Wann ist neutral sein nicht gut?

5 Antworten

Das kommt darauf an, warum man neutral ist.
1. Bei manchen traumatisierten Menschen hat sich ihr Nervensystem "abgeschaltet", so dass sie emotional kaum bis gar nichts mehr fühlen. Die Erstarrungsreaktion (freeze) bei großer Gefahr ist uns als mögliche Schutzreaktion angeboren, und soll unser Überleben sichern. Wenn sich dir ein Raubtier von ferne nähert, dann kann das Sich-tot-stellen lebensrettend sein. Das Raubtier bemerkt dich dann vielleicht nicht und zieht vorüber.
Das gleiche kann aber auch passieren wenn die Eltern (oder 1 Elternteil) übergriffig mit dem Kind umgehen. Der freeze-Zustand kann dann chronisch werden, auch wenn die akute Gefahr vorbei ist. Solche Menschen wirken iwie unlebendig, sie dümpeln mehr durchs Leben als dass sie aktiv daran teilnehmen. Wenn das die Ursache für "Neutralität" ist, dann ist es nie gut.
2. Ein anderer Fall ist z. B. wenn man zwar entscheidungsfähig ist, aber Neutralität für niemanden von Nachteil ist. Wenn es dir z. B. egal ist, ob es Nudeln oder Reis zum Essen gibt, weil du beides gleich gern magst, dann ist es wohl nicht schlimm, neutral zu sein.
Emotionen steuern unser Leben. Man entscheidet sich immer für das Angenehmere. Für Neutralität gibt's aus meiner Sicht nur 2 Gründe: Entweder man fühlt nichts (siehe 1.) oder man hat die Wahl zwischen gleichwertigen Gefühlen (siehe 2.) Punkt 1. ist nicht gut, Punkt 2. ist gut.

Neutralität ist immer dann sinnvoll, wenn einem Wissen, Informationen und Fakten fehlen, um eine fundierte Meinung zu einem Thema zu haben. Mehr Neutralität wäre somit heutzutage für viele Menschen eigentlich an vielen Punkten ganz gut, anstatt durch Algorithmen manipulierte Meinungen rauszuposaunen!

Nicht neutral verhalten sollte man sich aber immer dann, wenn man über Wissen, Informationen und Fakten verfügt, um eine Situation als ungerecht zu erkennen. Hier wird sonst aus Neutralität sonst schnell unterlassene Hilfeleistung...

Also jetzt ist die Frage, was genau Du mit "neutral sein" meinst.

An irgendeinem Punkt muss man Entscheidungen / Einschätzungen treffen, um handeln zu können. Z.B. Ausbildung und Arbeit: Du wirst ja irgendwann Dich für eine Ausbildung oder Arbeit entscheiden - wenn Du in dieser Frage stets "neutral" bist, wie sollst Du Dich dann fü etwas entscheiden?

Sozial und politisch neutral kannst Du durchaus sein - ich sehe da das Problem nicht. Das einzige Problem ist, dass Andere das vielleicht nicht cool finden, aber eigentlich ist das nicht so wichtig. Wenn es authentisch ist, finde ich das wichtiger.

Ich persönlich weiß gerne, welche Position mein Gegenüber hat.

Wer jetzt immer sagt

  • "Politik interessiert mich nicht"
  • "Damit habe ich mich nie beschäftigt, will ich auch nicht"
  • "Ich halte mich da raus"
  • "Dazu habe ich keine Meinung"
  • "Da bleibe ich neutral"
  • "Ich ergreife da keine Partei"
  • "Da mische ich mich nicht ein"
  • "Das ist deren Problem"
  • "Lasst mich aus eurem Konflikt raus"

ist für mich persönlich keinen näheren Kontakt Wert.

Das ist für mich jemand, der womöglich überhaupt keine moralischen Maßstäbe hat, sich nicht für die Welt interessiert, sozial nicht engagiert ist und auf den man sich in einem Konflikt nicht verlassen kann, weil die Person kein Rückgrat hat.

Woher soll ich wissen, wofür dieser Mensch steht, welche Grundsätze er hat und ob man sich auf ihn verlassen kann, wenn er sich offiziell auf nichts festlegen lassen will? Solche Menschen meide ich wie die Pest.

Wenn dein Nachbar, vom Dorfrüpel immer einen auf die Fresse bekommt und du nur mit den Axeln zuckst!

Bild zum Beitrag

 - (Beziehung, Menschen, Deutschland)