenn es dannach geht, gäbe es sowas wie Rechte Parteien nicht. Die sache ist die, der Nationalismus war extremst ausgeprägt, es Herrschte gesellschaftlich eine Konservative haltung. Sozialismus ist einfach ein gutes Mittel um Positiv zu wirken. Ein Staat kann einfacher für Krieg begeistert werden, wenn die Bevölkerung glücklich ist. Nur baute der National Sozialismus auf Ausgrenzung und vorteilsbeschaffung auf, der im Kern innehatte, dass es Rassen gibt und diese mehr oder weniger wert sind. die Weltlosen wurden dann vernichtet. Dazu gab es immernoch Adlige, Reiche großbesitzer und und und, was eigendlich ein Widerspruch zum Sozialismus ist.
"Für Liberale steht die Freiheit des Individuums über den (vermeintlichen) Belangen des Kollektivs, deshalb befürworten Liberale individuelle Grundrechte, mit denen sich der Einzelne als Minderheit gegen Übergriffe der Mehrheit/des Staates wehren kann."
Ja, Stichwort "Neoliberalismus" bzw. "Kapitalismus", der Markt regelt sich selbst und man soll den Reichen da nicht dreinreden oder auf die Finger schauen.
Wenn der Staat sich nicht einmischt, versinkt die Welt halt in einem asozialen Albtraum. Oder es wird halt wieder so wie zur Zeit des Adels. Die Adeligen sind dann halt die Leute die Ressourcen haben und die weiter vererben. Eine elitäre Schicht.