USA: Warum übersetzen deutsche Medien "liberal" mit "liberal"?

7 Antworten

Du verwendest den Begriff falsch.


xubjan  29.10.2024, 17:18

Und als Erläuterung der richtigen Antwort: Der Fragensteller verwechselt "libertär" mit "liberal".

AdolfM  30.10.2024, 20:34
@xubjan

Nö Libertarismus und klassischer Liberalismus sind unterschiedliche Strömungen, die allerdings ähnlich sind.

Aber, mit Begriffen wie "Minimalstaat", stimmt schon, bringt er diese zwei Strömungen durcheinander. Der Libertäre beschäftigt sich mit dem Minimalstaat, der Klassisch Liberale mit dem Freien Markt.

Der liberal befasst sich gar nicht wirtschafts-ökonomisch. ..

Euphoreon1980  29.10.2024, 17:15

Nein, eigentlich nicht. "Liber" ist Latein für "frei". Und darum geht es eigentlich bei dem Begriff. Die Menschen so gut wie möglich in Frieden zu lassen.

Der Grund für die unterschiedliche Benutzung ist ein anderer.

xubjan  29.10.2024, 17:18
@Euphoreon1980

Doch. Auch du verwendest den Begriff falsch. Ihr verwechselt beide Liberal mit Dingen wie Libertär.

Liberale akzeptieren einen auch durchaus starken Staat, solange er die Freiheitsrechte garantiert. Sie sind also abwägend und differenzierend. Libertäre lehnen mehr oder minder jeden Staat ab und wollen wirklich das absolute Minimum.

Weil „liberal“ hierzulande in der Zwischenzeit ein Synonym für „links“ geworden ist und man den Eindruck erwecken möchte, die Demokraten seien links. Aber eher das Gegenteil ist der Fall, in den USA ist Sozialismus mehr als verpönt, ausser vielleicht bei ein paar politisch-korrekten und gender-bewegten Links-Intellektuellen an den Universitäten und in den Hollywood-Filmstudios…

Das Missverständnis liegt an der politischen Landschaft in den USA.

"Liberale", also Leute, die sich für "Freiheit" einsetzten, waren vornehmlich Bürgerrechtler, echte und selbsternannte Freigeister und andere, die Konventionen brechen wollten.

Wirtschaftliche Liberalität ist in den USA so ausgeprägt wie kaum irgendwo sonst. Gesellschaftlich sind die Staaten mit wenigen Ausnahmen aber ungleich spießiger und konservativer als wir.

Frauenrechte, Gleichbehandlung von Farbigen usw. waren damals etwas, was man erst erstreiten musste und das fand sich natürlich vor allen Dingen bei linken Parteien.

Mittlerweile hat sich das gedreht, denn die politische Linke gibt drüben wie auch hier den Ton in der Debatte nicht nur an, sie hat auch Definitionsmacht und Deutungshoheit an sich gerissen. Im Prinzip hat sie das Spießertum nicht abgeschafft, sondern durch eines mit eigenen "Tugenden" ersetzt. Man wird nicht mehr ausgegrenzt, weil man Sonntags nicht in die Kirche geht, sondern weil man gegen Gendersprache ist oder Migration kritisiert.

Das leugnen immer noch viele, aber man kann seinen Job verlieren, wenn man sagt, man wolle den Islam hier nicht haben; dass das jemandem passierte, weil er unbedingt gendern wollte oder eine Regenbogenfahne am Kragen trägt, habe ich jedenfalls noch nicht gehört.

Von daher werden wir sehen, ob das Wort verschwindet und durch ein anderes ersetzt wird oder ob es eine neue Bedeutung bekommt.


AdolfM  30.10.2024, 20:35

"Im Prinzip hat sie das Spießertum nicht abgeschafft, sondern durch eines mit eigenen "Tugenden" ersetzt. Man wird nicht mehr ausgegrenzt, weil man Sonntags nicht in die Kirche geht, sondern weil man gegen Gendersprache ist oder Migration kritisiert.!"

Sehr coole Formulierung.

OlliBjoern  29.10.2024, 18:46

"sondern weil man gegen Gendersprache ist oder Migration kritisiert."

Ist das so? Ich grenze da niemanden aus, möchte aber drauf hinweisen, dass man in einigen Teilen Ostdeutschlands nicht sagen darf, dass man die SPD wählt (dann läuft man Gefahr, dass einem die Reifen des Autos kaputtgemacht werden).

Seit dem Aufstieg der AfD ist das Diskussionsklima mies.
Und du weißt ja "Actio = Reactio", bekanntes physikalisches Prinzip.

Und wenn du hier für Gendersprache bist auf GF, gehörst du zu einer Minderheit, die es auch nicht leicht hat.

Euphoreon1980  30.10.2024, 02:17
@OlliBjoern

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die AfD ist so stark aufgestiegen, weil das Diskussionsklima immer mieser und rauer wird!

Wenn man sofort als Nazi beschimpft, gecancelt und mundtot gemacht wird, sobald man nüchtern und sachlich die Gefahren vor allem islamischer Migration herausarbeitet, erzeugt das Wut. Früher war die CDU einmal dafür zuständig, solche Kapriolen zu beenden und zu verhindern. Jetzt hat sie sie dank einer ostsozialisierten Dauerkanzlerin selbst verbrochen.

Wir erinnern und an Sarrazin, der - vielleicht etwas plakativ, aber mit Zahlen gut begründet - vor genau so einer Entwicklung gewarnt hat. Das ist fast 15 Jahre her, also deutlich vor dem Aufstieg der AfD. Für die Analyse aus dem Buch, der man im freien Diskurs ja genauso sachlich hätte widersprechen können, wurde er aus der Partei ausgeschlossen.

Die Reactio ist, dass immer mehr Leute vielleicht nicht direkt Nazis wählen würden, sie aber in der Partei tolerieren, um ihrer Ablehnung und legitimen Verärgerung Ausdruck zu verleihen.

Oder glaubst Du, die AfD würde Moslems in Lager stecken und vernichten wollen?

Philippus1990 
Beitragsersteller
 29.10.2024, 17:48
Wirtschaftliche Liberalität ist in den USA so ausgeprägt wie kaum irgendwo sonst. Gesellschaftlich sind die Staaten mit wenigen Ausnahmen aber ungleich spießiger und konservativer als wir.

Die USA sind kein monolithisches Gebilde.

Frauenrechte, Gleichbehandlung von Farbigen usw. waren damals etwas, was man erst erstreiten musste und das fand sich natürlich vor allen Dingen bei linken Parteien.

Es gibt keine "Frauenrechte".

Euphoreon1980  29.10.2024, 17:59
@Philippus1990

Ich denke, Du weißt sowohl, dass ich über die Tendenz sprach, als auch, dass mit "Frauenrechte" die damals noch systematische, auch juristische Benachteiligung von Frauen gemeint ist.

Das ist machen die bei anderen Ländern auch. Kommt drauf an welches Medium, sagen sie dazu, daß es nicht 1 : 1 übersetzt werden kann.

Nein, das stimmt nicht. Aber ich wäre für ein echtes deutsches Wort und kein Lateinisches. Ich würde das bevorzugen:

  • freiheitlich,
  • die Freiheitlichen,
  • usw.
Woher ich das weiß:Recherche