Die Frage ist, was man mit Kapitalismus meint. Wenn man damit nur das heutige System (oder irgendwer macht irgendetwas mit Geld) bezeichnet, dann kann ich die heutige Kritik am Kapitalismus sehr nachvollziehen und teile sie sogar. Doch ich verstehe unter dem Worte "Kapitalismus" eher das System des exklusiven Privateigentums (insb. an Produktionsfaktoren) an sich.
Ich finde den Kapitalismus gut, weil dieser zum einen das einzige gerechte System ist, da niemand das Recht hat, einen anderen Menschen um das Seine zu berauben, woraus folgt, dass nur die freie Produktion und der freiwillige Tausch legale Methoden zum Erwerb von Wohlstand und Besitz sind. Zum anderen lehrt uns die Ökonomie, dass der Freie Markt die Konsumentenbedürfnisse optimal befriedigt, und den möglichen Wohlstand maximiert. Im Gegensatz dazu sind die Auswirkungen des Interventionismus oder gar Sozialismus (der sich in der Wirtschaftstheorie nicht allzu sehr vom Kommunismus unterscheiden dürfen: Gemeinwirtschaft) desaströs, und basieren bösartig auf der unwissenschaftlichen Prämisse, dass man ein Anrecht auf Aggression hätte.
In einer freien Marktwirtschaft ist freier Austausch, Vertrag und Produktion möglich, sodass die Konsumentenbedürfnisse optimal befriedigt werden: Preise, bestimmt durch Angebot und Nachfrage auf dem Markt, bemessen die relative Knappheit eines jeden Gutes. Handel und Spekulation stabilisieren die Preise und fördern ein einheitliches Marktequilibrium. Profite und Verluste setzen Anreize, Verschwendung zu vermeiden, und verschieben begrenzte Ressourcen zu den optimalen Zwecken. Durch Konkurrenz werden die effizientesten Produktionsmethoden etabliert und Betrug ausgemerzt.
Offensichtlich leben wir nicht in einer Zivilisation des privaten Eigentums, oder eben nicht vollständig. Denn jede Eigenschaft, die uns von der freien Marktwirtschaft trennt, trennt uns von dieser romantischen (ich gebe es ja zu) Welt. Lass mich ein Beispiel geben: die Inflation. In unserem Zeitalter beherrschen Zentralbanken und Staaten unser Geldsystem und die Folge der Inflation ist offensichtlich, dass alles immer teurer wird. Gleichzeitig werden Schulden belohnt, da sie ebenfalls entwertet werden, wodurch gerade große Unternehmen und Konzerne begünstigt werden (Konkurrenz sinkt, Monopole werden gebildet), während Sparen bestraft wird. So steigt auch die Zeitpräferenz: Leben auf Pump oder zumindest schnelles Ausgeben für Kram, den man gar nicht so sehr will, ist immer besser, denn in der Zukunft ist das Geld ja nichts mehr wert. Unternehmen versuchen konkurrenzfähig zu bleiben, indem sie die Preise nicht zu sehr erhöhen, jedoch an der Qualität sparen und durch eine Zentralisierung des Kapitals können sich kleine Marktteilnehmer und Innovatoren nicht mehr durchsetzen. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst. Ein großer Konsumismus geht in Gang, zusammen mit einer gewaltigen Dekadenz, die der noch vorhandene Markt mit Raubbau und Umweltverschmutzung zu bedienen versucht, da auch die Preise verwirrt werden und Knappheit und effizientes Wirtschaften nicht mehr kommunizieren können. Man könnte natürlich noch viel mehr benennen, aber das soll als Eindruck genügen.