Sollten kriminelle 10-14 Jährige strafmündig sein? (Messerdelikte etc?
Immer mehr häufen sich Fälle, in denen sehr junge Täter ihre Opfer schwer verletzen oder sogar töten. Auch hier ist besonders die Tatwaffe Messer populär mit stark steigender Tendenz. Ein genereller Trend seit ca. 2015.
Sollten diese Täter mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden bzw. entsprechende Gesetzesänderungen vorgenommen werden, die das ermöglichen? Oder sollte man bei den jungen, häufig traumatisierten Tätern nochmal ein Auge zudrücken und diese besser schützen? Schließlich sind es ja vor allem sozioökonomische Faktoren, welche die Täter zu solchen Taten bewegen sowie bei ausländischen Tätern auch häufig systemischer Rassismus. Hat nicht doch die Gesellschaft Schuld?
Was meint ihr? Harte Strafen oder nochmal ein Auge zudrücken?
12 Antworten
Nein, Kinder sollten nicht schuldfähig sein.
Wir müssen Kinder möglichst lange aus dem Strafsystem raushalten, das sagen auch Kriminologen, siehe hier (frei zugänglich).
Wir können das Problem der Straftaten durch Kinder aber auch nicht einfach ignorieren: Wir müssen für jeden Fall herausfinden, warum das Kind Straftaten begangen hat. Wenn das Elternhaus dafür verantwortlich ist, muss das Kind aus diesem entfernt werden. Wenn das Kind psychische Störungen hat, müssen diese behandelt werden.
Und der ehemalige BGH-Richter Prof. Dr. Thomas Fischer sagt ja auch nicht umsonst, dass der Strafgedanke der "Vergeltung" gegenüber Kindern "unangemessen und verboten" ist.
Nein, aber man muss die Eltern mit 6stelligen Beträgen zur Rechenachaft ziehen, wenn was passiert.
Nein, das Herabsetzen der Strafmündigkeit löst keine solch gearteten Probleme.
Da ich Eidgenosse bin und der schweizer Staat mein DH ist, kann ich Dir folgendes dazu sagen: In CH ist man ab 10 strafmündig, aber wir haben deswegen nicht weniger junge Straftäter (zB 10-14 jährig).
Im Jugendstrafrecht/-Gesetz geht es (berechtigterweise!) in 1. Linie um den Erziehungsgedanken & die (Re)Sozialisierung - nicht um Bestrafung. Auch wenn in CH die Strafmündigkeit 4 Jahre früher als in DE einsetzt; wir schicken solch junge Straftäter nicht ins Jugendgefängnis, sondern bei Notwendigkeit in eine spezialisierte Einrichtung für Kinder & Jugendliche. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz & Jugendamt ist bei minderjährigen Straftätern von grosser Wichtigkeit.
Keinesfalls zu vernachlässigen ist übrigens die erwiesene Tatsache, dass harte Strafen/Strafandrohungen keine Straftaten verhindern - weder bei minderjährigen, noch bei volljährigen (putativ)Tätern. Dass dem so ist, sieht man u.A. anhand der USA; obwohl dort leider noch immer einige Bundesstaaten die Todesstrafe aussprechen & Hinrichtungen vollziehen, gibt es dort nicht weniger Tötungsdelikte. Kein (putativ)Täter lässt sich aufgrund eines möglichen Strafmasses von seinen strafbaren Handlungen abhalten (eig. berufl. Erf.).
Erfahrungsgemäss haben erhöhte/schärfere Strafmasse/Strafandrohungen keine positiven Auswirkungen; dies gilt für alle Deliktsarten.
Was gewaltbereite/-tätige Jugendliche betrifft, so gab es diese auch schon früher: Mein jüngster Drogenkurier war 11 und er bedrohte uns mit einer (echten & schussbereiten) Schusswaffe (dieses Ereignis war vor ~20 Jahren).
Auch in der Schweiz haben wir zunehmend Probleme mit stichwaffentragenden/-nutzenden (minderjährigen) Personen. Glücklicherweise muss ich mich seit x Jahren nicht mehr damit rumärgern, da solches nicht zu meinem Fachbereich gehört.
Ja definitiv
Definitiv.
Gerade bei weniger schweren Delikten wie Diebstahl habe ich Zweifel daran, dass ein verändertes Strafmaß gar keinen Effekt haben würde. Kann mir vorstellen, dass die Kinder oft vorgeschickt werden im Auftrag der Eltern. Habt ihr in der Schweiz auch das Problem mit den Messermännern? In Deutschland sind es mittlerweile mehrere schwere Fälle pro Tag.