Journalisten wählen mehrheitlich grün: Spricht das nicht für die Grünen?
Laut einer Studie sind 41% der Journalisten in Deutschland den Grünen zugeneigt.
Journalisten gehören, beruflich bedingt, zu den am besten informiertesten Menschen des Landes. Sie kriegen vieles mit, lernen viele Menschen (auch Politiker) kennen und haben mehrheitlich großes Wissen in ihrem Fachgebiet.
Spricht das nicht total für die Grünen, wenn solch gut informierte Menschen mehrheitlich grün wählen?
Andererseits wird ja immer behauptet, dass die Medien zu grün seien (was ich so nicht empfinde, aber egal) und ihnen das negativ angekreidet wird, obwohl sie ja nichts dafür können.
Eure Meinung?
58 Stimmen
Woher kommt die Statistik?
Haha, 0 % AfD, bzw. Ggf. Sind die bei den 2 % 'andere Partei' dabei :)
Hat mich auch gefreut. ;-)
8 Antworten
Weder noch, auch wenn das eine nicht das andere ausschließt. Journalisten sind vor allem im urbanen Bereich und in jungen Jahren oft eher "links" gewonnen bzw. oft typische Freigeister, viele waren früher auch sehr SPD-nah.
Wenn ich an "grüne Journalisten" denke, sind das oft idealistische Einsteiger und Volontäre und sehr junge Leute, die weder durch fundierte Berichte noch durch qualitativ hochwertige Arbeiten auffallen - da kann ich auch von manchen Berührungspunkten sprechen. Das sind meist Leute, die grad am Anfang ihrer Arbeit stehen und noch nicht wissen, dass man sich "linke Politik" im linksgrünen Sinne leisten können muss und das Geld nicht auf Bäumen wächst. Später werden die dann auch ruhiger - oder bleiben beruflich eher auf der Strecke, weil sie nicht neutral sind bzw. hangeln sich als Freelancer von Auftrag zu Auftrag für Büros und Redaktionen ihrer Gesinnung - in seriöse Medien und angesehene Häuser schaffen sie es selten langfristig oder festangestellt, es sei denn, man "reüssiert" bei Funk, wobei das kein Qualitätszeugnis ist - das Medium steht ja immer wieder berechtigt in der Kritik.
Außerdem darf sich leider jeder Heini als "Journalist" bezeichnen, der hier und da mal einen Essay für ein Gratismagazin "ediert" - die Berufsbezeichnung ist leider noch immer nicht geschützt oder an Ausbildungen und Kenntnisse gebunden.
Ich arbeite auch als Festangestellter (Technischer Redakteur) in dem Bereich und bin zwar CDU-Mitglied, aber am Linksrand der Union und bleibe bewusst dabei, um diese Position zu vertreten und sehe mich als linksgerichteten Konservativen an, politische Vorbilder Heiner Geißler und Norbert Blüm - die Demokratie lebt von der Opposition. In die SPD bin ich damals nicht eingetreten, weil ich Gerhard Schröders neoliberalen Kurs für Verrat hielt und mir die SPD-Genossen auch zu arrogant-elitär und zu sehr von sich eingenommen / zu intolerant gegenüber Andersdenkenden (auch wenn sie genau das gern für sich beanspruchen) gewesen sind.
Solange die Berichterstattung weitestgehend objektiv ist, der Leser bzw. Konsument nicht bevormundet oder in irgendeiner Richtung indoktriniert werden soll und ein Journalist keinen Andersdenkenden vorsätzlich diffamiert oder vorführt oder unmöglich zu machen versucht, ist es mir relativ egal, ob ein Berufskollege die Grünen wählt oder die Roten oder die Schwarzen oder von mir aus die FDP oder Volt oder sonst was.
Danke!
Ich hatte früher einen Kollegen, der Volt-Wähler war und das unter Kollegen und Vertrauten ganz offen zugab. Fand ich okay - ihn als Typ und seine Stimme auch, zumal es nie in der Berichterstattung zur Geltung kam, wen oder was er wählt. Es gab auch einen freien Mitarbeiter, der bekennender FDP-Altliberaler war - von mir aus. Er hat nie für oder gegen eine Partei oder deren Vasallen berichtet, im Gegenteil.
So sollte es auch sein! Ich finde (vielleicht widersprichst du mir auch, was völlig in Ordnung ist), dass wir in Deutschland Glück mit seriösen Medien haben. Wir haben linke, liberale oder konservative Blätter. Eigentlich ist für jeden was dabei.
Dass mehrheitlich links-grün berichtet wird, halte ich persönlich für eine Lüge. Aber vielleicht auch nur, weil ich dieses "neumodische" Linkssein als nicht wirklich links betrachte.
Eben, es ist für jeden was dabei. Wenn man ein Magazin ablehnt oder einen TV-Sender nicht mag aus politischen Gründen, braucht man ja nicht einzuschalten oder zuzugreifen.
Dennoch muss man sagen: Das Fernsehen bzw. der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist schon immer objektiv stark politikunterlaufen. Das war schon ein Thema, als Hans Bausch (bis Ende 1989 im Amt) noch ARD-Vorsitzender war. Ob man das alles jetzt schon als Propaganda sieht, hängt vom eigenen Standpunkt ab. Man kann es ganz grundsätzlich so sehen, je nach eigenem politischen Denken - da ist ganz nüchtern betrachtet ein Funke Wahrheit dran, was die Öffentlich-Rechtlichen angeht, die ARD noch mehr wie das ZDF.
Es liegt aber nicht am Sendekonzept selbst, sondern an den Gremien, die da im Hintergrund mitmischen: Die Kontrollgremien (Rundfunkrat der ARD und ZDF-Fernsehrat) bestehen in der Hauptsache aus Vertretern von Vorfeldorganisationen der CDU wie kath. Kirche, Landfrauen, Gemeindetag, Städtetag, Europa-Union, Vertriebenenverbänden, so was in der Art. Einen Großteil der Sitze besetzen die Ministerpräsidenten der Länder mit ihren eigens ausgewählten Leuten, die ihnen bestimmt nicht das sagen, was sie nicht hören wollen bzw. CDU-nah sind (schaut man sich die Länderregierungen an) und entsprechend auf das Programm Einfluss nehmen - die haben schon ein Interesse, CDU-nah oder zumindest CDU-freundlich zu berichten. Ich würde daher auch nicht sagen, dass "linksgrün" propagiert oder "linksgrün" berichtet wird. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die SPD oder die Grünen gut wegkommen - über beide gibt es aktuell auch nicht arg viel Positives zu berichten. Das wissen viele nicht, es erklärt aber Teile der Programmgestaltung und politische Untertöne auch in Serien wie dem "Tatort" durchaus.
Das Thema war schon immer bedenklich und hatte schon in den 80ern das Zeug zum Zankapfel ("Kohlfunk" war ein Schlagwort), ist aber meiner Ansicht nach mit der Kanzlerschaft Angela Merkels (Stichwort Mainstreammedien) spätestens um 2015-2018 sukzessive in die Schiene "CDU und Merkel gut, alles andere böse und schlecht" (man muss da aber zwischen den Zeilen lesen können) abgedriftet und geht stark in die Richtung von Adenauers Vision eines Deutschlandfernsehens, das für die Regierung sprechen sollte. Nachdem das Unterfangen vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert war, wurde daraus 1963 das ZDF - mit dem ich persönlich inhaltlich besser klarkomme als mit der ARD, ihren Polittalks und ihrer Tagesschau. Wenn mich aber so was stört und ich es schon weiß, dann schaue ich es mir gar nicht erst an - so einfach ist das.
Es sei an "Monitor" mit Klaus Bednarz oder das ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal erinnert, aber da war wenigstens klar, um was es ging. Da konnte man geteilter Meinung sein, aber wenn es einem nicht gefiel, wenn man Andersdenkender war, konnte man abschalten.
Manches, was man heute im ARD-Programm zu sehen bekommt, ist politisch gesehen tatsächlich der "Schwarze Kanal" der Neuzeit. Was Karl-Eduard von Schnitzler bis 1989 im DFF gemacht hat, war objektiv nicht anders und ähnlich gefährlich für die Zielgruppe, da politisch-agitatorisch ausgerichtet. Es mag genug Leute geben, nicht nur Bildungsferne, die so was sehen und glauben.
Die privaten Sender sind übrigens weit weniger politikunterlaufen, zumal es dort keine Kontrollgremien gibt und keinen Proporz bzw. keinen Erziehungsauftrag - man will die Leute dort unterhalten und "entertainen", nicht aber belehren und ihnen auch nicht sagen, wen sie doch bitte wählen sollen und wen nicht. Es gab hier in der Vergangenheit zwar auch Auswüchse hier und da, ich erinnere an Leo Kirch und Helmut Kohl (Kirch war bei Sat.1 beteiligt), aber eine direkte Einflussnahme der Kohl-CDU auf das damalige Programm von Sat.1 gab es hier meines Wissens nach nicht, das war mehr eine private Freundschaft, die zu gewissen Gefälligkeiten führte.
Dass mehrheitlich links-grün berichtet wird, halte ich persönlich für eine Lüge. Aber vielleicht auch nur, weil ich dieses "neumodische" Linkssein als nicht wirklich links betrachte.
Ja, das sind diese Lifestyle-Linken, zu denen zählen auch die erwähnten jungen Pseudo-"Journalisten", die mit dem Laptop im Café sitzen, eine Hafermilch trinken, gelegentlich mal einen "intellektuellen" (aber dabei blutleeren und meist sprachlich hanebüchenen) Essay für ein hippes urbanes Gratismagazin schreiben für 15 Cent pro Zeile und zwölf Euro pro Bild und dann denken, sie seien die großen Journalisten ... und das dürfte der Löwenanteil dieser 41 Prozent am Ende sein.
Die verschiedenen Parteien sind Interessensvertreter verschiedener Bevölkerungsgruppen im Land. Die Gruppierung erfolgt dabei mehr oder weniger automatisch auch durch Bildungsstand und Einkommen. Die Grünen kommen eben ganz gut bei Bildungsbürgern an, denen es gut genug geht, dass sie sich für Umweltschutz interessieren können.
Journalisten sind da ein Beispiel: das Einkommen stimmt wahrscheinlich und man ist kaum auf Rohstoffe oder Energieträger angewiesen, um die Arbeit zu machen. Irgendwas passiert immer und notfalls holt man die mechanische Schreibmaschine vom Speicher. Während des Studiums hat man an der Uni zusammen mit aufgeschlossenen Menschen aus anderen Ländern gelernt und gefeiert und die Vorteile von Multikulturalität erlebt, ganz ohne Klopperei am Bushof mit schlecht bis gar nicht integrierten Migranten.
Man sollte bei gesellschaftlichen/politischen oder sonstigen übergreifenden Themen (sei es z.B. auch nur die Einführung eines neuen Prozesses in einer Behörde) im Idealfall niemals auf die Meinung einer beruflichen Monokultur verlassen. Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand (Berufszirkel entwickeln Kulturen/Selbstverständnisse, welche im Allgemeinen unpraktikabel sind; blinde Flecken durch einseitige (a) Bildungsausrichtung, (b) Erfahrung [Beruf & privater Lebenssituation] und (c) Persönlichkeitsmerkmale die mit der Berufswahl korrelieren)
Journalisten gehören, beruflich bedingt, zu den am besten informiertesten Menschen des Landes. Sie kriegen vieles mit, lernen viele Menschen (auch Politiker) kennen und haben mehrheitlich großes Wissen in ihrem Fachgebiet.
Aber keiner ahnt je irgendeine größere Umwälzung voraus.
Dafür braucht man immer noch Leute wie Volker Pispers.
Naja, nicht wirklich.
Da sind wir definitiv einer Meinung.