Ist diese Ungleichheit der politischen Präferenz von Journalisten im Vergleich zum Wähler eine Gefahr für die Demokratie?
Während 41 % der Journalisten eine Grüne Einstellung haben und 2/3 eine Links-Grüne Präferenz und dementsprechend dies in ihren Berichten und Artikeln zum Ausdruck bringen:
Sich der Wählerwille aber ganz anders darstellt:
Ist dieses Ungleichgewicht ein Problem oder sogar Gefahr für die Demokratie, da nicht das ganze Meinungsspektrum abgebildet wird?
2 Antworten
Ich kann deine Schlussfolgerung nicht nachvollziehen, dass Journalisten, die den Grünen nahestehen, dies in ihren Berichten und Artikeln zum Ausdruck bringen. Dieses "Ungleichgewicht" - wie du es nennst - zeigt doch im Gegenteil, dass Demokratie funktioniert, denn die Berichterstattung scheint die Menschen ja gerade nicht so zu beeinflussen, sonst hätten die Grünen ja mehr Stimmen. Du solltest auch nicht unerwähnt lassen, dass diese Umfrage bei Journalistinnen und Journalisten aus allen Sparten des Journalismus durchgeführt wurde, als auch bei privaten Sendern, Print Medien und Internet. Es kann also nicht von "Staatsrundfunk" gesprochen werden.
Ich denke in der Tat, dass das ein Problem sein könnte, bzw. Symptom eines größeren Problems.
Unterstellen wir einfach mal für einen Moment, dass die von dir eingefügten Grafiken etwas mit der Realität zu tun haben (nachprüfen kann ich das auf die Schnelle nicht):
Richtig überraschend wäre der Befund nicht. Bei aller Problematik des Journalismus und der nicht wenigen schwarzen Schafe, die da unterwegs sind: grundsätzlich gehört es zum Journalistenhandwerk, sachorientiert zu schreiben, sich in der Berichterstattung an Fakten zu orientieren und Falschmeldungen nach Möglichkeit zu vermeiden, beziehungsweise, wenn sie einem passiert sind, sie im Nachhinein richtig zu stellen.
Hingegen hat die in signifikanten Teilen der Bevölkerung verbreitete Abneigung gegen Grüne und Linke, eher mit Stimmungen und Auffassungen von dem, was gerade cool ist, zu tun und weniger mit Fakten. Ein Großteil der Verbalisierungen von Abneigneigung gegen grün, die im öffentlichen Raum zu hören sind, erschöpfen sich in Aussagen, die einer sachlichen Nachprüfung kaum Stand zu halten vermögen. Dazu gehören insbesondere Aussagen, wie die, dass die Grünen den Leuten vorschreiben wollen, welche Heizung sie haben, dass sie das Fleisch essen verbieten wollen oder ganz allgemein einfach eine Verbotspartei seien. Ebenso gehört dazu, dass Merkel (obwohl nichts linkes oder grünes an ihr war), durch ihre Flüchtlingspolitik das Land angeblich in den Dreck geritten habe. So etwas wird in mündlicher Rede im Freundeskreis und am Stammtisch sowie in großem Umfange in sozialen Medien veröffentlicht und braucht sich dort auch keiner kritischen Nachfrage zu stellen.
Qualitätsjournalismus kann solche Aussagen aber nicht einfach reproduzieren, sondern ist in mehr oder weniger großem Umfang zur Rückbindung an das verpflichtet, was faktisch und nachweisbar ist. Würde sich der Journalismus damit zufriedengeben, ähnlich faktenfrei wie mitunter die vox populi Stimmungen Ausdruck zu geben, würde er seiner Aufgabe nicht gerecht, und er wäre auch überflüssig. Denn Stimmungen Ausdruck verleihen, dass können die Bürgerinnen und Bürger auch ganz gut so, dazu brauchen Sie keine Journalisten.
Von daher liegt es in der Natur der Sache, dass Qualitätsjournalismus und die Stimme des Volkes gelegentlich auseinander driften. Und je mehr sich die Stimme des Volkes auf Falschinformationen beruft und je uninformierter die Menschen sind, desto größer ist dieser Effekt.