Ging mein Freund zu weit? Ist er im Recht?
Der Partner meiner Mutter ist politisch eher rechts eingestellt. Er hat mir über WhatsApp oft seltsame Parolen geschickt, obwohl ich ihn mehrfach gebeten habe, das zu unterlassen. Seine Reaktion darauf war, mich immer wieder zu blockieren und dann wieder zu entblocken. Auch bei gemeinsamen Essen hat er sich häufig abfällig über Flüchtlinge und Ausländer geäußert, was mir oft zu weit ging. Ich habe meiner Mutter davon erzählt, doch ihr zuliebe habe ich versucht, sein Verhalten zu tolerieren, obwohl er mir gegenüber nie besonders rücksichtsvoll war und sich auch nie wirklich für mich interessiert hat (ich bin Ende 20, mein Freund über 30). Meine Mutter und er sind seit zwei Jahren ein Paar und wohnen zusammen.
Vor Kurzem waren mein Freund und ich wieder zu Besuch bei ihnen. Am Abend zuvor hatte er gesagt, man solle auf die Kinder im Haus Bomben werfen, und sich erleichtert gezeigt, dass keine Schwarzen dort wohnen. Wir haben an dem Abend nichts dazu gesagt, aber es hat uns beide sehr mitgenommen. Am nächsten Tag benahm er sich mir gegenüber erneut respektlos, und als wir nach Hause kamen, brach ich abends in Tränen aus. Mein Freund schlug vor, meiner Mutter zu schreiben, um ihr zu sagen, wie sehr mich die Situation belastet. Also hat er ihr geschrieben und erklärt, wie sehr mich der respektlose und fremdenfeindliche Umgang ihres Partners verletzt.
Daraufhin schickte meine Mutter meinem Freund eine wütende Nachricht, in der sie ihm vorwarf, er habe sich am Vorabend arrogant und aggressiv verhalten. Dabei hatte er lediglich versucht, mich zu verteidigen. Mein Freund machte ihr klar, dass er als Ausländer selbst das rassistische Verhalten ihres Partners nicht akzeptieren kann und will und dass er nicht bereit ist, mit so jemandem an einem Tisch zu sitzen.
Parallel dazu habe ich auch mit meiner Mutter geschrieben. Sie warf mir vor, ich sei intolerant und arrogant.
Was denkt ihr? Ist mein Freund zu weit gegangen, oder war es gerechtfertigt, dass er sich und mich verteidigt hat?
33 Stimmen
14 Antworten
Ich kann nachvollziehen, dass man irgendwann eingreifen möchte, um seinen Partner zu verteidigen/schützen. Aber du hast ihm mitgeteilt, dass er genau das nicht machen soll, und über diesen Wunsch hat er sich hinweggesetzt. Am Ende hat er damit nun weniger geholfen, als möglicherweise Schäden angerichtet... auch wenn er es nur gut meinte. Manchmal hilft man aber eben wirklich mehr, indem man nichts tut.
Viel weniger aber kann ich persönlich deine Mutter und ihre Reaktion verstehen. Wäre ich an deiner Stelle, so würde ich diesen Familientreffen fernbleiben. Erstens hat man dadurch weniger Stress und zweitens setzt man so ein Zeichen.
Intoleranz (wie deine Mutter das nennt) hat nichts damit zu tun. Und falls es doch so wäre, dann ist es ebenso intolerant von deiner Mom und ihrem Freund, dass sie 0 Rücksicht darauf nehmen, wie sich die anderen Familienmitglieder fühlen, sobald dieses Thema aufkommt.
Bei meiner Familie läufts ähnlich... einige sind stark nach rechts abgedriftet und davon möcht ich mich fernhalten. Es soll jeder seine Meinung haben - ist ja deren Recht! - aber ICH darf am Ende entscheiden, ob ich Bock darauf habe, mir deren Meinung wieder und wieder anzuhören, denn DARAUF haben sie kein Recht.
So schwer kann's ja eigentlich nicht sein, sich wenigstens mal an einem Abend, an dem man mit anderen zusammensitzt, am Riemen zu reißen und dieses Thema ruhen zu lassen.
Oh, ich hab's wohl missverstanden :D Na, dann verstehe ich aber nicht so wirklich, wo das Problem liegt. Dein Freund möchte halt nicht, dass es so weitergeht und du ständig so fertig bist, nachdem du bei deiner Mom und ihrem Freund warst. Daran ist nichts verkehrt - ist das nicht sogar wünschenswert? Grad WENN du einverstanden damit warst, hat er meiner Meinung nach genau richtig gehandelt.
In einer Beziehung sollte man sich gegenseitig den Rücken stärken und das hat dein Freund hier angeboten und anschließend getan.
Weiterhin bleibe ich dabei: das einzige Fehlverhalten (meiner ansicht nach!) legt deine Mutter an den Tag.
Intoleranz brauchst du nicht zu tolerieren.
Dieser Rassismus ist keine "Meinung" mehr, sondern einfach Menschenfeindlichkeit. Du musst seine Aussagen nicht einfach stehenlassen.
Dein Freund hat ja, soweit ich weiß, nur deiner Mutter geschrieben?
Wie kommt man darauf, dass das "zu weit" geht? Das ist doch das Mindeste, dass man dem Gegenüber kommuniziert, wenn einen etwas stört.
Ich finde, deine Mutter und ihr Freund sind hier die einzigen, die falsch handeln. Mit dem Typ würde ich an deiner Stelle mich tatsächlich nicht abgeben.
Ja er hat ihr erstmal nur geschrieben um ihr zu sagen wie traurig mich das macht und was er auch beobachtet hat bislang
Ich finde es nicht okey, dass deine Mutter da garnicht drauf eingeht.
Sie hat meiner Meinung nach selbst keine Toleranz verdient.
Ich denke, das Verhalten deines Freundes war nachvollziehbar, aber es war halt auch nicht deeskalierend. Ich persönlich hätte an der Stelle deines Freundes die Feierlichkeit verlassen und würde den Kontakt abbrechen, anstatt die direkte Konfrontation mit dem Gastgeber zu suchen.
Er hat ja meiner Mutter geschrieben und nicht ihm
Deine Mutter und ihr Partner waren die Gastgeber, oder?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder, ihr einigt euch darauf, unterschiedliche Ansichten zu haben und künftig das Thema zu lassen.
Oder ihr lasst euch auf rechthaberische Diskussionen ein, die am Ende dazu führen werden, dass ihr nicht mehr miteinander sprecht und der Kontakt abbricht.
Wenn eine Seite darauf beharrt, irgendwas nicht akzeptieren zu können, ist wohl ein Kontaktabbruch unvermeidbar.
Wollte ich ja, dann wurde es am besagten Wochenende wieder diskutiert.
Dann sag doch allen Beteiligten, wie die Lage ist. Und dann muss jeder einmal nachdenken, ob man das will.
DU solltest den Konflikt am besten mit deiner Mutter persönlich klären, trage deine Kämpfe selbst aus. Dein Freund hat es nicht verbessert, er ist auch nicht in der Position da viel zu machen.
Vielleicht begrenzt ihr die Familientreffen auch erstmal auf das nötigste, damit sich alle wieder beruhigen.
Nein, ich war damit einverstanden, dass er ihr schreibt. Wo liest du raus, dass ich das nicht wollte?