Danach und wieso sprechen die Niedersachsen am besten Hochdeutsch?

8 Antworten

Luther hat sich bei der Bibelübersetzung an diesem Dialekt orientiert, weil er allgemein ganz gut verständlich war. Das hatte seinerzeit einen praktischen Grund. Schwaben, Bayern, Rheinländer und andere haben gewiss darüber gelacht, aber insgesamt konnten alle diesen Zungenschlag ganz gut verstehen.

earnest  09.03.2023, 17:43

Luther hat sich nicht an Niedersachsen orientiert.

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Hardy3  09.03.2023, 18:00
@earnest

Das gab's da jauch gar nicht. Aber er hat die einzelnen Dialekte gegeneinander abgewogen und den aus dem Raum dort ziemlich in der Mitte Deutschlands (bzw des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation) als am leichtesten für alle verständlich ausgewählt.

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earnest  09.03.2023, 18:02
@Hardy3

Das war aber nicht der Bereich, der SPÄTER Niedersachsen wurde. Da musst du schon ein wenig weiter nach Osten gehen. Auch da war noch "Mitte" ...

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akesipalisa  05.06.2023, 15:56
@earnest

Das stimmt. Er selbst schrieb über sein Deutsch: "Ich rede nach der Chursächsischen Cantzeley", d. h. dr Büro- oder Amtssprache und -schrift, die in Ostsachsen üblich war. Wie er seine Texte ausgesprochen hat, wissen wir natürlich nicht.

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Schimeck  09.03.2023, 20:01

Luther schrieb an das Meißnisch-Obersächsische und die sächsische Kanzleisprache angelehnt.

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Hochdeutsch (Standarddeutsch) hat sich unterschiedlich schnell und unterschiedlich gut durchgesetzt. Auch in Niedersachsen hat es sich nur partiell durchgesetzt (es gibt immer noch niederdeutsche und friesische Varianten, auch wenn diese stark zurückgegangen sind im Laufe der Zeit). Im Weserraum - z.B. in Hameln - wurde Niederdeutsch gesprochen, bevor sich der Standard durchgesetzt hat.

Auf dem Rattenfängerhaus steht

ANNO 1284 AM DAGE JOHANNIS ET PAULI WAR DER 26. JUNI - DORCH EINEN PIPER MIT ALLERLEY FARVE BEKLEDET GEWESEN CXXX KINDER VERLEDET BINNEN HAMELN GEBOREN - TO CALVARIE BI DEN KOPPEN VERLOREN.

Das hat eindeutig niederdeutsche Züge (to statt zu, bi statt bei, Piper statt Pfeifer - letzteres ein schönes Beispiel für die 2.Lautverschiebung, genauer gesagt: das Fehlen der 2.Lautverschiebung zu diesem Zeitpunkt).

Luther benutzte eigentlich nicht die niedersächsischen Varianten, "Luther benutzte bevorzugt Lexeme ostmitteldeutscher und ostoberdeutscher, die in geschriebener Form in vielen deutschsprachigen Gegenden gut verstanden wurden."

D.h. das oberdeutsche "Pfeifer" wurde zum Standard, nicht das niedersächsische "Piper" (man vergleiche auch mit der englischen Sprache).

Es war lediglich so, dass sich Hochdeutsch in manchen Gegenden schneller von oben nach unten durchsetzte (von der Oberschicht zur Unterschicht). Und das scheint mir so z.B. in Hannover gewesen zu sein (oder auch in anderen niedersächsischen Städten).

Während die Bauern noch "Platt" sprachen, sprachen die Leute in der Stadt oft schon Hochdeutsch. Und irgendwann zogen die Leute vom Land nach (da Platt früher kein hohes Prestige hatte; heute ist das wieder etwas anders, da man stärker auf Dialektpflege setzt).

In Süddeutschland kam diese Variante später an, und auch da setzte sie sich nur partiell durch. Noch heute ist es so, dass man in den Städten oft mehr Hochdeutsch hört (oder ein abgeschwächtes Schwäbisch/Bairisch), und dass man aufs Land fahren muss, um noch echtes Schwäbisch oder Bairisch zu hören.

Das stimmt eigentlich so nicht - ich war vor einiger Zeit auf einem Seminar für Dialektforschung, wo auch das "Hannoveraner Hochdeutsch" thematisiert und von einem Professor abgelehnt wurde. Es mag deswegen so "perfekt" wirken, weil es dem reinen Schriftdeutsch folgt. Hier findest du ein interessantes Video über deutsche Dialekte.

https://www.youtube.com/watch?v=noNmG8hH-gA

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Niels489  09.03.2023, 16:49

Die aus Hannover stolpern übern spitzen S tein😉🤣

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rotesand  09.03.2023, 16:50
@Niels489

Ja genau.. und ich bin froh, dass man bei mir den bayrischen Schwaben raushört bzw. die Wahlheimat, deren Dialekt ich aufgenommen habe :-)

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rotesand  09.03.2023, 16:59
@Niels489

Danke...! Ja, ich find' den auch selber vom Klang her einfach schön!

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Adzea  09.03.2023, 17:02
@Niels489

Falsch. Das sind die Hamburger. Die Hannoveraner sprechen ST- und Sp-Kombinationen konventionell als "sch".

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Hmmm. Ich wohne in Niedersachsen...

Hier folgt die Aussprache zwar sehr dem Schriftdeutschen, aber auch da gibt es viele Regiolekte.

Hier in Osnabrück z.B. fällt man wie ich sofort auf, wenn man "gucken" (hochdeutsch) wie ich und nicht "kucken" sagt.

Tun sie doch gar nicht - gehe mal nach Ostfriesland, da wird alles andere als Hochdeutsch gesprochen, obgleich die auch zu den Niedersachsen gehören. Man sagt, dass in der Region um Hannover recht reines Hochdeutsch gesprochen werde - nur ist das allemal heute keineswegs mehr unikat, viele regionale Dialekte sind stark auf dem Rückzug (übrigens ein erheblicher Verlust an Kulturgut).

simply99  09.03.2023, 17:58

... (übrigens ein erheblicher Verlust an Kulturgut) ... wie wahr. Leider.

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