Weil das bürgerliche Lager vor keinem Mittel zurückschreckt, um die kapitalistische Eigentumsordnung und damit seine eigene Machtstellung zu erhalten.
Mit der Novemberrevolution von 1918 und den massehaften Streiks von Arbeitern und Soldaten wurde in Deutschland die Monarchie gestürzt und das Ende des Weltkriegs erzwungen, aber die weitere Richtung war keineswegs klar und heiß umkämpft.
Millionen Arbeiter forderten eine sozialistische Umgestaltung der Wirtschaft und die politische Machtergreifung der Arbeiter- und Soldatenräte, die sich in der Revolution geformt hatten.
Die SPD, die größte Arbeiterpartei, war aber bereits mit ihrer Kriegsunterstützung 1914 ins bürgerliche Lager gewechselt und bemüht, die sozialistische Umwälzung zu verhindern, die sie selbst einst gefordert hatte. Die Führung der SPD war sich aber durchaus im Klaren, dass die Monarchie nicht mehr gegen das Volk zu halten war, und dass sie die Revolution nur aufhalten konnte, indem sie sich selbst an ihre Spitze stellte um sie auszubremsen und nicht über die Forderung einer parlamentarischen Republik als faules Kompromiss hinauszugehen.
Ein Großteil der Arbeiter vertraute zu diesem Zeitpunkt noch auf die SPD, weil sie das Ausmaß ihres Verrats noch nicht einsehen konnten, und von den sozialistischen Kräften war die USPD zu schwankend und die KPD kam zu spät und war zu unerfahren. Dennoch gab es in den Monaten nach der Novemberrevolution ein Ringen um die Richtung der Revolution. In Bayern, Bremen, Braunschweig und weiteren Städten übernahmen die Soldaten- und Arbeiterräte die Macht, und in Berlin und anderswo gab es linke Aufstände.
Die SPD hatte sich mit dem Ebert-Groener-Pakt bereits gegen den monarchistischen und reaktionären Offizierskorps abgesichert, aber die Truppen, die ja aus in Uniformen gesteckten Arbeitern und Bauern bestanden, waren in der Mehrheit nicht bereit, auf streikende Arbeiter zu schießen. Die Freikorps waren als Freiwilligenverbände aus nationalistisch gesinnten die geeigneten Männer fürs Grobe, um die sozialistischen Bestrebungen abzuwürgen, und sie wurden mit aller Brutalität gegen die Räterepubliken und Linke eingesetzt.
Im Kapp-Putsch 1920 wiederholte sich diese Bündniskonstellation. Die putschenden reaktionären Militärteile unter Kapp und Lüttwitz bedrohten das Bestehen der jungen Republik, und die Militärdiktatur wurde nur durch einen Generalstreik durch KPD, USPD, SPD und Anarchosyndikalisten verhindert. im Ruhrgebiet bewaffneten sich außerdem die Arbeiter und griffen die Forderungen der Revolution von 1918 wieder auf. Die SPD-geführte Regierung benutzte daraufhin die Truppen, die gerade noch gegen sie geputscht hatten, um die Arbeitermilizen blutig wieder zu zerschlagen.
Es ist kein Zufall, dass viele der Freikorpsmänner später in SA und NSDAP landeten und mit der Machtübergabe an Hitler durch das bürgerliche Lager erneut die kapitalistische Eigentumsordnung vor einem Umsturz durch die KPD zu retten, die mittlerweile zur Massenpartei der Arbeiterklasse geworden war.