Ist ein Ethnozid vertretbar?
Als man die Bevölkerung wie im Elsass ab 1918 bis in die 70er französisierte, indem man zum Beispiel Deutsch in Schulen verbietet oder es gesellschaftlich verpönt ist. Ist dadurch wirklich ein Schaden entstanden?
Aus der Sicht versteh ich wirklich nicht, wieso China nicht dieselbe relativ friedliche Art in Xinjiang anwendet und da Lager und all sowas furchtbares baut. Das ruiniert ja auch deren Bild von außen, nicht nur das Leid der Bevölkerung dort.
Es gäbe doch viel sanftere Möglichkeiten zur "Integration".
Und was ist der Unterschied zwischen einem Ethnozid und Integration. Eine wirklich erfolgreiche Integration über Generationen führt doch zwangsläufig zu einem Ethnozid, oder?
Ist ein heißes Thema und bitte regt euch nicht auf. Soll nicht gegen Uiguren oder Deutsche gehen, mir kam die Frage einfach so in den Kopf.
4 Antworten
Und was ist der Unterschied zwischen einem Ethnozid und Integration. Eine wirklich erfolgreiche Integration über Generationen führt doch zwangsläufig zu einem Ethnozid, oder?
äh, nein
Ethnozid (auch kultureller Völkermord, englisch cultural genocide) bezeichnet den gewollten Versuch, die kulturelle Identität einer bestimmten ethnischen Gruppe zu zerstören, ohne jedoch ihre Angehörigen zu töten, wie es beim Völkermord (Demozid oder Genozid) der Fall wäre.
Dies wird erreicht, indem die jeweilige Sprache, Kultur, Religion, Wirtschaftsweise und Herrschaftsform der entsprechenden Ethnie verboten und/oder zerstört wird.[1] Anstelle der alten wird den Betroffenen eine neue kulturelle Identität unter Drohungen und Repressionen auferlegt (oktroyiert).
Grund solcher Bestrebungen ist zumeist ein durch Rassismus gespeistes Überlegenheitsgefühl dominanter Gesellschaften gegenüber andersstämmigen Minderheiten. Ziel ist die beschleunigte Eingliederung der Minderheitsgesellschaft in die Mehrheitsgesellschaft durch Abschaffung der kulturellen Eigenarten.[1][2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnozid
Der Begriff Integration ist vom Lateinischen integratio (Erneuerung) abgeleitet und bedeutet in der Soziologie die Ausbildung
- einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder
- einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) und teilweise in Sondergemeinschaften zusammengefasst waren.
Integration hebt den Zustand der Exklusion und der Separation auf. Integration beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens. Gegenbegriff hierzu ist Desintegration. Integration wird auch als Form der Akkulturation betrachtet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Integration_(Soziologie)
AkkulturationAkkulturation (von lateinisch ad und cultura: „Hinzuführung zu einer Kultur“[1]) bezieht sich als weit gefasster Oberbegriff auf alle Anpassungsprozesse von Personen oder sozialen Gruppen an eine Kultur in Hinsicht auf Wertvorstellungen, Sitten, Brauchtum, Sprache, Religion, Technologie und anderes.
beim Ethnozid geht es um die gewaltsame Ausrottung der Kultur aufgrund von Rassismus und Überlegenheitsgefühl der Mehrheitsgesellschaft
bei der Integration geht um die Eingliederung einer fremden Kultur in die bestehende Mehrheitsgesellschaft
was du meinst, ist eher Assimilation, also dass die Fremdkultur ihre eigene Kultur aufgibt und sich der Mehrheitsgesellschaft anpasst, was zum Teil auch aus eigenem Wunsch der Minderheit heraus passiert
In Xinjiang lernen die Menschen zwei Sprachen, die der Minderheit und die allgemeine Sprache in China (mandarin). Naja, und wohl noch ihren lokalen Dialekt.
Das ist im übrigen in ganz China so.
Wie In Friesland Platt gesprochen wird und auch Deutsch gelehrt wird - damit man sich mit dem Rest des Landes und der Bevölkerung verständigen kann.
Die "Lager" sind keine Lager, sondern Bildungseinrichtungen in denen die Menschen nützliche Fertigkeiten lernen. Damit können sie dann u.u. aus ihrem Dorf raus und iwo anders Geld verdienen. Die Frauen werden z.b. emanzipierter und müssen nicht zu Hause sein und darauf warten verheiratet zu werden.
Natürlich gibt es auch in China Gefängnisse, diese sollte man aber nicht mit den o.g. Bildungseinrichtungen verwechseln.
Die "Lager" sind keine Lager, sondern Bildungseinrichtungen in denen die Menschen nützliche Fertigkeiten lernen
Made my day
Schön, dass dir die Wahrheit nun endlich eine freude bereitet.
Die Wahrheit ist, wie Du genau weißt, nicht so schon, und zum Beispiel hier nachzulesen: Xinjiang Police Files
Die guten police files des Herrn Zenz sind, wie alle seine Veröffentlichungen die ich kenne, so löchrig und fehlerbehaftet, es ist ein Wunder, dass die sich nicht selbst auflösen.
Aussagekräftig ist es jedenfalls nicht.
Oh und noch was persönliches:i
Ich würde es begrüßen, beim nächsten Kommentar Vorwürfe zu unterlassen.
Ich würde es ja auch begrüßen, wenn Du bei Deinen Beiträgen nicht immer so lügen würdest, dass sich die Balken biegen.
Aussagekräftig ist es jedenfalls nicht.
Wie alle Beweise, die man gegen Menschenrechtsverletzungen in nichtdemokratischen Staaten vorbringt.
Was Russland derzeit plant ist ein Ethnozid. Aber auch die Ukraine hat in den 8 Jahren im Osten ethnozidische Maßnahmen gegenüber russischstämmige Menschen vollübt.
Ethnozid steht gar über der Assimilation und ist ein feuchter Traum exklusiver Nationalisten, auch wenn die Grenzen hier fließend sind.
Bei der Assimilation passt sich die kleinere Identität organisch der Mehrheitsgesellschaft an. Hierdurch lernt die Mehrheitsgesellschaft für gewöhnlich neue Bräuche und Traditionen kennen und erweitert ihren Horizont. Es profitieren sowohl die eine Identität als auch die andere, weil es ein organischer Austausch ist.
Ein Ethnozid hingegen ist ein Diktat. Meist steckt dahinter ein zutiefst xenophobes oder nationalistisches Denken dahinter. Der Mensch wird mit rigider Autorität seiner selbst also der Identität beraubt.
Nur wenn wir in das heutige Elsass schauen, war es wirklich so eine schlechte Idee. Die heutigen Elsässer leiden ja nicht mehr darunter und sind der restlichen Bevölkerung näher.
Oke, also Assimilation ist sanft und beruht auf Gegenseitigkeit. Ethnozid ist forciert und meistens gegen den Willen der Bevölkerung.
Aber ab wann fängt ein Ethnozid an. Wenn man Dänemark anschaut und dort versucht wird, nicht gebürtige Dänen und Dänen zu vermischen, aber das die betroffenen Einwanderer nicht wollen, wäre das schon ein Ethnozid. Eine Kultur kann nur erhalten werden, wenn sie geschlossene Räume hat, oder?
Vielen Dank für deinen Kommentar! War sehr erhellend:)
Die Begriffe Assimilation und Ethnozid haben an ihren jeweiligen Rändern Überschneidungen.
Assimilation kann autoritär und weniger autoritär sein. Je nach Aufwendung von staatlicher Gewalt oder systemischer Drucks.
Fakt ist dennoch, dass Assimilation immer der Endzustand jeder Integration ist.
Wichtig zu wissen, dass jedes System „Gewalt“ ausübt. Schauen wir uns die Amerikaner an. Sie sind multikulturell aufgestellt üben jetzt aber nicht zwingend staatliche Gewalt an. Dort erfolgt die Assimilation dadurch, dass es keinen Sozialstaat gibt. Jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich und ist so gezwungen mit der Mehrheitsgesellschaft in Kontakt zu treten, weil der Mensch leben will.
In DE gibt es das Problem, dass man der USA nachmachen will und sich im Kampf um Zuwanderer/Fachkräfte beteiligt, in Deutschland es aber keinen Reiz gibt, dass Menschen mit anderen in Kontakt treten. Zugewanderte kriegen Sozialhilfe und können es sich erlauben, in eigenen Gruppen zu verkehren.
Dänemark, ein Land sehr ähnlich zu DE, hat dies erkannt und hat als Lösung, dass man diese verschiedene Identitäten vermengen möchte, aber immer in einer gewissen Porpotion. (70% Einheimische, 30% nicht-Einheimische), sodass in die dänische Identität assimiliert wird.
Ich glaube bei den Amerikanern spielt der nationale Zusammenhalt aber eine noch grössere Rolle. Meine damit jetzt nicht den stumpfen Nationalismus, sondern ein gemeinschaftsgefühl. Obwohl das auch schnell pathetisch und kitschig wird.
Hängt auch in Deutschland glaube ich sehr davon ab, wo man ist. Kenne auch viele Leute mit Migrationshintergrund, die sich wirklich gut assimiliert haben, teilweise sogar noch sozialer sind, als die meisten Leute ohne Migrationshintergrund.
Bin mir auch nicht sicher, ob der Sozialstaat wirklich das Hauptproblem ist. Gibt auf jeden Fall ne Menge Sicherheit.
Dass Deutsch im Elsass nicht an den Schulen unterrichtet wurde, war kein "Ethnozid". So kannte man z.B. bis zur Okkupation durch die Nazis weiterhin Wahlkampf auf Deutsch in der Öffentlichkeit machen.
Durch die brutale Germanisierungspolitik der Nazis war Deutsch selbst unter den deutschstämmigen im Elsass fortfolgend sehr verpönt!
Eine erfolgreiche Integration mündet auch niemals in einen "Ethnozid" ein.
französische Assimilationspolitik im Elsass ab 1918
https://de.wikipedia.org/wiki/Ethnozid#cite_note-3
Ist aber Teil von einer Liste und die anderen Beispiele sind wirklich kein Spass und vielleicht weniger vergiftet.
Es stimmt dass das Thema missbraucht wurde und Nazis haben das Thema sicher vergiftet, aber das ändert denke ich nichts daran, dass das zu einem Ethnozid passt.
Und stimmt die Nazis haben den deutschsprachigen im Elsass keinen Gefallen getan, aber das ändert nichts an der französischen Politik davor und danach. Beispielsweise konnten andere Minderheiten weiterbestehen.
Was ist denn der Unterschied, von Integration und einem Ethnozid? Mir scheint die Grenze da echt kaum erkennbar. Viele Deutsche mit türkischem Hintergrund sprechen ja auch nicht mehr Türkisch, sind nicht mehr religiös und Essen kein türkisches Essen mehr.
Auf deutschen Schulen spricht man meistens Deutsch, obwohl es auch hier einige Ausnahmen gibt. Nur was unterscheidet diese Assimilierung von einem Ethnozid.
Der Unterschied? Ganz einfach: Militanter Zwang! Es macht einen fundamentalen Unterschied, ob ich mich selber zu einer assimilierenden Integration entscheide - oder eben dazu gezwungen werde!
Hinter dem Umgang der Franzosen mit der deutschen Sprache im Elsass stand nie militanter Zwang! Insofern ist es schlichter Unsinn, dies zu einem "Ethnozid" hochzuschwafeln!
Diesen Zwang gab es doch auch im Elsass, ich verstehe deinen Punkt nicht so wirklich. Ich glaube dir fehlt etwas das Verständnis davon, wie die Situation im Elsass damals war. Gar nicht böse gemeint. Ich verstehe dass das ein sehr emotionales Thema ist. Und das ist natürlich trotzdem nicht gleich mit der Situation in Xinjiang, aber es passt trotzdem auf die Definition.
Das ist auch nicht irgendwer der das schrieb, wenn du dir mal die Quelle angeschaut hast.
Sur le plan culturel, l'administration tenta de développer l'usage du français : l'alsacien est limité à l'école dans les communes à majorité francophone, même si l'enseignement religieux se fait en allemand ou en dialecte et que quatre ou cinq heures hebdomadaires d'allemand sont incluses dans les programmes ; les fonctionnaires s'expriment généralement en français. L'ordre est donné d'utiliser la méthode d'enseignement directe dans les écoles, qui consistait à utiliser le français sans transition. Les habitants de l'Alsace-Lorraine en 1918 furent divisés en quatre classes de citoyens, marquées par les inscriptions A-B-C-D sur leurs cartes d'identité. Ce classement des citoyens fut établi en fonction de l'ascendance et d'enquêtes, plus ou moins fiables dans un climat de délation, sur le degré de francophilie. Chaque classe correspond à des droits civiques différents56
Auf kultureller Ebene versuchte die Verwaltung, den Gebrauch des Französischen auszubauen: Elsässisch wurde in den Schulen in Gemeinden mit mehrheitlich französischsprachiger Bevölkerung eingeschränkt, auch wenn der Religionsunterricht auf Deutsch oder im Dialekt stattfand und vier oder fünf Wochenstunden Deutsch in die Lehrpläne aufgenommen wurden; die Beamten sprachen in der Regel Französisch. Es wird angeordnet, in den Schulen die direkte Unterrichtsmethode zu verwenden, bei der übergangslos Französisch gesprochen wurde. Die Einwohner von Elsass-Lothringen im Jahr 1918 wurden in vier Bürgerklassen eingeteilt, die durch die Einträge A-B-C-D auf ihren Personalausweisen gekennzeichnet waren. Diese Einteilung der Bürger erfolgte auf der Grundlage der Abstammung und von Erhebungen - die in einem Klima der Denunziation mehr oder weniger zuverlässig waren - über den Grad der Frankophilie. Jede Klasse entspricht unterschiedlichen Bürgerrechten56
Aber was ich bei all dem dann nicht verstehe, du hast eine friedliche Integrationspolitik oder besser gesagt Inklusionspolitik. Dann würden die einzelnen Personen, über Generationen trotzdem ihre Kultur verlieren und die des neuen Lands, der neuen Regierung oder was auch immer annehmen.
Das einzige was einen Ethnozid da wirklich unterscheidet ist dann ja der Zwang und in gewissen Bereichen gibt es denn immer. Allein das Grundgesetz könnte ja schon so gewertet werden. Oder dass man nicht mehr seine Sprache spricht und die Behörden nur Deutsch und Englisch können.
Was da wohl fehlen würde ist der Rassismus(also im Idealfall).
Hätte China zum Beispiel Mandarin als Schulsprache verpflichtet und Han Chinesen motiviert dahin zu ziehen und die Verfolgung, Überwachung und alles ausgelassen, wäre es dann trotzdem ein Ethnozid oder wäre es Intergration/Inklusion?