Organspende: Seid Ihr für die Widerspruchslösung?

Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende. 59%
Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende. 41%

69 Stimmen

JasminBruehl  06.04.2024, 18:20

Vielen lieben Dank für den Stern, total lieb von dir. ☀️ Hab ein schönes Wochenende.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 06.04.2024, 18:31

Das wünsche ich Dir ebenfalls.

18 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende.

Hallo

Danke für die Frage, es ist spannend, die Diskussion dazu auch hier zu betrachten.

Vorweg, ich bin klar gegen die Einführung dieser Widerspruchslösung; sowohl aus rechtlicher wie auch aus medizinischer Sicht. Wenn Lauterbach behauptet, die Widerspruchslösung sei "alternativlos", dann zeigt das nur, wie weit er von der Realität entfernt ist. Eine Widerspruchslösung ist nichts weiter als ein massiver Eingriff in die individuelle Freiheit und Autonomie. Es ist absolut inakzeptabel, dass der Staat meint, er könne einfach über den Willen eines jeden Bürgers hinwegsehen und dessen Organe post mortem verfügbar machen.

Und lasst uns über die angebliche Wirksamkeit sprechen. Wo sind die Beweise, dass die Widerspruchslösung tatsächlich zu einer höheren Organspenderrate führt? Die Statistiken zeigen keine überzeugenden Ergebnisse. Wenn Lauterbach behauptet, dass wir ohne diese drastische Maßnahme das Problem nicht lösen können, dann ist das schlicht und ergreifend eine Ausrede für seine mangelnde Kreativität und Fähigkeit, echte Lösungen zu finden.

Schlussendlich kommen wir mal noch zum Vertrauen. Wenn der Staat beginnt, seine Bürger zu zwingen, ihre Organe zu spenden, dann könnt ihr sicher sein, dass das Vertrauen in das Gesundheitssystem rapide sinken wird - das tut es so auch schon; aus diversen Gründen, was sehr schade ist.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von dieser Zwangsmentalität verabschieden und uns auf wirkliche Lösungen konzentrieren. Das bedeutet, die Menschen über Organspende aufzuklären, das Transplantationssystem zu verbessern und die Lebendspende zu fördern. Viele Menschen mit denen ich gesprochen haben sind durchaus offen gegenüber der Lebendspende - vor allem aus altruistischen oder auch religiösen Gründen; das ist doch ein Konzept, in welches man einhaken kann. Aber nein, man fördert lieber die Leichenspenden - total unnötig.

Zudem kommen auch noch kommunikative Bedenken dazu: Wie binden wir Menschen ein, die weder der Sprache noch den rechtlichen Gepflogenheiten in unserem Land was abgewinnen bzw. diese verstehen können. Sehen wir da einen Vorteil drin, weil sie eh nicht widersprechen werden, weil sie es effektiv nicht können? Ich denke man versteht was ich hier andeuten möchte.

Eine Widerspruchslösung ist nicht nur unnötig, sie ist auch moralisch verwerflich und könnte das Gegenteil von dem bewirken, was sie zu erreichen vorgibt - so was brauchen wir echt nicht.

Liebe Grüsse ☀️

PS - Bevor hier das Heulen beginnt: Ja, ich bin in den Registern eingetragen, bei den Lebendspendenden (Organe, Stammzellen etc.). Man kann auch schon vor seinem Tod viel Gutes tun.


verreisterNutzer  08.04.2024, 00:31

"Wenn Lauterbach behauptet, die Widerspruchslösung sei "alternativlos""

So ähnlich hat er doch auch über die C-Impfung gesprochen. Ich glaube, das soll als Druckmittel dienen.

Familiengerd  05.04.2024, 15:01
Eine Widerspruchslösung ist nichts weiter als ein massiver Eingriff in die individuelle Freiheit und Autonomie.

Das ist schlichtweg Unsinn, weil Du Dich selbstverständlich entscheiden kannst!

Außerdem gibt es in einigen Bereichen schon die Widerspruchslösung.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.04.2024, 15:08
@Familiengerd

Ja, bei der elektronischen Gesundheitsakte. Aber Datenschutz ist ethisch nicht so umstritten wie Organspende.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.04.2024, 15:38
@Familiengerd

Das darfst Du gerne selbst recherchieren. Vom Transplantationsskandal über Religion bis zur Frage nach dem Hirntod als richtger Definition von tot reicht da das Spektrum.

Familiengerd  05.04.2024, 16:11
@vanOoijen

Das beantwortet nicht die Frage, inwiefern eine Organspende an sich (!) ethisch umstritten sein soll.

Die Organspende selbst (!) ist es jedebfalls nicht - vielleicht bei Zeugen Jehovas, Evangelikalen (aber die sind in den USA ja auch Trump-Fans, da muss einen gar nichts mehr wundern).

Daran ändert auch nicht, dass es in Zusammenhang damit zu vereinzelten Fehltritten (Manipulation von Krankenakten zur Beschleunigung) gekommen ist.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.04.2024, 14:36

Danke für Deine ausführliche Meinung zum Thema, die ich übrigens teile.

JasminBruehl  05.04.2024, 14:46
@vanOoijen

Vielen lieben Dank für dein Feedback. ☀️ Hab noch einen schönen Tag.

franklin8  11.07.2024, 00:18

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Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende.

Absolut.

Jeder Mensch wird doch wohl in der Lage sein dem zu widersprechen, wenn er es nicht will, oder? Würde ja nicht gerade von Selbstständigkeit zeugen, wenn man dazu nicht in der Lage wäre.

Ist bei GOOGLE Street View doch auch nicht anders. Muss man auch widersprechen, wenn man keine Aufnahme möchte.

Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum sich da Manche nun so haben. Jeden Tag hier teilweise Stunden vorm PC hocken, aber einen Widerruf diesbezüglich nicht verfassen können? Mutet dann doch eher seltsam an!

Es ist nun mal Fakt, dass es zu wenig Organe gibt und manche Menschen eben aufgrund der "ja, kümmere ich mich morgen drum - Mentalität" zum Sterben verurteilt werden.

Es steht ja auch Jedem frei sich zu entscheiden. Aber wer nichts sagt, der hat sich doch für ein "mir egal" entschieden.

Es war jahrzehntelang so, dass man zustimmen musste, nun probieren wir es halt mal mit "wer nicht will muss Widerspruch einlegen".


DjangoS6  05.04.2024, 02:36

Volle Zustimmung!

JasminBruehl  05.04.2024, 14:19
Jeder Mensch wird doch wohl in der Lage sein dem zu widersprechen, wenn er es nicht will, oder?

Wenn sie darüber Bescheid wissen, dann schon ja. Was machst du mit alle denen die in DE leben und der deutschen Sprache nicht mächtig sind? Viele kennen zudem ihre Rechte auch dann nicht, wenn sie öffentlich angepriesen werden. Was tun also?

Kessie1  05.04.2024, 16:39
@JasminBruehl

Es in verschiedenen Sprachen kund tun? Die Krankenkassen senden entsprechende Infos raus? Fernsehwerbung mehrsprachig?.

Wo ein Wille...

In anderen Ländern dürfte das Thema ja auch akut sein und so sollte sich also JEDER damit beschäftigen, auch wenn er nur Tourist ist und die entsprechende Verfügung dann auch in der jeweiligen Sprache bei sich tragen.

Ehrlich gesagt wüsste ich jetzt z.B. nicht, was passiert, wenn man in Peru tödlich verunglückt. Bei uns zählt ja derzeit der Aufenthaltsort, egal ob Deutscher oder nicht.

Die Notstandsregelung gilt nur in Bulgarien: Die Organentnahme ist hier "im Notstand" immer zulässig ist. Selbst beim Vorliegen eines Widerspruchs kann es zur Organentnahme kommen.

https://www.krankenkassen.de/ausland/organspende/

Ich schätze mal, da hat sich kaum ein deutscher Tourist je mit beschäftigt ;-).

Alleine in Europa gibt es ja schon unterschiedliche Wege.

Ich bin gegen die Widerspruchslösung bei Organspende.

Klar dagegen.

Man entscheidet sich für etwas und muss nicht extra anmerken, dass man etwas nicht will. So sollte das in einem freiheitlichen System sein.

Wer will, packt sich eine Karte in den Geldbeutel, wie ich auch. Wer Stammzellen oder Knochenmark spenden will, lässt sich eintragen und wird eben nicht automatisch eingetragen.

Am Ende macht man was, was von diesem Menschen gar nicht gewollt war, von seinen Angehörigen nicht gewollt war, gffs. folgt eine unerwartete Genesung und der Mensch ist dann eingeschränkt, weil er nicht widersprochen hat?


moreblack  05.04.2024, 16:19

Naja, es ist ja nicht so, dass man Menschen, die noch genesen können, einfach irgendwelche Organe entnimmt. Das tut man nur bei Hirntoten. Und für den Tod des Hirns gibt es viele Bedingungen und mehrere Prüfschritte. Wer hirntot ist, ist tot.

Ich bin für die Widerspruchslösung bei Organspende.

Ich bin ganz klar für die Widerspruchslösung. Mit der Menge an ordentlichen Organen die bei einer Widerspruchslösung herauskommen könnte man den Bedarf an notwendigen, lebensrettenden Organen getrost decken und viel Leid reduzieren. Für mich eine klare Sache in einer Gesellschaft, die ordentlich miteinander umgeht. Viele Leute würden spenden, kümmern sich aber tatsächlich nicht darum dafür zu sorgen, daß ihre Organe nach dem dem Tod entnommen und gespendet werden können. Weiterhin braucht man nach dem Tod auch keine Organe mehr.

Ich wohne in den Niederlanden und hier gibt es die Widerspruchslösung. Es gibt auch ein zentrales Register, in dem jeder, der kein Organspender ist, sich eintragen lassen kann.

Und, hat es was gebracht? Nein. Hier warten auch sehr viele Menschen auf ein "neues" Organ.

Ich habe mich als NIchtspender eintragen lassen, bin aber sicher, dass so manch einer das "vertrotteln" wird, der kein Spender sein will. Genau darauf spekuliert die Widerspruchslösung.

Ich möchte übrigens auch kein Fremdorgan erhalten.

Seit ich mich mal ausführlicher mit der Organspende befasst habe, bin ich strikt gegen die Totspende. (Lebendspende hingegen ist für mich unproblematisch.) Die Definition von "tot" wurde geändert, um Organspende juristisch möglich zu machen. Denn nur noch LEbende können spenden. Und so erfand man den Hirntod.

Hirntote werden bei der "Ausweidung" ("Ernte" nennen Mediziner das) festgeschnallt. Aus gutem Grund, denn häufig zucken sie. Außerdem wurden andere Stresssymptome beobachtet, die auf Schmerzen hindeuten.

Nur weil Hirntote nicht mehr protestieren können, heißt das nicht, dass sie keinen Schmerz mehr empfinden. Allein die Möglichkeit, dass es so sein könnte, ist für mich unsagbar grässlich.

Organtransplantation ist ein unglaublich lukratives Geschäft, das sollte nicht übersehen werden. Da kann man schon mal ein wenig "vergessen", Menschen neutral aufzuklären.

Mein Fazit: Spendenwillige schonungslos informieren, ohne zu drängen. DAS ist die Alternative, die aber weit weniger GEld in die Kasse bringt.

Woher ich das weiß:Recherche

Topses  03.07.2024, 18:39

Danke für die gute Antwort.

Hinzufügen möchte ich noch, dass bei der Entnahme die "Toten" nicht nur angeschnallt werden, sondern auch sehr starke Schmerzmedikamente erhalten und teilweise sogar narkotisiert werden (in der Schweiz soweit ich weiß zwingend). Warum muss man Tote narkotisieren bei der Entnahme? Bei einer Obduktion (wo der Mensch wirklich tot ist) habe ich das noch nie gehört. Für mich ein eindeutiger Beweis, dass Hirntote nicht tot sind. So wie du schon geschrieben hast, ein juristischer Trick, dass die Organspende legalisiert werden konnte.

Allein schon die Hirntotdiagnostik ist so was von brutal, menschenunwürdig und menschenverachtend, das es mir davon schlecht wird.

Ich bin überzeugt, wenn schonlungslos aufgeklärt wird, wie eine Hirntotdiagnostik und eine Organentnahme wirklich abläuft, dass die Spendenwilligkeit rapide einbricht.

Es gibt auch noch etliche Gründe mehr, warum ich kein Spender bin.

Z.B. von Hirntoten, die Gott sei Dank noch rechtzeitig vor der Entnahme aufgewacht sind und wieder quicklebendig herumlaufen. Gut, die allermeisten von denen wird ne Fehldiagnose gewesen sein, aber was wäre, wenn derjenige erst nach der Entnahme aufgewacht wäre (sorry für die Ironie)?

Ich habe mich auch in Österreich im Widerspruchsregister eintragen lassen.

Johannax32  27.06.2024, 15:12
die auf Schmerzen hindeuten.

Was ist Schmerz überhaupt? Vereinfacht wird ein Nerv (Teil des Nervensystems!!) gereizt und leitet diese Information ins Gehirn fort. Funktioniert das Gehirn nicht mehr, kann der Tote keinen Schmerz empfinden. (Ist ein Nerv "kaputt", wird ebenso kein Schmerz verspürt, lediglich ggf. ein Phantomschmerz. Funktioniert die Reizübertragung nicht mehr (z.B. aufgrund einer Ibu-, Opioid-Einnahme o.ä.), spürst du ebenso keinen Schmerz bzw. je nach Rest der Reizübertragung einen geringeren Schmerz.

Die Definition von "tot" wurde geändert, um Organspende juristisch möglich zu machen.

Nein, weshalb?

Denn nur noch LEbende können spenden.

Das ist falsch. Die Organe müssen funktionsfähig sein. Ab einfachsten ist das bei einem Hirntod, da dieser idR nur auf einer ITS (oder im OP z.B. bei einem Polytraumapatienten) eintreten kann, man aber die Organe vor einer Ischämie (=Minderversorgung) schützen kann. Je nach Organ beträgt die tolerierte Ischämiezeit nur wenige Minuten, sodass ein Einwirken erst dann zu spät ist (zumal sich ein Hirntod auf Normalstation/außerhalb des KH kaum feststellen lässt. Die Person ist dann aufgrund des zeitl. Aspekts einfach tot.)

festgeschnallt

Sie werden operiert, wobei die OP nahezu identisch wie bei einem Lebenden abfolgt. Lediglich auf das Schmerzmittel kann verzichtet werden, da das Gehirn keinen Schmerz mehr wahrnehmen kann. Festgeschnallt werden auch lebende Patienten, damit sie nicht runterfallen/verrutschen, wenn der OP-Tisch anders gekippt/hoch/runter gefahren wird. Die Bewegung des OP-Tischs erfolgt, damit der Eingriff leichter ablaufen kann.

denn häufig zucken sie.

s. spinal-motorische Phänomene.

Unwillkürliche Bewegungen infolge wegfallender hemmender Einflüsse absteigender Bahnen beim kompletten Hirnfunktionsverlust. Häufigkeit: Innerhalb von 6–72 h nach komplettem Hirnfunktionsverlust bei bis zu 50% der Betroffenen

Mit Leben hat das wenig zu tun.

Anm.: Um das Phänomen zu verstehen, muss man leider mehr oder weniger den vorklinischen Teil des Medizinstudiums absolviert haben...

Organtransplantation ist ein unglaublich lukratives Geschäft, das sollte nicht übersehen werden.

Für wen denn?

Ich verstehe, dass all das für dich als Laien beängstigend sein kann und ich meine meine Worte in keinster Weise böse oder gar diffamierend. Du darfst deine Meinung, deinen Glauben und auch deine Ängste haben. Daher hast du auch jedes Recht, eine Organspende abzulehnen :)

Hier auch gerne etwas zum Nachlesen:

https://next.amboss.com/de/courses/Uh0bWf/94aNlk/article/KI0Udh

Der Begriff „irreversibler Hirnfunktionsausfall“ bezeichnet im Allgemeinen den vollständigen und unumkehrbaren Ausfall der Funktion von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Der Eintritt dieses Zustands ist Bestandteil jedes Sterbeprozesses und unmittelbare Folge des endgültigen Ausfalls der Herz- und Kreislauffunktion („Herztod“). Im Speziellen wird der Begriff jedoch verwendet für den Zustand des isolierten irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (umgangssprachlich auch „Hirntod“) bei künstlich aufrecht erhaltener Atmung (durch Beatmung und ggf. Herz- und Kreislaufunterstützung). Dieser Zustand kann nur bei intensivmedizinisch Behandelten mit ausgedehnter Schädigung des Gehirns vorkommen und muss von mehreren dafür qualifizierten Ärzten diagnostiziert werden. Er ist ein sicheres Todeszeichen und unabdingbare Voraussetzung für die postmortale Organspende.  

Weiteres zur Diagnostik usw. unter dem Link.

Tisiphone71  27.06.2024, 15:23
@Johannax32

Oh, keine Sorge, deine Ausführungen sind für mich als "Laien" keineswegs zu "hoch", ich komm da schon mit. Habe erst neulich medizinische Unterlagen genau zu diesem Thema übersetzt (bei denen es sehr viel darum ging, wie man die Abstoßung von Spenderorganen besser unterdrücken kann). Und danke, dass du mir das Recht gönnst, Organspende abzulehnen. Solange ich das darf, soll jeder machen, was er will.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 12.06.2024, 21:33

Danke für Deine interessante Antwort.