Sind wir selbst Schuld an gescheiterter Integration von Russlanddeutschen, weil wir einfach so deutsche Staatsangehörigkeit verteilt haben ohne Deutschtest?

15 Antworten

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a) Es gab Deutschtests zumindest für die Spätaussiedler, bei uns damals noch nicht. Allerdings mussten die nur die Antragsteller machen, der Rest der Familie nicht. Außerdem hätten wir beide den nicht bestanden. Denn es ging nicht darum perfekte Deutschkenntnisse vorzuweisen, denn perfekt Deutsch sprechen lernen könnte theoretisch auch ein Russe, sondern zu beweisen, dass man tatsächlich aus den russlanddeutschen Kolonien an der Wolga, der Ukraine oder aus dem Altai zB. stammte. Da gab auch so witzige Anekdoten. Ich weiß nicht, inwiefern sie der Wahrheit entsprachen. Einmal war da ein alter Mann ein Traktorist aus einer kasachischen Kolchose, der konnte nicht mal auf deutsch lesen und schreiben. Also fing er an, leise auf Plattdeutsch zu fluchen. Der Prüfer (die haben tatsächlich welche aus Deutschland geschickt) hörte das, kam an, nahm dem alten Mann die Blätter aus der Hand (dem rutschte das Herz in die Hose, er dachte, er hätts verkackt) und sagte: "Herr Soundso, Sie brauchen den Test nicht zu machen Sie haben ihn bereits bestanden."

b) die Frau Peter spricht doch ganz wunderbar Deutsch. So kenne ich die meisten Russlanddeutschen, so und nicht anders.

c) Die anderen Leute in dem Video sind vermutlich gar keine echten Russlanddeutschen. Vielleicht sind das diese Leute, die daheim in Kasachstan einen deutschen Schäferhund, den Scharik hatten. Und der Scharik heulte und jaulte solange vor seiner Hundehütte, weil er unbedingt zurück zu seinen Vorfahren nach Deutschland wollte, bis der Rest der Familie nachgab. Und weil man ja den Scharik schlecht alleine in die Fremde ziehen lassen konnte, sind sie halt alle mitgekommen und hocken jetzt in Berlin Marzahn. So erkläre ich mir das. Ja, so wird's wohl gewesen sein. 😁

Ansonsten wurde die Staatsangehörigkeit nicht einfach so an uns "verteilt" wie etwa Freikarten für den Zoo, wir wurden aufgrund unserer deutschen Volkszugehörigkeit automatisch Staatsbürger, als wir deutschen Boden betraten, manche, wie meine Großeltern waren es auch vorher schon.

PS. Ach so ja, niemand ist schuld, weil die Integration ja in Wirklichkeit doch gar nicht gescheitert ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
adelaide196970  21.12.2023, 22:32

das stimmt. Die Rußlanddeutschen, die Spätaussiedler, waren sowieso deutsch.

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Harald2000  21.12.2023, 22:40

gute Darstellung !

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Die Integration vieler DDR-Bürger ist auch gescheitert, obwohl deren Deutsch oft besser ist als das der Deutschen :o)

orangade  20.01.2024, 13:30
obwohl deren Deutsch oft besser ist als das der Deutschen 

hm?

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adelaide196970  30.01.2024, 14:05

die DDR-Bürger brauchten nicht integriert zu werden, die gehörten sowieso zu Deutschland.

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napoloni  30.01.2024, 14:09
@adelaide196970

Viele ja, aber etliche andere haben noch Probleme mit dem Grundgesetz und dem Staatswesen. Die sind noch nicht integriert.

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Russlanddeutsche sind im Jahr 2024 kein Problem.

Es sind andere Kulturen, mit denen es hier falsch läuft

Ich habe die Situation in den 90ern und frühen 2000ern hautnah miterlebt, weil mein Freundeskreis zum Großteil aus Russlanddeutschen bestanden hat - die fühlten sich noch schlimmer als ich (Deutsch-Jugoslawe) abgehängt und unerwünscht, weil es auch so gewesen ist - die Russlanddeutschen wurden oft geächtet, beschimpft, erniedrigt und diffamiert, obwohl es zum Großteil sehr saubere, ehrliche und einfache Leute waren, die arbeiteten, ihr Zeug geschafft haben und meist viel freundlicher als typische Deutsche gewesen sind. Es waren Kleinbürger im eigentlichen Sinne, aber der gemeine Deutsche hatte Angst, sie würden ihm was nehmen, zum Beispiel Arbeitsplätze oder Wohnungen oder Gebrauchtwagen. Genau so war die Stimmung damals!

Russlanddeutsche bekamen in den 90ern überall zu spüren, unerwünscht zu sein - die Stimmung war nur dann freundlich, wenn ein Redakteur der Lokalzeitung da war und der Bürgermeister oder Gemeinderat "dem Russen" einen Präsentkorb überreichten. Sie wurden auf Behörden nicht ernstgenommen, hausten in Mietskasernen, wurden beargwöhnt - und blieben unter sich.

Da ist ganz viel schiefgelaufen und es entstand eine feindselige Stimmung, es gab z.B. an unserer Schule auch Lehrer, die von "Sch...-Russengesichtern" und der "Dädärä" rumstänkerten und für die Russlanddeutsche oder Kinder aus DDR-Übersiedlerfamilien per se totale Loser waren, denen keine Perspektiven zugetraut wurden, die härter rangenommen und schlechter bewertet wurden, denen man Steine in den Weg legte und wo man die Eltern am Elternabend behandelte, als seien es Grenzbehinderte. Einmal ca. 2001 hat sich in meiner Heimat ein junger Russlanddeutscher kurz vor dem Abschluss das Leben genommen, weil er so von seinen Lehrern drangsaliert wurde - und 1998 hat sich ein junger Pole das Leben genommen aus dem selben Grund.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Diplom-Rechtspflegerin vom Amtsgericht, die Ende der 90er sagte, die Verhältnisse seien anders wie vor 1990, aber auch einlenkte, dass dieses Verhalten die Revolte auf die latente Ablehnung der Spätaussiedler sei. Junge Russlanddeutsche wurden sogar bei der Arbeitssuche benachteiligt und Arbeitsämter speisten sie eher ab - es war ein himmelweiter Unterschied, ob man als Viktor, Wladimir, Sergej oder Arthur in den späten Neunzigern oder frühen 2000ern auf Lehrstellensuche ging oder als Michael, Torsten, Jürgen oder Uwe.

Eltern sagten ihren deutschen Kindern zudem oft, dass sie nicht "mit den Russkis" spielen dürften (ich weiß, dass es auch Eltern gab, die ihren Kindern sagten, man solle nicht mir mit, "mit dem Albaner", spielen, obwohl ich gar kein Albaner bin) und es gab Vorbehalte, wenn "ein kleiner Russki" in der Kommunion-Gruppe war oder nach der Grundschule in die Realschule wechselte. Und wenn im Polizeibericht der Zeitung ein Einbruch oder Unfall usw. veröffentlicht wurde, hieß es "ouh, des war bestimmt 'n Russ'" und alle Deutschen nickten zustimmend, man habe es ja schon immer gewusst, "der Russ'" mache nur Ärger und baue nur Unfälle und mache alles kaputt, was er ehrbare deutsche Arbeitsmann erbaut habe. So war das damals.

Deutschtests gab es damals übrigens ebenso wie Nachweise über die deutsche Abstammung etwa von Wolgadeutschen und Schreibkurse, wo man in Deutsch schreiben lernte und eine Alphabetisierung in arabischer Schrift stattfand - allerdings waren viele Russlanddeutsche eher unter ihresgleichen, weil sie von den Deutschen zumeist abgelehnt und beschimpft wurden, und sprachen dort eher Russisch als Deutsch. Beruflich hatte die erste Nachwendegeneration oft stupide Jobs im Hiwi-/Handlanger-Bereich, wo nicht viel geredet werden musste und die Hände zählten, da lernte man auch auf der Arbeit kaum Deutsch. Das eine gab das andere.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ähm...ich kenne echt viele Russen in Deutschland und die sprechen ausnahmslos richtig gut Deutsch.

adelaide196970  30.01.2024, 14:07

es geht nicht um Russen, sondern um Russlanddeutsche. Das ist was anderes.

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SuFaCo04  02.02.2024, 10:39
@adelaide196970

Ich kenne auch Russlanddeutsche und die sprechen auch gut Deutsch. Der eine besser, der andere etwas schlechter. Aber wieso sich darüber aufregen? Wenn man erst mit 20 oder so anfängt Deutsch zu lernen, kann man auch nicht erwarten, akzentfrei zu sprechen.

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