Wieso gibt es seit Jahrzehnten eine Inflation?

11 Antworten

Der entscheidende Faktor ist der Gelddruck, oder früher Inflation des Geldes bezeichnet. Was wir konsumieren und benötigen, sind nicht die Geldscheine oder Geldzahlen, sondern das, was man sich damit kaufen kann, also die Güter. Das bedeutet, dass das Erschaffen von mehr Geld, eine Volkswirtschaft niemals reicher machen. Die Folge ist, dass denselben Gütern nun mehr Geldeinheiten gegenüber steht, weshalb sie sich verteuern.

Stell es dir so vor: Es gibt in einer gesamten Wirtschaft genau 10 Brote und darunter 10 €. Der Preis eines Brötchens kann soeben 1 €/B betragen, um alle Geldeinheiten und alle Brote zu vertauschen. Wenn jetzt jedoch 10 € aus dem Nichts erschaffen werden, dann ist es logisch nur möglich, dass der Preis eines Brotes steigt, sagen wir 2 €/B. Dies geschieht, weil nun jene, die über das neue Geld verfügen, selber (nach altem Preise) mehr Brote kaufen könnten. Aber es gibt ja nicht mehr von den Brötchen, weswegen sich der Preis Stück für Stück hochhandelt, bis er und die Geldmenge sich wieder in etwa ausgeglichen haben.

In der echten Welt ist die Sache natürlich etwas komplexer. Es lässt sich nicht eins zu eins so berechnen, ist nicht genaustens ersehbar, dauert lange bis sich der flächendeckende Preisanstieg etabliert hat, der auch noch überall anders und anders schnell ausfällt. Du hast recht, dass ohne die Neuerschaffung von Geld, die Preise stabil bleiben oder sogar sinken würden. Denn der Anstieg der Produktivität sorgt für mehr und effizientere Produkte bei gleicher Geldmenge. Es gibt mehr Brötchen für dasselbe Geld. Logisch.

Ich möchte jedoch gegenüber den anderen betonen, dass Inflation ganz recht nichts Gutes ist. Ich habe nicht die größte Zeit, doch Inflation ist beispielsweise sehr unfair, indem es die Ungleichheit erhöht. Wie oben erwähnt, können diejenigen, die das neue Geld erhalten, noch zu alten unangepassten Preisen kaufen, was einer Umverteilung des Reichtums gleichkommt. Auch hat Inflation verheerende Auswirkungen auf den Kreditmarkt, sodass sogenannte Boom und Bust-Zyklen entstehen; das sind gefährliche Schleudergänge innerhalb der Wirtschaft über gewisse Zeiträume. Ebenso entwertet Inflation die Ersparnisse und begünstigt Schulden, was die Leute zu einem kurzfristigen Lebensstil erzieht. Dies hat weitere Auswirkungen auf Gesellschaft und Wohlstand der meisten Beteiligten. Etc. pp.

Die Geldmenge steigt schneller als die Produktiviät, die Staaten machen Schulden.

Was aber im moderaten Umfang kein Problem ist.

Würde niemand Schulden machen, würde der Staat die Infrastruktur verkommen lassen und nichts investieren, dann gäbe des das Gegenteil: Deflation. Keiner kauft die Waren, also werden sie billiger, und die Unternehmen entlassen. Arbeitslose können auch nichts mehr einkaufen, also verstärkt sich die Krise. Und Firmen und Wohlhabende die erwarten dass es nächstes Jahr billiger ist, warten auch mit Investitionen ... also wäre es das Szenario einer grossen Wirtschaftskrise.

Ein bisschen Inflation ist ist daher gut und wichtig für eine gesunde Wirtschaft.

Die Zinsen zu besteuern die nicht mal die Inflation ausgleichen kann man als ungerecht empfinden, ist eine Art Vermögenssteuer. Forderungen darüber hinauszugehen bedeuten Enteignung.

Eine gesunde Inflation ist maßgeblich mit verantwortlich für ein Wirtschaftswachstum.

Der Händler kauft Waren günstig ein und verkauft die nach inflationsbedingter Teuerung wieder.


MarcoCharles  05.06.2025, 09:17

Das stimmt nicht wirklich. So kann man nur ein nominales Wachstum erklären. Die Wirtschaft wächst aber auch real.

Nach dieser Logik müssten Länder mit Hyperinflation am stärksten wachsen, was aber (real) nicht der Fall ist.

Wiesel  05.06.2025, 10:05
@MarcoCharles
Nach dieser Logik müssten Länder mit Hyperinflation am stärksten wachsen, was aber (real) nicht der Fall ist.

Warum rede ich von einer gesunden Inflation? Vielleicht weil Hyperinflationen oder auch galoppierende Inflationen NICHT dazu zählen?

Eine geringe, moderate Inflation ist gewollt und eher positiv. Das ist Ziel der Zentralbanken was sie i.b. über die Steuerung der Geldmenge zu erreichen versuchen.

Stagnierende oder gar fallende Preise (Deflation) sind für die Wirtschaft sehr gefährlich. Denn dies hat verschiedene Folgen:

1. Menschen verschieben Käufe

Wenn man glaubt, dass Dinge morgen günstiger sind als heute, wartet man mit dem Kauf.

→ Weniger Nachfrage = weniger Umsatz für Unternehmen.

2. Unternehmen verdienen weniger

Weniger Umsatz bedeutet: Firmen verdienen weniger Geld.

→ Sie müssen eventuell Löhne senken oder Mitarbeiter entlassen.

3. Arbeitslosigkeit steigt

Mehr Arbeitslose = noch weniger Konsum, weil viele Menschen weniger Geld haben oder vorsichtig sind.

4. Schulden werden schwerer zu tragen

Der reale Wert von Schulden steigt bei Deflation.

→ Ein Kredit von 10.000 € bleibt gleich, aber man verdient weniger → schwieriger zurückzuzahlen.

5. Gefahr einer Deflationsspirale

Diese Effekte verstärken sich gegenseitig:

→ Weniger Konsum → weniger Produktion → mehr Arbeitslose → noch weniger Konsum usw.

Stell dir vor:

Die Preise sinken.

Du willst dir einen neuen Fernseher kaufen, wartest aber, weil du denkst, er wird billiger.

Alle denken so → niemand kauft → der Elektronikladen macht weniger Umsatz.

Der Laden muss Mitarbeiter entlassen.

Einer dieser Mitarbeiter verliert seinen Job → er kann sich jetzt gar keinen Fernseher leisten.

Die Nachfrage sinkt weiter → die Preise sinken noch mehr → die Spirale dreht sich weiter nach unten.

Fazit:

Deflation klingt erstmal wie ein Vorteil für Verbraucher, doch sie kann eine Wirtschaft lähmen. Wenn niemand mehr kauft, Unternehmen weniger verdienen und Arbeitsplätze verschwinden, wird es für alle schwerer – selbst wenn die Preise sinken. Eine Deflationsspirale ist wie ein Teufelskreis, aus dem es schwer ist, wieder herauszukommen.

Inflation gibt es immer, das ist normal und auch durchaus gewollt.

Sie sollte nur nicht über längere Zeit zu hoch liegen, das macht die Leute arm und unglücklich