Kann man als Pantheist auch an einen persönlichen Gott glauben?

10 Antworten

Der Pantheismus (für Schopenhauer ein höflicher Atheismus) und er Glaube an einen persönlichen Schöpfergott schließen sich gegenseitig aus. Ein Pantheist kann nicht zur Anbetung Gottes gelangen, auch wenn dem Gebet ähnliche freireligiöse Gemütsäußerungen möglich sind. Aus christlicher Sicht ist der Pantheismus abzulehnen, da dieser nicht in der Lage ist, den Menschen als erlösungsbedürftiges Wesen ernst zu nehmen.

Es gibt allerdings auch den Panentheismus, welchen man als einen Kompromiss zwischen Pantheismus und Theismus bezeichnen kann (alles ist in Gott, aber nicht alles ist Gott). Ein Vertreter des Panentheismus ist der deutsche Philosoph und ehemalige Atheist Holm Tetens (Freie Universität Berlin). Er vetritt mittlerweile die Auffassung, dass es vernünftige Gründe gibt, an einen persönlichen Gott zu glauben. Hier ein kurzes Video, in dem Tetens seine Version des Panentheismus vorstellt:

https://www.youtube.com/watch?v=aa4581zYjgE

Aus christlicher Sicht nimmt der Panentheismus zumindest ernst, dass Gott geistig außerhalb der Welt existiert. Aus theistischer Sicht ist aber Gott von seiner Schöpfung ganz unabhängig (im Unterschied zum Panentheismus).

Knopperz  24.04.2020, 05:40

"Aus christlicher Sicht ist der Pantheismus abzulehnen, da dieser nicht in der Lage ist, den Menschen als erlösungsbedürftiges Wesen ernst zu nehmen."

Christen sind ja so tolerant :-D

Wenn man sich mal mit der Biographie von Spinoza befasst wird einem schnell klar was ~1650 passiert ist. Er hat die Pfeife geblasen.

Genau wie Julian Assange heute.

0
UW1969  24.04.2020, 10:17
@Knopperz

Die Grundlage für die interreligiöse Begegnung sollte die Nächstenliebe sein, da im biblischen Menschenbild jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen wurde. Für einen Christen, welcher die Bibel als Wort Gottes ernst nimmt, ist echte Toleranz nur möglich, wenn er zwischen Person- und Sachtoleranz unterscheidet. Persontoleranz heißt, dass ich die Entscheidungen einer Person (z. B. für den Pantheismus) respektiere. Sachtoleranz ist allerdings nicht möglich, da der Pantheismus dem biblischen Gottesbild grundsätzlich widerspricht.

1

Im Prinzip ist auch ein Universum mit einer Persönlichkeit - also zum Beispiel mit Absichten, einem Willen und einem Charakter - denkbar.

Manche unterstellen ja schon der Erde ("Mutter Erde") so einen Charakter und zielgerichtetes handeln - warum also nicht dem ganzen Uni-(oder Multi-)versum?

Von daher beantworte ich Deine Frage mit Ja.

Ein Gott ist das woran man glaubt und dieser Glaube hilft vielen. Das Problem... Es gibt keinen Gott.

Mario

JudyBerger  23.04.2020, 05:29

Natürlich gibt es Gott, bist du doof? Hast du denn noch nie vom heiligen fliegenden Spaghettimonster gehört? :O

0
UW1969  23.04.2020, 08:17
@JudyBerger

Jetzt ist das fliegende Spaghettimonster auch noch heilig? Da übertreibt ihr Pastafarianer wieder einmal ein bisschen. :-))))

1

Das Göttliche befindet sich in höheren Dimensionen, die der Mensch normalerweise nicht wahrnimmt, (so wie ein imaginäres Flächenwesen nicht den Raum erfassen kann). Eine natürliche seelische Dimension in Raum und Zeit ist die Person. Das Seelische im Menschen ist im Leben immer an eine Person gebunden. Von daher rührt auch die Vorstellung, das Gott eine Person sei.

Da Gott aber bis in der höchsten Dimension existiert und damit Alles ist, ist er mehr als eine Person, nämlich ein überpersönliches, alles umfassendes Wesen, dem wir alle angehören. Das ist aber für die begrenzten menschlichen Maßstäbe nicht vorstellbar. Die Personifizierung von Gott ist eigentlich falsch, weil sie nicht der göttlichen Wirklichkeit entspricht, aber sie macht den lieben Gott greifbar und damit zu einem persönlichen Gegenüber, zu dem man beten kann.

Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man als Pantheist die Vorstellung eines persönlichen Gottes (und auch persönlicher Götter) akzeptieren und auch selber diesen Glauben annehmen, da Gott selbstverständlich auch in persönlicher Form in Erscheinung treten kann. Z.B. war Jesus ganz vom göttlichen Geist erfüllt und damit praktisch selber Gott.

Für mein Gefühl ist aber die lebendige Natur als lebender Ausdruck und Daseinsform des Geistes am verehrungswürdigsten. Eine imaginäre Person Gott oder ein historischer Jesus hat für meine Begriffe nicht die geistige Kraft und den belebenden Eindruck, den die Schönheit und innere Qualität der Natur, einschließlich Liebe und Mitgefühl, auf einen ausübt.

Natürlich geht der Mensch noch einen Schritt weiter, insofern er lernt, kooperativ und rücksichtsvoll mit der Natur und mit seinesgleichen umzugehen. Da sind geistige Lehrer, wie Jesus Christus große Vorbilder. Sie können aber das Gefühl der Einheit mit allem (und damit auch mit Gott) nicht ersetzen.