Jemand greift dich mit einem spitzen Gegenstand an, wie verteidigst du dich im Rahmen der Gesetze?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

In einer akuten Notsituation in der ich weder deeskalieren, noch mich zurück ziehen kann, mit allem was ich grad zur Verfügung habe und dann auch ohne Rücksicht auf Verluste. Denn dann wäre mein Leben akut bedroht und einfach töten lasse ich mich nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Interesse
peace87  02.05.2024, 01:14

Danke für den Stern. ✌️

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Wenn ich nicht ausweichen/fliehen kann, dann mit allem was ich habe oder zu fassen bekomme.
Denn kann ggf. nicht abschätzen was er will, es ist ein Angriff auf Leib und Leben somit darf ich mich schützen im Rahmen der Notwehr.

Woher ich das weiß:Hobby – 2 braune Gürtel, einen blauen in Kara-Te
Von Experte kevin1905 bestätigt

So wie es notwendig ist um mein Leben zu schützen. Der Rest wäre mir in dem Moment egal. Wenn ich angegriffen werde, noch dazu mit einem potentiell gefährlichen Gegenstabd hab ich keine Zeit für Gedanken wie "hm, was kann ich tun damit ich ihn nicht zu doll verletzen wenn ich mich verteidige" Nein. Alles was nötig ist um meine Gesundheit zu schützen wird getan. Punkt.

wie verteidigst du dich im Rahmen der Gesetze?

Bei 10 von 17 Antwortenden bisher wäre die korrekte Antwort:

Gar nicht, ich scheitere und sterbe.

;)

Zu deiner Frage:

Ich würde, so wie praktisch jeder andere Mensch, das tun zu dem ich in dem Moment körperlich und mental in der Lage bin. Da ich nur selten Dinge bei mir habe die man als Waffe gebrauchen könnte und in solchen Situationen so gut wie nie spontan etwas gegriffen werden kann was ähnlichen Zweck erfüllt, wären das in meinem Fall meine bloßen Hände, Beine, Körper etc.

Aufgrund von Jahrzehntelanger Kampfsporterfahrung und einer Körperkraft die derer der meisten Menschen überlegen ist, hätte ich damit verhältnismäßig gute Karten bei der Abwehr des Angriffs.

Wie das ganze dann vor Gericht behandelt wird ist eine ganz andere Sache und man muss deutlich unterscheiden zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen".

Es kursiert immer wieder die Aussage das Notwehr verhältnismäßig sein müsse. Beim Wort "Verhältnismäßigkeit zieht dann regelmäßig ein wütender Mob die Mistgabeln und merkt an das in Notwehrfällen keine Verhältnismäßigkeitsprüfung stattfindet.

Das ist aber ein Streit über Juristendeutsch, denn was die meisten meinen ist eine Erforderlichkeitsprüfung. Im StgB steht folgendes:

Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.

Aber da liegt das Problem:

Es ist faktisch unmöglich zu beurteilen ob eine Handlung erforderlich war oder nicht.

Das führt dazu, dass ein Richter sehr wohl einschätzt ob er die Handlung für erforderlich hält oder nicht (man merke an das ein Jurist ohne Kenntnisse von Nahkampfsituationen, menschlicher Psychologie und der Persönlichkeitsstruktur des beklagten nicht im geringsten qualifiziert ist dies zu beurteilen).

Da hätte ich wiederrum eher schlechtere Karten da meine kampfsportlichen Leistungen sehr einfach durch einen kurzen Background Check einsehbar und meine Körperstatur deutlich ersichtlich ist. Schwarzes Haar sowie ein dunklerer Teint sind oftmals auch nicht gerade hilfreich. Ein Laie wird also tendenziell schneller vermuten das ich "nicht so doll" hätte machen müssen.

Grundsätzlich wird aber die Person die eine Stichwaffe zieht vor Gericht deutlich eher als Agressor beurteilt werden, deshalb hat man da ganz gute Karten denke ich.

Man kann also sagen dass die Entscheidung was im Rahmen des Gesetzes erlaubt ist und was nicht, so hart es klingt, immer ein Stück weit willkürlich bleibt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden
Detlef0 
Fragesteller
 10.04.2024, 22:40

Magst du uns vielleicht davon erzählen? :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden)

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RagingDemon  10.04.2024, 23:42
@Detlef0

Ereignete sich in der Türkei als ich (damals 17) mit meiner Mutter spazieren war. Etwas abgelegen von den Hotelkomplexen in Alanya gab es am Ende des Strandes eine Art felsigen Hügel mit einem Schlängelweg den wir entlanggegangen sind. Oben auf dem Hügel führte eine unasphaltierte Straße weg von einer Baustelle. Kurz und knapp: recht abgelegen.

Auf jeden Fall war in der Nähe der Baustelle nur ein einzelner Mann der uns irgendwann hinterherkam und zunächst versuchte Kontakt aufzunehmen. Dies gestaltete sich schwierig da er weder deutsch, englisch noch russisch beherrschte und sich mein türkisch nur auf grundlegenste Kommunikation beschränkte. Irgendwann wurde er dann gegenüber meiner Muttet "unangenehm" und deutete immer an das ich weggehen solle. Er wurde immer "körperlicher" und ich wusste nicht genau wie ich reagieren sollte da ich wie gesagt erst siebzehn war und das mein erstes Erlebnis dieser Art gewesen ist. Dann küsste er meine Mutter auf die Wange und sie wurde laut und hat ihn angeschrien. Er zog daraufhin ein Springmesser (es war ein klassisches mit dunklem Holzgriff) und hielt es zur Drohung in der Hand. Ich (unerfahren wie ich war) schubse ihn mit Kraft von ihr weg sodass er ins stolpern geriet.

Er kam daraufhin schnaubend auf mich zu und der Kurzablauf war wie folgt:

-Er versucht mir in die Hals/Kopfregion zu stechen

-ich habe meine Hände zum Glück bereits oben, wehre den Sticharm ab und schlage sofort eine Gerade zu seinem Gesicht.

--ich treffe ihn zwar nicht schwer, hindere ihn aber daran sofort erneut zuzustechen, fixiere den Arm mit dem Messer und schleudere ihn mit einem verlängerten Hüftwurf zu Boden

- durch die Wucht des Wurfs überdreht er und landet eher auf der Seite

- ich sehe seinen Rücken und setze sofort zu einem rear naked choke an weil die Technik internalisiert war und ich sie in Wettkpfen zu dem Zeitpunkt sehr oft eingesetzt habe

- mir fällt auf das ich das Messer nicht sehe und das ein rear naked Choke eine echt beschissene Idee ist wenn jemand ein Messer in der Hand hält.

-ich greife seinen rechten Arm und fixiere ihn auf dem Boden während ich sofrt ugrefe und meinen linken Arm statt dem rechten um seinen Hals schlinge.

- ich liege jetzt auf dem Rücken, er auf dem Rücken auf mir, sein Messerarm ist am Boden fixiert und ich bekomme keinen Würger zugezogen weil ich den zweiten Arm brauche um seinen Sticharm zu fixieren.

- ich rufe meiner Mutter zu das sie ihm einen Stein auf den Schädel schlagen soll, aber sie ist erstarrt und nicht ansprechbar.

- ich komme auf die Idee Idee meinen linken Arm in dem sein Hals gefanken ist, statt hinter meinem zweiten Arm, hinter meinem Kopf zu verschränken und schaffe es sein Genick zu hebeln (darauf bin ich tatsächlich sehr stolz)

- er lässt das Messer fallen bzw. schleudert es irgendwie ins Gebüsch da ihm wahrscheinlich klar wurde das die Situation andernfalls mit Tod oder Lähmung endet.

-ich lasse ihn los (darauf bin ich nicht so stolz) weil ich nicht drüber nachdenke und es aus Wettkämpfen so kenne.

- er, wahrscheinlich voll auf Adrenalin, reagiert auf die neugewonnene Freihait sofort mit Faustschlägen und trifft meine Nase.

-ich reagiere ebenfalls mit Faustschlägen und dränge ihn einige Schritte zurück.

- ich komme auf die glorreiche Idee hochzuspringen um ihm gegen den Mopf zu treten, vermassel das aber völlig, streife seinen Schädel leicht und gerate ins stolpern.

-ich fange mich, stoße in sein Richtung und bringe ihn mit einem Takedown zu Boden.

- ich fange an auf sein Gesicht einzuschlagen. Und hate ihn dabei am Arm fest.

-er versucht mir mit den Fingern des anderen Arms in die Augen zu drücken

- ich breche ihm mit einem Schlüsselgelenkhebel die Schulter aus der Pfanne.

-ich greife nacheinander mehrere seiner Finger und verbiege sie bis ich sie laut knacken höre.

-ich halte seinen nicht verkrüppelten Arm weiter fest und malträteriere sein Gesicht und (warum auch immer) seine Schädeldecke zunächst mit der Faust und dann mit dem Ellbogen.

-meine Mutter schreit mich an und versucht mich von ihm herunterzuzerren.

- ich lasse von ihm ab und wir laufen weg.

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RagingDemon  10.04.2024, 23:50
@RagingDemon

-Wir kommen im Hotel an und ich versuche mit blutbespritztem weißen Shirt dem Hausmeister klarzumachen das er die Polizei holen soll.

-da er mich nicht zu verstehen scheint laufe ich immernoch blutbespritzt in die Lobby zum Rezeptionisten um ihm die Sache zu erklären.

-ein Mann von der Gendarmerie kommt und ich erkläre ihm mithilfe des dolmetschenden Rezeptionisten was passiert ist.

- der Gendarmerist meint das das ja zum Glück gut gegangen ist und das sie jemanden dort hochschicken um nachzusehen.

-Wir haben nie wieder was zu dem Thema gehört und es wurde weder ein Ermittlungs- noch Strafverfahren eingeleitet

- meine Mutter hat sich nach zwei Jahren wieder getraut alleine laufen zu gehen, hat aber ein Tierabwehrspray dabei.

- ich habe jetzt fast 13 Jahre später immernoch chronische Angst um alle weiblichen Menschen die mir nahestehen und fürchte mich davor eine Tochter zu bekommen und sie mit meinen Ängsten zu traumatisieren.

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RagingDemon  10.04.2024, 23:54
@RagingDemon

Würde heute einiges anders machen und kann mir immernoch nicht wirklich erklären was im Kopf dieses Mannes vor sich ging, denn wir waren eben zu zweit und ich war auch mit 17 alles andere als schmächtig. Aber ich denke ich könnte heute deutlich kontrollierter und weniger diffus handeln. Bzw würde auf Dinge wie Schubsen, zweihändige chokes oder High Kicks verzichten. So zumindest in der Theorie. In der Praxis lief ich damals sehr automatisch ab. Ganz anders als in Wettkämpfen, in denen ich immer sehr kontrolliert bin und war.

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Detlef0 
Fragesteller
 12.04.2024, 20:19
@RagingDemon

Du bist Mamas Held! 💪

Wärst du an dem Abend nicht gewesen...

Nimm dir einen Augenblick, klopf dir auf die Schulter und sag:„Das habe ich gut gemacht."

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Meine Antwort nützt Dir nichts, weil Du im Zweifel nicht die gleichen Voraussetzungen oder Möglichkeiten wie ich hast.

Was habe ich denn in der erfundenen Situation zur Verfügung, wie läuft die Situation genau ab, was passiert genau Schritt für Schritt davor…?

Evtl. kommt es bei mir ja gar nicht erst zu der von Dir geschilderten Situation, das kannst Du schliesslich nicht voraussetzen.