Atomkraftwerke und eure Meinungen dazu

20 Antworten

Bin ich skeptisch, da sie im Kriegsfalle ein Problem werden könnten. Wenn wir unsere Energie durch Windkraftanlagen gewinnen, so kann Putin diese mit Marschflugkörpern oder Kinschals kaum zerstören, denn erstens treffen diese wohl meist nicht die schlanken Windkrafttürme und zweitens lohnt es auch gar nicht, teure Raketen für die Vernichtung nur einzelner Windkraftanlagen zu nutzen.

Bei einem Kernkraftwerk hingegen: Eine Kinschal und die Energieversorgung eines ganzen Bundeslandes ist Geschichte.


Palladin007  07.06.2025, 15:12

Prinzipiell hast Du Recht, aber:

Bin ich skeptisch, da sie im Kriegsfalle ein Problem werden könnten.

Dass das nicht der Fall ist, sieht man in der Ukraine. Dort gibt es Atomkraftwerke und bisher hat Russland - trotz massiver humanitärer Bombardierung - kein Atomkraftwerk so angegriffen, mit dem Ziel, es zur Kernschmelze zu bringen.

Russland greift die Anlagen zwar an, aber das Ziel ist eher, die Anlagen unter Kontrolle zu bringen oder zumindest kontrolliert abzuschalten und danach zu zerstören, sie wollen keine Kernschmelze herbeiführen - hoffen wir mal, dass es so bleibt.

Das Risiko für uns, dass ein Agressor zentrale Reaktoren angreift, um uns zu schaden, besteht natürlich, das Risiko gibt es aber überall. Es stimmt aber auch, dass einzelne Windkraftanlagen weit weniger interessante Ziele sind, als ein großes Kraftwerk. Dafür gibt es aber andere interessante Ziele, z.B. die zentrale Netzversorgung, unser derzeitiges Netz ist nicht gegen sowas gerüstet, ein empfindlicher Ausfall kann also das komplette Netz deutschlandweit oder sogar EU-weit zum Zusammenbruch bringen, potentiell für einige Wochen oder Monate.

Ich glaube daher nicht, dass ein potentieller Agressor es auf die Kraftwerke oder Windkraftanlagen abgesehen hat, weil die Netze weit erfolgversprechendere Ziele sind.

Das kann man mit einem dezentralen Netz umgehen und für Erneuerbare Energien brauchen wir das langfristig sowieso, das ist - mit Blick auf einen potentiellen Agressor - also die Richtung, in die wir wollen.

Benniboy245 
Beitragsersteller
 07.06.2025, 11:07

Ja das wäre in diesem Szenario schlecht für uns

raxxon701  07.06.2025, 11:14
@Benniboy245

Genau. Ein Aspekt, der bei der ganzen öffentlichen Energiedebatte stets übersehen wird, der aber im Kriegsfall entscheidend sein kann.

Gegen Kernkraftwerke wird hauptsächlich argumentiert, dass die Entsorgung des Atommülls nicht geklärt ist.

Ach ja.

Warum nur wollen wir jetzt Kernwaffen selbst herstellen und lagern, anscheinend gibt es doch schon bei der Produktion dieser Waffen eine ausreichende Entsorgung der Abfälle.

Interessant ist zu erfahren, warum die Inbetriebnahme der Kernkraftwerke gefährlicher sein soll als die Produktion von Kernwaffen.


Crack  07.06.2025, 12:49

Wer will denn Kernwaffen herstellen?

Nunuhueper  07.06.2025, 13:27
@Crack

Noch sind es nur Überlegungen in der EU, falls Trump USA Kernwaffen abzieht. Frankreich und UK helfen sicher aus.

Nobbe54  07.06.2025, 12:43

Woher weißt du etwas über die Entsorgung der Abfälle? Davon abgesehen ist die Strahlung abgebrannter Brennstäbe anders als die der Rohstoffe bzw. Produktionsabfälle.

Nunuhueper  07.06.2025, 13:37
@Nobbe54

Kenntnisse zur Uranwirtschaft und zur Wiederaufbearbeitung von nuklearem Material sind von normalen Bürgern nicht zu holen, auch die militärischen Lagerstätte sind unbekannt.

Ich erinnere mich nur an die Castortransporte, die von Kernkraftgegnern immer boykottiert werden.

Die neuen Konzepte sind ganz gut und erzeugen kaum noch radioaktiven Müll.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dual-Fluid-Reaktor

Das modulare Modell DF300, das zuerst realisiert werden soll, soll einen Kernspaltungsszyklus von einigen Jahrzehnten haben. Danach soll der Spaltstoff aus dem Reaktor entfernt und in einer eigenen Recyclinganlage so aufbereitet werden, dass die noch nutzbaren Stoffe einen neuen Spaltungszyklus durchlaufen können. Größere Dual-Fluid-Modelle sollen über eine integrierte Recyclinganlage verfügen, die den Spaltstoff permanent vor Ort und im laufenden Betrieb aufbereitet. In beiden Fällen sollen nur Spaltprodukte übrigbleiben, die innerhalb von 300 Jahren auf eine Radiotoxizität unterhalb der von Natururan abklingen, ein geologisches Endlager nach den Maßstäben des Standortauswahlgesetzes sei deutlich leichter zu errichten. 

Genug Brennstoff gibt es ebenfalls.

Zudem soll der Dual-Fluid-Reaktor auch Thorium nutzen können. Damit würden die Kernbrennstoffressourcen der Erde für tausende von Jahren ausreichen. 

Es dauert aber noch.

Bisher wurde ein Patent auf das Funktionsprinzip des Reaktors erteilt,[8] ein weiteres auf den Flüssigmetall-Spaltstoff ist angemeldet.[9] Derzeit (Stand April 2025) gibt es noch keinen Demonstrator und noch keinen Prototyp des Reaktors.[10]
Das Unternehmen Dual Fluid Inc. rechnete 2022 mit einem Baubeginn eines Prototyps im Jahr 2028 und einer Bauzeit von drei Jahren.[11] Die Entwicklungskosten für den Prototyp mit einer elektrischen Leistung von 300 MW sollen nach Angaben des Unternehmens bei ca. 6 Mrd. US$ liegen.[12]
Im September 2023 verkündete das Unternehmen eine Einigung mit der Atomaufsicht Ruandas über den Bau und Betrieb eines Demonstrationsreaktors.[13] Der Demonstrator solle in zwei bis drei Jahren fertiggestellt sein und der Überprüfung von theoretischen Berechnungen und der Erforschung von Materialeigenschaften im Hinblick auf die Genehmigung eines großen Leistungsreaktors (Prototyp) dienen.

MrBlackAdder  07.06.2025, 12:43

Ein Konzept, das vielleicht in 30-40 Jahren marktreif ist, löst unsere heutigen Probleme wohl kaum. Wenn es überhaupt problemlos funktionieren sollte...

Crack  07.06.2025, 13:21

Das ist das große Problem an Konzepten.

Sie brauchen Zeit und niemand kann wirklich sagen, wann und ob überhaupt sie zur Verfügung stehen werden. Bereits in den 80er Jahren wurde vom Wasserstoffauto geschwärmt. Aber wo ist es?

Bis so etwas marktreif wäre, decken wir unseren Strombedarf weitgehend aus erneuerbaren Quellen in Kombination mit Speichermöglichkeiten.

Funship  07.06.2025, 23:22
@Crack
Aber wo ist es?

Bei Toyota und bei Hyundai.

Niemand möchte einen Atompilz in seiner Nähe sehen.


Mit Blick auf den Klimawandel war die Entscheidung, dass die AKWs abgeschaltet werden sollen (nicht die Abschaltung selber), ein Fehler.
Mit Blick auf die massiven Nachteile der AKWs war's allerdings eine gute Entscheidung.

Ideal wäre gewesen, wenn wir im Zuge der Entscheidung zur Abschaltung auch direkt die Entscheidung getroffen hätten, Erneuerbare Energien massiv zu fördern - und ja, der Klimawandel war zu der Zeit längst bekannt. Dann würden wir heute vielleicht die Stellung von China auf diesem Markt haben. Außerdem hätte die Umstellung niemanden gestört, Erneuerbare Energien sind langfristig einfach viel günstiger, das, was heute so teuer ist, ist der Zeitdruck und nicht die Technologie.

Und ganz allgemein:

Atomkraftwerke sind eine spannende Technologie, aber sie haben ein Verfallsdatum und sind auch noch extrem teuer.

Es gibt bis heute keinen global etablierten Reaktor, der keinen extrem seltenen Brennstoff braucht und sich das nicht mit anderen erhöhten Risiken erkauft. Die aktuell global etablierten Reaktoren brauchen Uran-235, das ist aber extrem selten und geschätzt vorhandene Mengen werden geschätzt noch 50-100 Jahre reichen - nur muss man die auch erst einmal fördern, viel davon kann derzeit nicht wirtschaftlich gefördert werden. Das derzeit meiste Uran kommt außerdem aus Ländern, von denen unsere Infrastruktur nicht abhängig sein sollte, warum, das haben wir ja in den letzten Jahren mit dem Gas aus Russland gelernt.

Dann gibt's natürlich noch den Atommüll, der muss irgendwo hin, politisch will das aber niemand und langfristige Folgen sind unmöglich abzuschätzen, sodass es vermutlich ein konstanter Kostenfaktor für die nächsten 100e Jahre bedeutet. Man kann Reaktoren bauen, die diesen Atommüll weiter verarbeiten, allerdings bringt das gewaltige Nachteile mit sich und der "neue" Atommüll ist viel viel gefährlicher, wenn auch nicht so lange.

Dann sind die AKWs auch wetterabhängig, ist es zu heiß oder zu trocken, dann besteht die Gefahr, dass die Reaktoren gedrosselt oder sogar abgeschaltet werden müssen.

Und sie reichen nicht einmal aus, AKWs sind Grundlastkraftwerke, man braucht also flexible Kraftwerke, also z.B. Gaskraftwerke oder Erneuerbare Energien oder Speicher. Und ja, Erneuerbare Energien sind sehr flexibel, insbesondere Solarenergie und Windkraft kann rein elektronisch und automatisiert gedrosselt werden, das ist der feuchte Traum jedes Netzbetreibers. In den meisten Fällen wechseln Sonne und Wind sich ab, Dunkelflauten sind sehr selten oder sehr kurz, für Letzteres reichen bereits existierende Speichertechnologien (die wir ja sowieso brauchen) und für die sehr seltenen langen Dunkelflauten behalten wir ein paar Gaskraftwerke am Netz. Oder (meine Hoffnung) der Plan mit dem Eisen-Speicher geht auf, dann haben wir eine Speichertechnologie, die unbegrenzt viel (größerer Tank = größere Kapazität) und unbegrenzt lange Energie speichern kann. Und das Material ist sogar absolut ungefährlich und kann ohne jeden Nachteil um die Welt geschifft (oder nur durch Deutschland gekarrt) werden, sollte das einmal nötig sein.