An die Väter: Mit Sohn über Vorhaut gesprochen?

9 Antworten

Es ist sicher sehr hilfreich, wenn die Eltern (bzw. bestenfalls der Vater) den Sohn etwa im Grundschulalter darüber aufklärt, wie es sich mit der Physiologie des Penis verhält: Dass es eine Vorhaut gibt, die bei fast allen Jungs in diesem Alter schon beweglich ist oder nach und nach beweglich wird und schließlich ganz zurückzustreifen ist; und dass dieses Zurückstreifen von (gesundheitlicher und hygienischer) Bedeutung ist, jedoch nicht unbedingt schon jetzt (also im Grundschulalter) ganz oder auch nur teilweise möglich sein muss. Auch sollte dem Sohnemann Mut gemacht werden, dieses Zurückschieben mal ganz vorsichtig selbst zu versuchen und nach und nach immer weiter zu steigern. Nur bei sehr ängstlichen Jungen sollte der Vater dann - und nur mit Zustimmung des Sohnes - selbst behutsam „zugreifen“.

Mit einer solchen Aufklärung im vorpubertären Alter erhält der Junge das Wissen und den Weitblick, wie auch sein eigener Penis beschaffen ist und wie er „ab sofort“ damit für die Zukunft umzugehen trainieren kann und sollte. Damit hat er dann die Eigenkompetenz und die Verantwortung, sich in den Folgejahren, wenn in der Pubertät derartige Themen zwischen Jungen und Eltern heikel werden (und schon ganz besonders der unbedingt zu vermeidende „elterliche Zugriff“ auf den Penis des Pubertierenden !!), selbst die Beschaffenheit und Gesundheit seiner Vorhaut kennenzulernen - und eine angemessene Hygiene einzuleiten.

Bei mir selbst war das leider anders:

Obwohl in eine FKK-Familie hineingeboren, in der ansonsten mit dem Körperlichen offen und entspannt umgegangen wurde und wird, klärte mich bis ins zehnte Jahr niemand auf die beschriebene Weise oder ähnlich auch nur ansatzweise auf.

Bei vielen Jungen ist das Zurückstreifen der Vorhaut ja bis in dieses Alter (oder noch länger) wegen Verklebungen zwischen Eichel und Vorhautinnenblatt noch gar nicht oder nur teilweise möglich; und gewaltsame Versuche, es doch zu tun, können dann zu Verletzungen, Vernarbungen und schließlich zu Verengungen führen. Das Wissen darum mag meine Eltern bewogen haben, mich in dieser Hinsicht damals (noch) nicht „aufzuklären“ oder gar zu versuchen, das bei mir (selbst handanlegend) zu machen.

Meine eigene kindliche Theorie zum männlichen Glied war dann:

Ich bemerkte bei der FKK, dass die Mehrzahl der Jungen und Männer so ausgestattet war wie ich (mit „Rüsselchen“), und bei allen jüngeren Jungs war dies auch „permanent“. Ältere jedoch schienen da eine mir nicht erklärbare „Variabilität“ zu haben - sie konnten den Rüssel und die ganze Haut zurückziehen, was allerhand auch taten. Ich kam nie auf die Idee, das auch zu versuchen, denn ich war absonderlicherweise sicher, dass es wohl von Geburt an (!) verschiedene Arten von „Dingern“ gibt: Die Mehrheit mit feststehendem Rüsselchen (wie meines), dann die mit „variablem“; und die (damals hierzulande wenigen) ganz ohne Rüssel, deren Träger ich um dieses glatte, offenbar äußerst unkomplizierte Ding mit dem runden Kopf beneidete. Mangels Informationen über Vorhaut, Eichel und Beschneidung hatte ich mir diese abstruse Theorie so zurecht gelegt!

Als ich dann heftiges „Jucken vorne innen“ an meinem Penis bekam (also eine heftige Balanoposthitis, eine juckende und nässende Entzündung von Eichel und Vorhautinnenblatt, wie ich dann schließlich erfuhr), zog mir der Arzt bei der Untersuchung erstmals die Vorhaut ganz zurück (sie war zwar sehr lang, aber leicht beweglich!) - und meine Theorie brach zusammen!

Konservative Behandlungen empfahl der Urologe nicht: Wegen mehrfacher Rezidive und der damit nötigen langwierigen Behandlung mit „äußerst ungewissem Erfolg“. Als ich dann, erleichtert und glücklich selbst zustimmend, beschnitten wurde, war mein bisheriges Informationsdefizit faktisch überholt.

Allerdings stellte ich folgendes fest:

Ich war dann der einzige Beschnittene in meiner Klasse (unter rund 15 etwa zehnjährigen Jungs). Die Neugier (Fragen und „Sehen-wollen“) der anderen offenbarte, dass sie ähnlich ahnungslos waren, wie ich bis dahin. Wir duschten vor und nach dem Schwimmen stets nackt; das war alternativlose Vorschrift im Schwimmbad. Bis dahin hatte nie jemand seine Vorhaut dabei zurückgezogen; ganz offensichtlich vor allem, weil sie nicht über diese Option aufgeklärt worden waren. Nach meiner Beschneidung machten das aber zunächst Einzelne immer mal gelegentlich, und nach und nach auch mehrere. Meine freie Eichel (und das gelegentliche Reden darüber und wie es dazu kam) trug offenbar zum verbesserten Informationsstand bei und senkte offensichtlich bei allerhand Anderen die Hemmschwelle, die eigene Eichel auch mal freizulegen und sogar zu zeigen - und vor allem: sich dort zu waschen.

Übrigens haben diese und alle weiteren Erfahrungen und Beobachtungen im Zusammenhang mit meiner Beschneidung, mit dem „Status“ des Penis Anderer (beschnitten oder nicht) und mit dem Verhalten beider „Gruppen“ gegenüber der jeweils anderen (verstecken/präsentieren, hinschauen/wegschauen, necken/verspotten, fragen, tuscheln usw.) auch meine eigene Faszination für die Themen „Beschneidung“, „Beschnittensein“, „bedeckte/freigelegte Eichel“ und für das jeweilige Verhalten der „Betroffenen“ und der „Betrachter“ geweckt und damit auch dazu beigetragen, dass ich mich im Medizinstudium in Richtung Urologie und Andrologie spezialisiert habe.

Das, was ich eingangs über die sinnvolle Aufklärung von vorpubertären Jungen schrieb, bringe ich sehr oft den Eltern nahe, die mit ihren Söhnen zu mir in die Sprechstunde kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Passwort495  28.10.2021, 19:28

Wie kann das denn sein dass man mit 15 noch nie die Vorhaut zurückgezogen hat?

Wie soll man denn sonst w!chsen?

Außerdem macht man das ja nicht nur beim w!chsen, sondern schon als kleines Kind. Ich meine mit 6 - 7 Jahren hat man auch mal seinen ersten ständer und spielt beim Duschen daran rum. Und so mit 11-12 entdeckt man auch die Magie bei der Sache.

Oder als kleinkind hat ja der papa dem sohn beigebracht zu duschen und dass es wichtig ist auch unter der vorhaut zu waschen.

Oder wie Kinder entstehen?

Das man den pipi in die mumu steckt und dann die samen ein wettrennen machen, das hat man ja im Kindergarten gelernt.

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GiladBerlin  28.10.2021, 22:33
@Passwort495

In Deinem Kommentar steht auffällig oft „man“ - und zwar ausschließlich an Stellen, an denen doch wohl eher „ich“ zutreffen würde.

Aus der beruflichen Erfahrung meiner jahrzehntelangen urologischen Praxis muss ich leider feststellen, dass die von Dir geschilderten, wirklich äußerst positiven und eher „aufgeklärt-fortschrittlich“ qualifizierten Erfahrungshorizonte unter den heutigen Jungs in Deutschland (innerhalb der von Dir umrissenen Altersspanne von ca. 6 bis ca. 15 Jahren) leider die Ausnahme sind:

Es gibt erschreckend viele Fünfzehnjährige, die ihre Vorhaut noch nie zurückgezogen haben!

W!chsen können diese Jungs, die ihre Eichel noch nie sahen, aber auch ohne diese Retraktion: Das funktioniert auch bei total von der Vorhaut bedeckter Eichel (durch das Vor- und Zurückstreifen der Schafthaut unter gleichzeitiger Massage von Schaft und Eichel durch die überdeckende Haut hindurch). Wenn das so nicht gehen würde, könnten nämlich die rund 1,3 Millionen deutschen Männer, die eine massive Phimose haben, welche ihnen nicht erlaubt, ihre Eichel auch nur ansatzweise freizulegen, nämlich überhaupt nicht w!chsen - sie können es aber durchaus. Viele von ihnen verteidigen genau diese W!chspraxis „hinter dauerhaft zugezogenem Vorhang“ als ihr gewohntes Ideal und WOLLEN es nicht anders!). Ich selbst kann das als Beschnittener, der mit seinem Beschnittensein sehr zufrieden und glücklich ist, persönlich nicht nachvollziehen; ich wäre aus meiner Perspektive damit kreuzunglücklich, wenn ich meine Eichel nicht zur unmittelbaren Stimulation zur Verfügung hätte. Aber als Urologe sehe ich unter meinen Patienten sowas „mit dauerhaft zugezogenem Vorhang“ fast täglich - so what.

Das mit dem Spielen als Sechs- bis Siebenjähriger ist von Dir wunderbar dargestellt und ich wünsche wirklich jedem Jungen diese Erfahrungen - aber leider hat sie nur weniger als jeder vierte vorpubertäre Junge in Deutschland!

Fast dasselbe trifft auf die „Magie bei der Sache“ als Elf- bis Zwölfjähriger zu: Diese wirklich sehr erstrebenswerte Magie können allenfalls die Jungs haben, die in diesem Alter ihre Vorhaut auch tatsächlich zurückgestreift bekommen. Zumindest die Kandidaten, die später zu der Zahl von rund 1,3 Millionen deutscher Männer mit absoluter, also total „unbeweglicher“ Vorhaut beitragen, können das eben leider nicht. Viele von ihnen lebenslang nicht.

Total erschreckend: Weniger als jeder achte Junge in Deutschland wird von seinem Vater (oder irgendeinem anderen Familienmitglied oder Nahestehenden) dazu angeleitet, bei der Körperpflege (insbesondere beim Duschen) die Vorhaut zurückzustreifen und sich darunter zu reinigen.

Fazit:

Du bist auf der „sonnigen Seite“ der Aufgeklärten, die die von Dir geschilderten Unterweisungen und Informationen mit praktischen Anleitungen erhielten. Dieser „aufgeklärten“ Fraktion gehören in unserem so zivilisierten Land nur die wenigsten Jungs und pubertierenden Jungmänner an. LEIDER.

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Ich antworte als Mama und wie es bei uns war bzw ist:

unser Sohn, 9 Jahre, hatte eine Phimose und uns wurde natürlich sofort die OP empfohlen diese haben wir abgelehnt. Behandlung mit Gel und später auch dehnen, hat geholfen und mittlerweile ist unser Sohn das Problem los.

wir sind generell sehr offen was nacktsein betrifft, aber es kam die Zeit ab der unser Sohn es nur mehr mit Papa besprechen wollte. Von da an hab ich ihn nur mehr erinnert, dass er selbstständig die Vorhaut zurück ziehen soll beim duschen/baden, hab ihn aber nicht mehr dazu gedrängt, dass er mir alles zeigt. Das hat dann mein Mann übernommen und auch mit ihm gesprochen und mir dann einfach gesagt wie es aussieht.

es hat funktioniert und unserem Sohn blieb zum Glück die Entfernung erspart.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 22 Jahren vergeben
verreisterNutzer  28.08.2021, 21:04

Schön, dass du es abgelehnt hast. Ja Ärzte wollen leider oft vorschnell beschneiden. Klar kriegen auch Geld dafür.

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Saphirglas  28.08.2021, 21:05
@verreisterNutzer

Für uns war klar:

Wir versuchen alles um die Beschneidung zu umgehen. Selbstverständlich hätten wir dem auch zugestimmt wenn unser Sohn Probleme bekommen hätte. Auf Teufel komm raus, musste es nicht sein.

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Manu41957  20.02.2024, 01:08
@verreisterNutzer

Nein Ärzte beschneiden nicht vorschnell, und der Arzt bekommt auch Geld für die Verschreibung der Cortisonhaltigen Salbe, und dafür werden sie von den Pharmakonzernen noch mit Geschenkken bedacht wenn sie viele Medikamente von denen verschreiben

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Ich habe leider kein Sohn. Aber wenn ich einen hätte würde ich mit ihm über die Vorhaut sprechen. Aber nicht nur über sie, auch über andere Probleme die er vielleicht haben könnte.

Hallo ich bin Jona bin 12

bei mir war früher keine Verengung das is erst jetzt gekommen weil meine Eichel so sehr gewachsen is.

Habs irgendwann meinem Papa gesagt und er hat sich das angesehn und er war mit mir beim Kinderarzt . Muss echt zum glück net beschnitten werden.

Meine vorhaut soll jetzt jeden Tag so 2 - 3 mal für 15 minuten gedehnt werden - einmal mit sone kortison salbe und einmal mit baby öl und beim baden auch.

Das is zwar was peinlich aber ist ja mein Papa der hat auch nix anderes als ich da unten.

Mein Papa hat auch net gefragt zeig mal lass mich mal schauen. Er hat mir halt gesagt - egal was is ich kann mit allem zu ihm kommen.

Das hab ich dann auch gemacht und jetz bekomm ich hilfe.

Seit dem is unser Verhältnis sogar besser als vorher.

viele grüsse von Jona

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Junge90  19.02.2024, 21:37

Echt super, das euer Verhältnis dadurch noch besser geworden ist und das Ihr über alles reden könnt

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Eigentlich sollte die Aufklärung darüber ja in der Schule passieren. Da sind die Lehrkräfte aber meist total verklemmt, sodass meistens nur über Verhütung geredet wird, aber nicht über körperliche Eigenheiten. Und oft genug wird es durch prüde oder überreligiöse Eltern verhindert, die ihr Kind aus Sexualkunde raus nehmen.

Sehr bedauerlich das alles.

Ich würde meinem Kind, wenn es denn eines hätte, den YouTube Kanal Jungsfragen vorsetzen 😛