Kernkraftwerke(in Deutschland) abschalten?

Das Ergebnis basiert auf 49 Abstimmungen

Nein! 49%
Ja 43%
Ich beschäftige mich damit nicht 8%

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein!

Jedes Mal, wenn ich, wie gerade eben, einen Bericht im TV darüber sehe, werde ich total mett. Was für eine krasse Fehlentscheidung. Ein Kraftwerk, das nie einen Störfall hatte, gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung abschalten, wenn man es am dringendsten bräuchte... unfassbar. Aber Hauptsache lieber Atomstrom aus Frankreich importieren und mehr Kohle verstromen. Das ist halt klassisch grüne, realitätsfremde Idealismuspolitik.

guenterhalt  14.04.2023, 09:00

Gegen welchen Willen der Bevölkerung wurde denn entschieden?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, woher das Uran kommt?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, wo die Abfälle für Hunderttausende Jahre gelagert werden können?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, wie Atomkraftwerke mit Kühlwasser versorgt werden können?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, was es kostet, ein AKW rückzubauen, wenn eine neue Technologie bereit steht?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, wenn sich Deutschland von den Ländern abhängig macht, die Uran liefern können?

Etwa gegen den Willen derer, denen es gleichgültig ist, wie es um Gera und Ronneburg aussah, als die Urangewinnung im Osten (Thüringen, Sachsen) beendet wurde?

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Benedikt789  14.04.2023, 19:03
@guenterhalt

So... und jetzt frage ich mich, was es besser macht, dass die Franzosen jetzt für uns die Drecksarbeit machen, nur zu einem höheren Preis.

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guenterhalt  14.04.2023, 19:41
@Benedikt789

welche Drecksarbeit machen die denn für uns?
Die haben bisher unseren Atommüll nicht bei sich untergebracht. Sie erhalten von uns Strom, (Gott sei Dank) weil wir es versäumt haben, den zeitweises im Überfluss bei uns produzierten Öko-Strom in geeigneter Weise zu speichern.
Können wird den in Wasserstoff umwandeln? Kaum. Haben wir Pumpspeicher werke? Kaum.

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Ja

Atomkraft scheint erstmal verlockend zu sein.

Keine Abgase, keine riesigen Tagebaufelder, unabhängig von Wind und Wetter,...

Wohin die Entwicklung in der Zukunft geht, ist natürlich noch relativ offen, aber so wie es jetzt ist, bin ich kein Freund von Atomkraft.

  • Wohin mit dem Atommüll? Wir haben schon Unmengen davon, aber noch keine Lösung das Zeug lang genug sicher zu verwahren. Energie für ein paar wenige Generationen, ein Problem für viele mehr...

Hinzu kommt, wie Aktuell mit den bestehenden Atomkraftwerken umgegangen wird (nur einige Beispiele):

  • In Atomkraftwerken wie Tihange muss das Not-Kühlwasser erheblich vorgeheizt werden, damit der von Rissen durchzogene Druckbehälter nicht aufgrund eines Temperaturschocks bricht.
  • In Neckarwestheim gibt es Risse in den Rohren zum Dampferzeuger, der Reaktor wurde trotzdem wieder angefahren.
  • In Fessenheim mangelt es u.a. an Erdbebensicherheit und Hochwasserschutz. Und das auf einer der wichtigsten Grundwasserleiter Europas. Aber hey: What could possibly go wrong?
  • Was an den "Wiederaubereitungsanlagen" in La Hague und Sellafield geschieht, ist ein Skandal.
  • Diverse Störfälle bzw. deren tatsächliches Ausmaß werden erst viel Später durch Recherchen bekannt anstatt zeitnah durch Mitteilungen der Betreiber. Das finde ich bei den potenziellen Gefahren nicht in Ordnung und hat Vertrauen verspielt. Wer weiß, was noch alles vertuscht wurde.

Dafür, dass bei so einem AKW verdammt viel schief gehen kann (und ja auch schon schief gegangen ist) und der daraus resultierenden Verantwortung der Betreiber, finde ich solche Punkte einfach nicht in Ordnung.

Hinzu kommt ja auch noch, dass die bestehenden AKW nur Mangelhaft gegen (Terror-)Angriffe geschützt sind; ein Aspekt, der leider eine immer wichtigere Rolle spielt.

Oppulus  14.04.2023, 09:27
Wohin mit dem Atommüll? Wir haben schon Unmengen davon

Zunächst: Die Menge von hochradioaktivem Atommüll in Deutschland insgesamt beträgt etwa 14'000 t. Das sind nicht Unmengen, die passen in eine Industriehalle.

Für die Produktion von Seltenen Erden für die EE fällt ein Abfallstoff an der ist hochgiftig, säurehaltig und radioaktiv. Davon fallen jeden Tag mehrere Millionen Liter an. Dieser Abfall wird in China in Seen verklappt. Seen an denen Dörfer liegen. An denen Kinder spielen.

Die BBC nannte es "den schlimmsten Ort auf Erden". Die Rohstoffe für unsere Windkraftanlagen kommen vom schlimmsten Ort auf Erden.

https://www.bbc.com/future/article/20150402-the-worst-place-on-earth

Und das soll kein Argument gegen die EE sein. Ich bin für einen Ausbau von EE und Kernenergie.

Außerdem haben wir in Deutschland mehrere Endlager. Für Giftmüll. Das ist Müll der ist giftiger als Atommüll. Für diese Diskussion würde ich mich darauf einlassen, dass er genauso giftig ist. Im Gegensatz zu Atommüll ist dieser bis in alle Ewigkeit giftig und wird niemals ungiftig.

Die Untertagedeponie Herfa-Neurode ist eines dieser Endlager (allein in Deutschland gibt es 3). Dort werden jedes Jahr 200'000 t hochgiftiger Müll neu eingelagert. Das ist kein Problem, das muss man nicht mal wissen? Doch das bisschen Atommüll reicht als Argument gegen die gesamte Technologie.

Aber alles was ich bisher dazu gesagt habe ist sowieso hinfällig. Reaktoren der Generation 4 benutzen Atommüll als Brennstoff. Es ist kein Müll es ist Ressource für die nächste Generation Kernkraftwerke.

Ist das eine verrückte Zukunftstechnologie von der ich da spreche?

Nein. Die ersten Versuchsreaktoren liefen in den 1950'er Jahren und so sehr es mir weh tut etwas gutes über russland zu sagen: russland hat bereits zwei Reaktoren dieser Art im kommerziellen Betrieb.

Aktuell benutzen wir unsere einzige Atmosphäre, die Luft die wir atmen als Endlager für giftige Gase und CO2. Da wäre es doch ein Wunder wenn wir, statt dies in Gigatonnen durch den Schornstein zu jagen so einen Klumpen Gift im Keller hätten. Ja ein sehr giftiger Klumpen, keine Frage. Doch ein Klumpen den man, anders als Giftgas und CO2, auf einen LKW packen und wo hinfahren kann wo er niemanden gefährdet. Atommüll ist das beste an der Kernkraft.

Hinzu kommt, wie Aktuell mit den bestehenden Atomkraftwerken umgegangen wird

Wie denn? Die Anzahl an Todesopfern durch Unfälle in der westlichen Kernkraft liegt bei 0. Vielleicht 1. Bei all deinen Beispielen die du genannt hast starben 0 Personen und wurden 0 Personen verletzt. Es sind (ohne Übertreibung) mehr Menschen vom Dach und Windrädern gefallen und gestorben als durch Unfälle in westlichen Kernkraftwerken.

Durch Kohlekraft sterben weltweit 1,3 Millionen Menschen jedes Jahr an den Folgen von Lungenkrankheiten. Nicht bei katastrophalen Jahrhundertunfällen, durch die ganz normale Verwendung. Durch die Abschaltung der Kernenergie sterben in Deutschland bis zum Jahr 2035 36'000 Menschen durch Luftverschmutzung die durch die Mehrverwendung von Kohlekraft verursacht werden.

Und da habe ich noch nicht Mal über den CO2-Ausstoß gesprochen.

Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301421519303611

Wie viele katastrophale Unfälle in der Kernenergie könnten wir uns leisten bis sie auch nur annähernd so viele Todesopfer fordert wie die Kohlekraft?

Hinzu kommt ja auch noch, dass die bestehenden AKW nur Mangelhaft gegen (Terror-)Angriffe geschützt sind; ein Aspekt, der leider eine immer wichtigere Rolle spielt.

Diese Behauptung offenbart eine profunde Unkenntnis sowohl über Kernkraftwerke als auch über Terroristen.

Als jemand der in dieser Branche gearbeitet hat kann ich dir sagen, dass kein ziviles Objekt auf der Welt (und die wenigsten militärischen Objekte) so gut gegen Terrorangriffe geschützt ist wie Kernkraftwerke. Die Strategie von Terroristen ist weiche Ziele anzugreifen weil ihr Ziel ist Terror zu verbreiten, nicht Schaden anzurichten. Es gibt kaum ein härteres ziviles Ziel als Kernkraftwerke. Wir müssen dankbar sein für Terroristen die so dumm sind ihren einzigen Versuch auf ein Kernkraftwerk zu verschwenden statt einen Kindergarten oder eine Konzerthalle zusammenzuschießen.

Und nur fürs Protokoll: Das schlimmste das bei einer Katastrophe in einem westlichen Kernkraftwerk passiert ist weit weniger schlimm als die Schäden die Kohlekraft alltäglich anrichtet.

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Nein!

Zumindest nicht jetzt, sondern erst wenn wir aus der Kohlekraft ausgestiegen sind und eine stabile Stromversorgung auch ohne Atomkraft garantierten können.

Die Atomkraft hat den großen Vorteil, dass man das Abfallprodukt lagern kann. Bei der Kohlekraft hingegen, werden die Abgase einfach in die Atmosphäre geblasen und haben einen enormen Anteil am Klimawandel. Weit mehr als man durch irgendwelche Verbrenner- oder Heizungsverbote kompensieren könnte.

Pomophilus  14.04.2023, 12:49

Und wie soll der Weiterbetrieb konkret aussehen? Unsummen für Wartung, Sicherheitsüberprüfung der alten KkWs aufbringen, die benötigten Brennstäbe mit 5 Jahren Lieferzeit bestellen? Bislang kamen sie aus Russland, wenn man sie jetzt von anderswo beziehen will, wird das die Frist sicher nicht verkürzen!

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HeinrikH  14.04.2023, 13:34
@Pomophilus

Die Kosten für Atomstrom würden bei einem längerfristigen Weiterbetrieb dank des Fixkostendegressionseffekts unabhängig von den Wartungskosten mit großer Wahrscheinlichkeit sinken. Das liegt daran, dass ein erheblicher Teil der Gesamtkosten von Atomstrom aus Fixkosten wie Bau, Rückbau und Lagerung entsteht. Umso kürzer ein Atomkraftwerk genutzt wird, umso höher sind die Kosten pro erzeugter TWh.

Bislang kamen sie aus Russland, wenn man sie jetzt von anderswo beziehen will, wird das die Frist sicher nicht verkürzen!

Die Wirtschaft geht laut öffentlichen Aussagen von 12 Monaten Lieferzeit aus. Hätte man bereits den Weiterbetrieb vorbereitet, statt sich dagegen aus ideologischen Gründen zu sperren, hätte man also schon vor gut einem Jahr welche bestellen können, als dieses Thema zum ersten Mal stärker aufkam. Aber auch mit einer Unterbrechung, wären die Atomkraftwerke wieser nutzbar, sobald neue Brennelemente vorhanden sind. Bedarf haben werden wir sowohl in 12 Monaten als auch in 10 Jahren noch haben.

Russland ist übrigens nur einer von 5 großen Lieferanten der EU. Die anderen sind Niger, Kasachstan, Kanada und Australien. Zusätzlich gibt noch einige kleinere Lieferanten.

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Pomophilus  14.04.2023, 16:44
@HeinrikH
Hätte man bereits den Weiterbetrieb vorbereitet, statt sich dagegen aus ideologischen Gründen zu sperren

Hat man da nicht einfach den Beschluss und das Gesetz vollzogen, dievon der Schwarz- Gelben Bundesregierung 2011 gefasst und erlassen wurden?

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HeinrikH  14.04.2023, 17:06
@Pomophilus

Ja, bis auf die Verlängerung hat man das. Und? Gesetze sind nicht unveränderbar in Stein gemeißelt, sondern können geändert werden. Genau dafür haben wir ja eine Regierung und einen Bundestag.

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Pomophilus  14.04.2023, 17:34
@HeinrikH

Ich finde es nur seltsam, den Vollzug von Gesetzen, die in einer Demokratie die Vorgängerregierung erlassen hat, als "ideologische Verblendung" zu bezeichnen. Was war das dann bei der Vorgängerregierung, die das Gesetz erlassen hat?

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HeinrikH  14.04.2023, 22:24
@Pomophilus

Bei der Vorgängerregierung war es vor allem eine Kurzschlussreaktion unter Eindruck eines schlimmen Unfalls, würde ich sagen. Damals auch noch mitgetragen von einem Großteil der Bevölkerung. Nur kritisiert die CDU ja selbst, dass die aktuelle Regierung am Ausstieg festhält und auch die Meinung in der Bevölkerung hat sich angesichts der Energie- und Klimakrise gewandelt.

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Ja

ein Risiko weniger. Uralt, klapprig, gefährlich. Weniger als 5% Anteil am Strom, den Deutschland netto-exportiert.

Roythoxyc  14.04.2023, 08:48

Und teuer, verbraucht Wasser und bremst EE aus.

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Ja

Ich finde diese Debatte, die da gerade losgetreten wird, recht sinnfrei. Der Atomausstieg 2022 wurde im Jahr 2011 mit den Stimmen von CDU, CSU, SPD, Grünen und FDP beschlossen. Nur die Linken haben dagegen votiert. Auch die Bevölkerung war damals mehrheitlich dafür.

Jetzt kann man natürlich durchaus im Laufe der Jahre diese Entscheidung überdenken und es gibt ja durchaus sehr gute Argumente, dass ein Ausstieg aus der Kohle vor dem Atomausstieg sinnvoller gewesen wäre. Aber man hat über ein Jahrzehnt an dem schrittweisen Ausstieg festgehalten und ihn umgesetzt. Mittlerweile waren nur noch 3 Reaktoren am Netz, deren Leistung man gedrosselt hat, um ihren Betrieb nachträglich bis jetzt zu strecken. Entsprechend haben sie zuletzt nur noch knapp 2% des Energiebedarfs Deutschlands gedeckt.

Nun müssen sie abgeschaltet werden. Will man sie weiterbetreiben, wären aufwändige Wartungs- und Modernisierungsarbeiten notwendig, außerdem bräuchte man neue Brennstäbe, die man nicht mal eben im Supermarkt um die Ecke bekommt. Deshalb kann man aktuell überhaupt nicht diese Fragen stellen. Ja, die werden morgen wie geplant abgeschaltet. Die richtige Frage wäre, ob Deutschland demnächst wieder in die Atomkraft einsteigen soll.

Und das macht ökonomisch eigentlich keinen Sinn, da Energie aus Wind, Sonne, etc. mittlerweile so unglaublich günstig geworden ist. Probleme sind dabei geeignete Flächen zu finden, Bürokratie, Speichermöglichkeiten, Netzausbau, usw. Das sollte in meinen Augen die Debatte prägen.