Schwester hat Leistungsprobleme in der Schule?
Hallo liebe Community,
ich bin 20 und studiere. Meine kleine Schwester ist allerdings erst 10 und derzeit in der 5. Klasse.
In letzter Zeit hat sie immer schlechtere Noten, in Deutsch hat sie bis jetzt nur eine 5 und eine 6. Das macht mir Sorgen. Die Aufgaben sind eigentlich leicht, ich weiß nicht woran es liegt. Sie war schon immer eher langsam, aber in letzter Zeit hat sie keine wirkliche Lust mehr. Die Schulaufgaben möchte sie nur noch mit mir zusammen machen, und verbringt immer weniger Zeit mit unseren Eltern. Sie streiten sich auch oft. (Also meine Eltern mit meiner Schwester)
Ich kann allerdings auch nicht immer für sie da sein, da ich 3h weit weg studiere und nur an den Wochenenden, wenn überhaupt, da bin. Meistens erzählt sie mir dann traurig von ihren Ergebnissen.
Ich fühle mich schlecht, ich war am gleichen Gymnasium, und habe es mit 0.9 (rein rechnerisch) beendet. Entsprechend liegen die Erwartungen der Lehrer an meine Schwester irgendwie höher.
Es tut mir weh, sie so zu sehen, vor allem, weil ich einmal durch Zufall gesehen habe, wie sie mich als "Vorbild" in ein Freundebuch einer Klassenkameradin eingetragen hat. Das hat mich schon wirklich berührt. Ich würde ihr gerne helfen, habe aber keine Zeit dafür, meine Eltern wissen auch nicht, was sie tun sollen.
Das "Schlimme" an der Sache ist ja: Sie könnte es, wenn sie wöllte. Sie ist schlau, wenn auch langsam, aber kann eigentlich Mathematik, Deutsch und alles andere oft sehr gut. Sie hat einfach nicht die Motivation, sich alleine hinzusetzen und was zu machen. Sie beteiligt sich beispielsweise in einem Freizeitzirkus und lernt dort teils in einer Woche ganze Stücke auswendig, hat aber ein Problem damit, sich eine Seite Deutsch zu merken, wodurch sie eine 6 bekommt.
Habt ihr Ratschläge?
Wie sind denn ihre Noten sonst so?
Naja, das neue Schuljahr geht noch nicht lange. In Mathematik eine 4, Englisch eine 1 und 3, MBI eine 3.
4 Antworten
Ich kann allerdings auch nicht immer für sie da sein
Du solltest das auch nicht tun. Du bist nicht der Ersatz eurer Mutter.
Das wahre Leben besteht nicht nur aus Schulfächern, sondern ist viel komplexer.
Deine Schwester muss selbst herausfinden, welchen beruflichen Weg sie in der Zukunft einschlagen möchte. Es ist wichtig, dass sie ihren eigenen Weg geht. Wenn du studieren möchtest, dann mach das, aber das muss nicht ihr Weg sein.
Es ist zwar schmeichelhaft, dass sie dich als Vorbild sieht, aber mach es nicht zu deiner Aufgabe, sie nach deinen Vorstellungen zu formen.
Der Wert und der Erfolg eines Menschen hängt nicht von Schulnoten ab. Ich habe in meiner eigenen Familie erlebt, wie negativ es sein kann, wenn Eltern ihren Kindern eintrichtern, dass nur gute Noten zählen. Das führt oft zu Rivalität zwischen Geschwistern und vermittelt die falsche Botschaft, dass jemand, der in der Schule nicht erfolgreich ist, auch im Leben scheitern wird. Es ist traurig, wenn solche Denkweisen dazu führen, dass Geschwister den Kontakt zueinander abbrechen.
Leider ist nicht jeder für Schule gemacht. Nicht alle fällt es leicht sich dort anzupassen. Jeder hat auch seinen eigenen Lern Rhythmus. Sie bräuchte jemanden der sie versteht und auch motiviert und ihr eben nicht das Gefühl gibt, sie wäre ein Problemkind..
Du kannst deiner Schwester am besten helfen, indem du ihr die Freiheit gibst, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Wenn du ihr ständig das Gefühl vermittelst, sie würde nicht so lernen, wie du es erwartest, erzeugst du nur unnötigen Druck.
Noch einmal: Es ist wichtig zu verstehen, dass Schule allein keinen finanziellen Erfolg garantiert. Es kommt viel mehr darauf an, was man beruflich machen möchte, und es gibt Berufe, in denen eine hohe Nachfrage besteht. Einfach nur das Abitur zu machen und dann irgendetwas zu studieren, worauf man Lust hat, reicht nicht unbedingt aus, vor allem wenn es in dem Bereich wenig Nachfrage gibt. Leidenschaft spielt dabei eine große Rolle, besonders wenn man einen unkonventionellen Weg wählt. Das gilt für Künstlerische Berufe. Nicht jeder muss oder kann Arzt, Ingenieur oder Naturwissenschaftler werden. Wer seiner Leidenschaft folgt, muss anders vorgehen als jemand, der einen klassischen akademischen Weg wählt...
Die Zeiten haben sich zudem verändert, und bis sie 20 ist, wird sich noch viel mehr verändern. Man kann seine eigene Generation nicht direkt mit den jüngeren vergleichen. Deshalb solltest du dir keine Sorgen machen. Wenn du dir ständig Sorgen machst, wirst du ihr sowieso nicht helfen.
LG
Sandy
Danke dir für die Klarstellung! Selbst wenn das bei dir nicht der Fall ist, ist es gut, das zu erwähnen, damit klar wird, dass es nicht darum geht, anderen gewisse Vorstellungen aufzuzwingen. Aus meiner Erfahrung heraus tut man vieles oft unbewusst und indirekt. Selbst viele Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, aber es ist oft schwer herauszufinden, was wirklich das Beste für sie ist. Man glaubt es oft zu wissen…
Zeige ihr einfach, dass du nicht enttäuscht bist und dir keine Sorgen machst. Sag ihr, dass es im Leben nicht darum geht. Deine Eltern sind ja eher die Bezugspersonen, und du als Schwester hast nicht den übergeordneten Einfluss wie die Eltern. Eigentlich sollten deine Eltern die richtigen Signale senden und den Druck von deiner Schwester nehmen.
Aber ich weiß, dass das nicht einfach ist in unserer Gesellschaft. Man möchte in der Schule ja nicht als Außenseiter gelten. Das System funktioniert nun mal so. Ich finde, die Schule macht bereits genug Druck. Ich glaube, als Familie sollte das Zuhause der Ort der Ruhe, des Schutzes und der Unterstützung sein. Unterstützen bedeutet, den Druck zu nehmen und Mut zuzusprechen. Oft hilft es zu sagen: „Auch ich hätte mir die Schule anders gewünscht, aber wir gehen da gemeinsam durch.“
Ich kenne es selbst, dass viele sich schämen, wenn sie Fehler machen oder Dinge nicht schnell verstehen. Es ist auch schwer, dabei Geduld zu behalten, wenn man selbst die Dinge für einfach hält. Als ich meinem Partner das Reiskochen beibringen wollte, hat es am Anfang und mehrere male nicht geklappt, und er wollte gleich aufgeben 😅 Mit der richtigen Einstellung hat es dann aber funktioniert.
Fehler machen gehört zum Lernen dazu. Als Kleinkinder ist man ja auch hingefallen und wieder aufgestiegen ohne eine große Sache daraus zu machen.
Ich hoffe du verstehst was ich meine.
LG
Sandy
Vllt macht es Sinn ein psychologisches Gutachten erstellen zu lassen vom Kinderpsychologen.
Vllt hat sie Legasthenie oder irgend etwas anderes.
Und ich meine es nicht böse, der Chef meiner Mutter hatte als Kind Legasthenie und hat es bis zum Steuerberater geschafft.
Es kann natürlich auf an etwas völlig anderem liegen.
Dir und deiner Familie wünsche ich alles Gute.
Ich hatte schon früh die Vermutung, dass sie eventuell etwas in die Richtung ADHS haben könnte. Sie kann sich nicht gut konzentrieren und ist sehr langsam. Ich weiß leider nicht, wie ich das zu Hause ansprechen soll.
Danke für die schönen Wünsche, ich werde darüber nachdenken.
Wenn deine Eltern verständnisvolle Menschen sind werden sie es sicher verstehen, wenn du das Thema ansprichst. Es geht ja auch um die Zukunft deiner Schwester.
Vllt macht ja auch Nachhilfe bei einer netten jungen Person Sinn, einfach um den Schulstoff zu verinnerlichen.
Sehr gerne!
Deutsch hat am Gymansium schon ein ganz anderes Nivau als an den Grundschulen und da kann man dann recht schnell durch eine Themaverfehlung eine 5 oder 6 bekommen.
Aber denke nach einiger Zeit kommt sie schon rein.
Und wenn du ein so pefektes Abitur geschrieben hast, kannst du das von nicht von Allen erwarten. Kann gut sein das deine Schwester mal nur ein Dreier- oder Viererabitur schreiben wird, aber auch das ist noch Abitur und im Vergleich zu allen Schulabschlüssen noch immer Oberes Mittelfeld.
Und wenn du ein so pefektes Abitur geschrieben hast, kannst du das von nicht von Allen erwarten
Tut mir leid, da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt.
Ich erwarte das nicht von ihr. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass die Lehrer ihr wegen meinen Noten etwas mehr Druck machen und sie mit mir vergleichen. Das hat sie mal erzählt, und das nimmt sie wohl mit, was ich auch verstehen kann. Ich finde das unfair.
Ich bin stolz auf meine Schwester, solange sie zufrieden mit sich ist. Ich wollte nicht, dass es so klingt, als würde ich ihr zwingend das Einserabitur wünschen. Ich möchte nur nicht jedes Wochenende meine weinende Schwester sehen, weil sie mir von ihren Noten erzählt und sie Angst hat, ich seie enttäuscht von ihr. Ich merke ja selber, dass sie das sehr mitnimmt. Ich möchte, dass sie mit ihren Leistungen zufrieden ist. Da kann sie mir auch von einer drei oder zwei erzählen und ich wäre super stolz.
Ich würde vermuten, der Kern des Problems liegt hier:
und verbringt immer weniger Zeit mit unseren Eltern. Sie streiten sich auch oft. (Also meine Eltern mit meiner Schwester)
Da scheint irgendwas im argen zu sein. Und deswegen bist du die primäre Bezugsperson. Die kommt bald in die Pubertät, dann wird das alles viel schlimmer werden. Hast du ne Ahnung, was das Problem sein könnte?
Sie beteiligt sich beispielsweise in einem Freizeitzirkus und lernt dort teils in einer Woche ganze Stücke auswendig, hat aber ein Problem damit, sich eine Seite Deutsch zu merken, wodurch sie eine 6 bekommt.
Das könnte ein Anzeichen für neurodivergenz sein. Es nennt sich hyperfokus.
Tut mir leid, ich habe mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt, du bist nun schon die zweite Person, die das so herum interpretiert. Deswegen mag ich es auch hier nochmal klarstellen:
Ich möchte sie nicht zu guten Noten drängen. Ich habe meine Schwester genau so lieb, wie sie ist. Ich bin stolz auf sie, auch wenn sie keine guten Noten hat. Das ist nicht der Sinn meiner Frage.
Ich merke, dass IHR ihre Noten nicht gefallen. Sie erzählt sie ja von sich, weint dabei, hat Angst, dass ich enttäuscht bin und möchte sich verbessern.
Alleine findest sie aber nicht die Motivation. Und da ist der Knackpunkt. Ich möchte ihr zu besseren Noten helfen, weil sie das offenbar möchte. Wenn sie Dreien und Zweien hat und damit zufrieden ist, dann würde mich das richtig glücklich machen. Aber sie ist nicht zufrieden mit sich selber. Und das beschäftigt mich, das möchte ich irgendwie ändern.
Ich mache ihr auch wirklich keinen Druck. Ich treibe sie nicht an, ich zwinge sie nicht zu lernen, ich gebe keine Bemerkungen über ihr Lernverhalten ab. Ich bin einfach da und mache mit ihr die Schulsachen, weil sie die nur mit mir machen möchte.
Ich halte sie auch nicht für ein Problemkind. Ich finde sie super. Wenn ich mit ihr Zeit verbringe, haben wir immer Spaß, sie ist total lustig drauf und super glücklich.
Ich danke dir für deine Antwort, aber ich möchte dir versichern: Das, was du da von mir denkst, bin ich nicht. Alles was ich in der Situation möchte, ist, sie glücklich zu sehen. Das ist sie aber gerade nicht, deshalb frage ich nach Rat.