Denkt ihr Nationalsozialisten sind Sozialisten?


10.01.2025, 04:08

Beachtet bitte, dass Sozialismus und Kommunismus nicht gleich zu setzen sind: https://www.marxistische-bibliothek.de/unterschied-zwischen-sozialismus-und-kommunismus/

Nein, weil... 76%
Ja, weil... 24%

33 Stimmen

JanaL161  10.01.2025, 03:50

Die Frage ist richtig aber leider etwas verwirrend Gestellt. Heißt "Das stimmt" ich stimme dir (Überschrift) oder Weidel (Fragetext) zu?

Wandinderhand 
Beitragsersteller
 10.01.2025, 23:05

Ja, ist mir im Nachhinein auch aufgefallen... Die Antwortmöglichkeiten beziehen sich auf die Überschrift. Wenn ihr also denkt Nazis sind Sozialisten, votet: Das stimmt nicht,wei...

4 Antworten

Nein, weil...

Das Umframen der Nazis zu Kommunisten ist einfach nur geschichtsvergessen und soll dazu dienen, Linke zu diffamieren und Rechtsextreme zu verharmlosen.


SirDuderon  10.01.2025, 03:41

Wenn man die Linken mit Kommunismus-Kritik diffamieren kann, verdienen sie es auch. Positionen des Kommunismus zu teilen ist bereits gefährlich genug, denn dieser hat mehr Menschenleben gekostet als der gesamte Zweite Weltkrieg. Dass immer noch Menschen existieren die mit dieser gefährlichen Ideologie kuscheln ist Beleg dafür dass Menschen nicht aus der Geschichte lernen.

Kleidchen2  10.01.2025, 03:44
@SirDuderon

Nein, du hast das Argument nicht verstanden. Es geht nicht um das Kuscheln mit sem Kommunismus. Es geht darum, die faschistische braune Ausrichtung des Nationalsozialismus diffuser darzustellen und damit zu verharmlosen. Nazis sollen mit Kommunisten gleichgesetzt werden um Linke als Nazis darstellen zu können.

SirDuderon  10.01.2025, 04:10
@Kleidchen2

Naja, das wäre aber reichlich umständlich aus Linken Nazis machen zu wollen, wenn man aus ihnen ebenso problematische Kommunisten machen könnte-
Den Autoritarismus teilen sich die beiden Ideologien auch. Was ich auch bemerkenswert finde, die endlose Debatte über Links und Rechts, welche beide zu unrecht im Verruf stehen, sondern die Pole unserer Demokratie darstellen. Was bekämpft gehört, und das schon immer, ist der Autoritarismus. Wie auch immer, ich muss erstmal verdauen dass Alice Weidel ernsthaft versucht hat aus Nazis Kommunisten zu machen, meine Güte, was für eine Enttäuschung.

Kleidchen2  10.01.2025, 04:48
@SirDuderon

Nein, Nazis sind kein Pol unserer Demokratie. Ebensowenig wie Kommunisten.

Die Erzählung der afd, aus Nazis Sozialisten zu machen und sie damit in die Nähe der Sozialdemokraten zu rücken, ist nicht neu. Falsch bleibt es trotzdem.

SirDuderon  10.01.2025, 13:39
@Kleidchen2
Nein, Nazis sind kein Pol unserer Demokratie. Ebensowenig wie Kommunisten.

Wo habe ich das gesagt? 😑

Kleidchen2  10.01.2025, 13:46
@SirDuderon
Was ich auch bemerkenswert finde, die endlose Debatte über Links und Rechts, welche beide zu unrecht im Verruf stehen, sondern die Pole unserer Demokratie darstellen

Vorher war von Nazis und Kommunisten die Rede.

SirDuderon  10.01.2025, 13:51
@Kleidchen2

Da steht Links und Rechts, nicht Nazis und Kommunisten. Du kannst nicht einfach nach einem Punkt so tun als wäre da ein Komma und kein neues Nomen gewesen.

Kleidchen2  10.01.2025, 14:23
@SirDuderon

Ich habe das in dem Zusammenhang gelesen. Immerhin versuchen hier immer wieder User, die Nazis sls bürgerlich Rechte zu verkaufen.

Falls du das anders gemeint haben solltest, bitte ich um Entschuldigung.

Eisenschlumpf  05.02.2025, 14:05
@SirDuderon
Positionen des Kommunismus zu teilen ist bereits gefährlich genug, denn dieser hat mehr Menschenleben gekostet als der gesamte Zweite Weltkrieg. 

Falls Du die verbrecherischen Regimes der Sowjetära meinst: die waren alles andere als kommunistisch.

Nein, weil...

Das Meme "Die Nazis waren links" ist in der wirtschaftslibertären Bewegung entstanden um deren Einordnung als rechtspopulistisch bis rechtsextrem bekämpfen zu können. Klar das eine Weidel, deren Partei selbst viele wirtschaftslibertäre Ansichten vertritt es kennt und versucht es bei einem anderen Libertären gewinnbringend einzusetzen.

"Nationalsozialismus" ist ein Lügenwort | Telepolis

Nationalsozialismus: »Die Bourgeoisie profitierte von Hitler – es waren nicht die einfachen Leute« - DER SPIEGEL

usw.

Übrigens macht es keinen Sinn mit dem Jonas (früher Draeger, Lugenburg, Lugenberg etc.) über das Thema zu diskutieren. Der steckt entweder tief in der Blase oder ist ein Troll.

Nein, weil...

Weder Kommunismus noch Sozialismus. Privatunternehmen machten extreme Gewinne.

Das kann man schnell nachlesen. Es war eine Diktatur, die nach belieben Gesetze erlassen konnte und die Wirtschaft so steuern konnte, aber Konzerne machten weiter Gewinne.

Ja, weil...

Es ist immer die Frage, was man als Sozialismus bezeichnen möchte. Wenn es um wirtschaftlichen Sozialismus geht, also die staatliche Kontrolle der Produktionskontrolle (im Gegensatz zur privaten), dann waren die Nationalsozialismus bemessen an ihrer Ideologie und ihrer Taten sozialistisch. Sie reglemtierten und kontrollierten die Wirtschaft scharf und im radikalen Umfang, insbesondere in Preissystem, Unternehmensstruktur, etc. Das Privateigentum wurde formal (durch den Notstandsparagrafen) abgeschafft. Zwar konnten Großindustrielle bei Kooperation mit der Regierung ihre Betriebe verwalten, und selber davon profitieren, allerdings wurden alle, die den Zielen der Nationalsozialisten im Wege standen, enteignet und von Parteifunktionären und SA-Leuten gleichgeschaltet. Diese Ideen sind auch bereits in Hitlers Reden und Büchern vor der Machtergreifung ersichtlich. Selbst, wenn man Sozialismus aber als eine Art von Proletarismus (Arbeiter) definiert, auch dann lassen sich solche Maßnahmen erkennen. Wenn man die Struktur der NSDAP auch außerhalb Hitlers betrachtet, so geben insbesondere Goebbels oder die SA besonders Ansichten eines solchen "Sozialismus" wieder.

Was Hitler aber seit Mein Kampf nicht mehr ist, ist ein Kommunist, oder ein marxistischer Sozialist. Es ist verständlich, dass Marxisten den Begriff des Sozialismus auf die eigene Arbeiterbewegung monopolosieren wollen, aber man darf nicht vergessen, dass es neben Klassensozialismus auch noch weitere Formen von Sozialismus (Staatliche Kontrolle über die Produktionsmittel) vor Marx und auch nach Marx gab. Neben solchen, die sich auf ihn berufen, wie die Bolschewisten, gab es auch jene, die sich aktiv von ihm distanzierten. Darunter auch Hitlers Nationalsozialismus. Obwohl auch dieser die absolute Nationalisierung der Kontrolle über die Produktion (Sozialismus) befürwortet, hat diese Ideologie eine andere Basis. Marxistischer Sozialismus ist Sozialismus auf Basis des Klassenkampfes (Die "Proletarier" gegen die "Kapitalisten"). Nationalsozialismus ist Sozialismus auf Basis des 'Rassenkampfes' (die "Arier" gegen die "Juden", siehe Kampfgesetz/Mein Kampf). Man darf die Aussage "Die Nationalsozialisten waren Sozialisten" nicht falsch verstehen: Die Nationalsozialisten waren keine Marxisten (Klasse), sondern Sozialisten rassistischer Interpretation.

Jetzt gehe ich ein wenig auf den Artikel ein und werde ihn ein wenig kommentieren.

Und wer versucht, Hitler als einen Linken zu porträtieren, betreibt nichts geringeres als Geschichtsrevisionismus.

Ich stimme diesem beispielsweise zu, denn Hitler hatte mit den klassischen Linken (Marxisten, ob revolutionär oder reformorientiert) eben aufgrund von "Klasse" gegenüber "Rasse" nur noch wenig zu tun. Es kommt mal wieder auf die Definitionen an, aber selbst unter herkömmlichen Belegungen ist es auf der anderen Seite auch schwer, die Nazis als rechts zu sehen. Zwar gibt es sicherlich konservative und moralistische (nicht verwechseln mit moralisch) Argumente und Ansichten, und auch die Rassentheorie ist eher typisch rechts. Aber die nationalsozialistische Rassenlehre ist dennoch anders (als die der Imperialisten) und mit den damaligen deutschen Konservativen, also den Monarchisten oder den Christen bestand auch eine ideologische (wenn zwar keine praktisch/strategische) Feindschaft.

Dabei wird nicht nur die Selbstbezeichnung der Nazis anerkannt und wiederverwendet – man geht sogar soweit zu behaupten,  Hitler hätte den Sozialstaat begründet. Das ist bereits im Falle der Sozialgesetzgebung Otto von Bismarcks ein Mythos bürgerlicher Geschichtsschreibung, der außer Acht lässt, dass die Herrschenden stets nur die Forderungen und Kämpfe der Arbeiterbewegung befriedet oder vereinnahmt haben, damit sozialistische Parteien und Gewerkschaften nicht zu stark werden. [...]

Das stimmt grundsätzlich auch wieder. Was aber dennoch nicht negieren würde, dass es sich bei staatlicher sozialer Wohlfahrt auch um eine sozialistische Maßnahme handelt, die dann de facto etabliert werden. Im Nationalsozialismus hat es eine große Reform und Ausweitung dieser staatlichen Subventionen oder Privilegien für Arbeiter (und Mittelstand) gegeben (siehe "Kraft durch Freude"). Die Zentralisierung der Gewerkschaften (also die "DAF") spricht im Kern nicht gegen diesen Sozialismus, so etwas Ähnliches hat es bspw. auch in der Sowjet-Union unter Lenin gegeben. Im Nachfolgenden geht der Artikel darauf ein, wie Hitlers Führung die Arbeiterbewegung während seiner Herrschaft unterdrückt und Kleingehalten hat. Das beweist meiner Meinung nach aber eher seinen autoritären Totalitarismus, und nicht, dass dies antisozialistisch war, im Sinne von staatlicher Verfügung über die Produktionsfaktoren. Es ist aber durchaus ein Argument dagegen, dass Hitlers Regime marxistisch (Klassenkampf) wäre.

Häufig wird eingewendet, dass es doch aber relevant sei, dass es den Arbeitern letztendlich nicht wohltat und dass Hitler sich nicht für ihre wirklichen Interessen an erster Stelle eingesetzt hätte. Das ist aber ein völlig anderer Punkt. Daraus aber zu schlussfolgern, dass es kein Sozialismus gewesen wäre, halte ich für trügerisch. Denn dann wäre alles und jedes (was man sich unter Sozialismus vorstellt und jenen, die sich an ihm ein Vorbild genommen haben und dies umsetzten) kein Sozialismus gewesen. Das bejahen einige. Nun ist das jedoch eine relativ wirkungslose Definition von Sozialismus, wenn sie ihren Erfolg (für eine spezifische Gruppe) selbst beinhaltet. Denn so wären alle, die behaupten, dass ihre politischen Ideale zu Wohlstand bei der Unterschicht führten, ob Marxisten, Nationalsozialisten, Faschisten, Demokraten, Monarchisten oder Kapitalisten, aus ihrer eigenen Intention heraus, sozialistisch. Der Begriff verliert Bedeutung.

Wir haben also gesehen, dass die Identifizierung des Nationalsozialismus als eine sozialistische Ideologie von den Definitionen des Wortes "Sozialismus" abhängt. Die übliche ökonomische Definition der staatlichen und nationalen Kontrolle über die Produktionsmittel trifft auf den Kern der nationalistischen Ideologie und die Handlungen der nationalistischen Partei zu, denn diese erlangten entweder direkte oder indirekt totale Herrschaft über das (ehemalige) Privateigentum. Sie gaben sich in einigen Aspekten auch sehr Arbeiterfreundlich aus, was eine andere Definition betrifft. Dennoch sind Nationalsozialisten strikt von marxistischen Denkrichtungen des Sozialismus zu trennen. Während der Kern der nationalsozialisten Idee ein mystischer Rassismus ist, bestehen die Entlehnungen des Marxismus aus der Idee von materialistischen Klassen und ihrem Klassenkampf. Soll Sozialismus also Letzteres bedeuten, war Hitler in der NSDAP kein "Sozialist" mehr.