Könnten Christen und Sozialisten Freunde werden, also vom Verständnis der Nächstenliebe her oder eher nicht?
Beide wollen irgendwo für die Menschen sorgen finde ich, also materiell und geistig. Manche mehr das Eine, manche mehr das Andere. Die Wege sind nur andere, nicht wahr?
11 Antworten
Christen sollen allen Menschen mit Nächstenliebe, Respekt, Sanftmut, Demut, Freundlichkeit und Friedfertigkeit begegnen.
Beim Sozialismus stellt sich die Frage, ob dieser mit Nächstenliebe wirklich zu tun hat. Denn schauen wir uns sozialistische Staaten an, stellen wir fest, dass dieses Modell nicht besonders gut funktioniert hat (UdSSR, Kuba, Nordkorea, Venezuela usw.). Leider...
Erst wenn sozialistische Länder beginnen, ihre Wirtschaften von Planwirtschaft auf eine Art Marktwirtschaft umzustellen, verändern sich die Lebensverhältnisse vieler Menschen zum Besseren (Beispiel China und Vietnam). In China haben es dadurch viele aus der Armut in den Mittelstand und vom Mittelstand in höhere Klassen geschafft. Vietnam ist in kleinerem Maßstab auf dem Weg dahin.
Marktwirtschaft ist bestimmt nicht die beste Wirtschaftsform. Ein anderes, gerechteres, sozialeres System wäre durchaus wünschenswert. Aber geschichtlich betrachtet scheint Sozialismus nicht zu funktionieren und deshalb nicht unbedingt eine Alternative zu sein.
Die Wege sind tatsächlich unterschiedlich, aber die ethische Basis kann ähnlich sein. Freundschaft ist möglich, solange gegenseitiger Respekt für Motivation und Methode gewahrt bleibt und man bereit ist, über Unterschiede in Theorie und Praxis zu diskutieren, ohne die gemeinsamen Ziele kleinzureden.
Gruß aus Tel Aviv
Natürlich. Das gibt es auch bereits. Man nennt diese Denkschule Befreiungstheologie. Sie wurde von sozialistischen und kommunistischen Theologen im 19. Jahrhundert gegründet und hatte zeitweise sehr viele Anhänger. Insbesondere die Black Churches in den USA wurden massgeblich von der Befreiungstheologie geprägt; Martin Luther King Jr. und Malcolm X waren beide bekennende Kommunisten. Aber auch in Europa gab es berühmte Befreiungstheologen; zeitweise auch als revolutionäre Gegenbewegung im Nationalsozialismus. Auch in Südamerika war (und ist) die Befreiungstheologie bis heute sehr stark vertreten.
Selbst Karl Marx, der ja selber nicht religiös war, zog immer wieder Vergleiche zwischen seinen Ideen und Jesus Christus. Wenn man das Neue Testament liest, drängt sich der Vergleich auch wirklich auf. Es gibt in der Weltgeschichte wohl keinen grösseren Kommunisten und Sozialrevolutionär als Jesus. So gibt es in der Bibel z.B. die berühmte Szene, in der Jesus die Geldwechsler aus dem Tempel jagt. In seiner Wut über ihre Gier schlägt er ihre Stände in Stücke, wirft ihre Münzen auf die Strasse und beschimpft sie als Betrüger. Danach lässt er das gemeine Volk in den Tempel eintreten. Und zwar auch Obdachlose und selbst Prostituierte, obwohl das in jener Zeit als unerhört galt. An einer anderen Stelle in der Bibel ermahnt Jesus die reichen Menschen, ihre materiellen Güter an die Armen abzugeben und sich stattdessen mit spirituellem Reichtum zu beschäftigen. Er sagt dabei den berühmten Satz, dass es wahrscheinlicher sei, dass ein "Kamel durch ein Nadelöhr" passe, als dass ein reicher Mensch ins himmlische Paradies reinkomme. In Jesus' Wahrnehmung war Reichtum per se misstrauenserregend, da man (seiner Meinung nach) nur reich werden kann, wenn man dabei betrügt und über Leichen geht. Er selbst lebte laut Bibel ja äusserst asketisch und war sich auch nicht zu schade, irgendwelchen Strassenbettlern die Füsse zu waschen. Die Botschaft der Bibel zum Thema Geld ist also äusserst deutlich: Arm sein ist eine Tugend. Den Armen helfen ist ebenfalls eine Tugend. Auf dieser Logik gründeten sich später im Frühmittelalter auch die ersten Bettelorden. Die Katholische Kirche gab gerade im Mittelalter ausserdem sehr viel Geld für die Armenfürsorge aus. Das wird heute oft vergessen.
Und natürlich war Jesus auch ein Hardcore-Pazifist. Er sagte nicht bloss, dass Frieden wichtig sei, sondern dass man einem Angreifer noch die andere Wange hinstrecken soll. Jesus war also sogar gegen Selbstverteidigung, weil er selbst das als eine Form von Gewalt betrachtete. Das würden wohl nicht einmal moderne Pazifisten unterschreiben.
Es gibt auch sonst noch einige, spannende Parallen. Im Sozialismus und Kommunismus steht man z.B. der Idee des Zinses sehr kritisch gegenüber, weil hier Profit aus der Not anderer Menschen gemacht wird. Und tatsächlich äusserst sich auch Jesus kritisch zum Zinssystem.
Es gibt also wirklich viele Gemeinsamkeiten und gerade unter Intellektuellen, aber auch unten einfach Fabrikarbeitern im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren diese Gemeinsamkeiten ein grosses Thema.
Es gibt auch heute noch berühmte Leute, die gleichzeitig religiös und politisch sehr weit links sind. Ein Beispiel ist der amerikanische Filmemacher Michael Moore.
Klar. Das Prinzip Sozialismus/Kommunismus und Christentum ist ja nicht so weit auseinander.
Können, nur wird damit der Christ zu einem Feind Gottes.
Denn Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft mit Gott.
Und wer menschen zu gefallen sucht, der ist kein Diener Gottes, sondern ein Menschendiener.
Als Christen sollen wir in der Wahrheit leben und uns darum bemühen jedermann jederzeit die Wahrheit zu sagen.
Zudem haben Christen einvanderes Ziel als andere.
Das Ziel des Christen ist die Ewige Gemeinschaft mit Gott in seinem Reich.
Somit also ist Freundschaft mit solchen die keine Christen sind gefährlich und kommt aus dem Hochmut.
Und auch da sagt und die Schrift was auch sonst Redewendung ist.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Theoretisch vielleicht wenn der Sozialismus auf der Grundlage der christlichen Nächstenliebe basieren und Weltweit von Anhängern des Sozialismus angenommen werden würde was wohl eher nicht der Fall ist. Praktisch gesehen sprechen zu viele Dinge dagegen weil diese Welt nicht dem Ideal des Sozialismus als auch dem des Christentums entspricht das auf paradiesische Zustände hofft wenn Jesus seine Regentschaft antritt. Wo noch andere politische Strukturen herrschen die auf Macht und Kontrolle und auf dem Willen einiger weniger " privilegierter " Eliten basieren kann sich die Ideologie des Sozialismus als auch die des wahren Christentums nicht durchsetzen. Dabei muss man aber bedenken das sich das Christentum im weiteren Verlauf seiner Entstehungsgeschichte und in vielen Ländern der Welt wie wir es heute teilweise kennen, ebenso zu einer Ideologie bzw. Machtstruktur entwickelt hat wie andere politische Ideologien, welche der Ideologie des Sozialismus widerspricht, andernfalls hätte es wohl nicht so lange überdauern können.
Christentum und Christentum ist daher nicht das selbe und wenn man allgemein vom " Christentum " spricht geht man in der Regel von kirchlichen Institutionen aus, wobei die Institution der röm. kath. Kirche immer noch den höchsten Stellenwert aller christlichen Institutionen besitzt was sich aber auch ändern kann und wahrscheinlich auch wird.
Die Idee des Sozialismus entspricht durchaus bis zu einem gewissen Grad der christlichen Nächstenliebe, jedoch ist auch dabei jeder sich selbst der Nächste wenn es darum geht auf etwas zu verzichten wo man meint das es einem zusteht weil es ein anderer hat.
Gleichschaltung wie es der Sozialismus proklamiert ist im Prinzip nicht möglich, wo die Bedürfnisse der Menschen an ihrer jeweiligen Umgebung angepasst werden müssen. Nur wenn wir in einer Welt leben würden wo überall gleiche Bedingungen herrschen würden könnte der Sozialismus Realität werden. Das wäre dann wohl jene paradiesische Welt wie sie in der Bibel ( Offenbarung ) beschrieben ist.
LG
„Als Sozialist kann ich Christ sein, als Christ muss ich Sozialist sein.“ - Adolf Grimme im Jahr 1923
Nein, Religion und Sozialismus haben sich bisher nie wirklich vertragen.
Sozialisten Sorgen sich nicht um andere und auch nicht um ihren Geist. Sie sind einfach Neidisch und Christen sind das nicht.
Aber sicher. Der Schweizer Theologe Leonhard Ragaz(1868-1945) hat den religiösen Sozialismus vertreten.
Sogar die CDU in der DDR hat sich auf ihn berufen, dies aber als Tarnung.
Sollange die christen ihre kinder und andere verderben sicher nicht