Also drei Tiere sind das ABSOLUTE Minimum - mehr ist immer besser. Ich hatte immer 5er-Rudel, was aber schlichtweg an dem Platz lag, den meine Voliere bot, sonst hätte ich auch gern 6 oder 7 gehalten. Bedenke: das sind sehr intelligente, hochsoziale Rudeltiere mit individuellen Persönlichkeiten. Hälst du nur zwei, sind sie unfähig ein Rudel zu bilden und sollten sie sich zerzanken, ist jede von ihnen allein, was tatsächlich zu depressivem Verhalten führen kann.
Weiterhin würde ich definitiv zu gleichgeschlechtlicher Haltung raten!
Bedenke: Männchen sind eher ruhig, Weibchen in der Regel aufgeweckter und lernfreudiger. Nichtsdestotrotz brauchen Ratten - unabhängig vom Geschlecht - mentale Herausforderungen. Sie WOLLEN knobeln und angemessen beschäftigt werden plus genügend Bewegung bekommen. Laufräder sind da auf Dauer keine Lösung (ich hatte nie ein Laufrad, zumal man für Ratten auch seeehr große Laufräder bräuchte).
Ratten können in der Haltung, besonders der Tierarztkosten wegen, recht teuer werden (das leidige Thema mit den Tumoren...), verglichen mit anderen Nagern. Sie sind leider sehr anfällig für Krankheiten, weshalb es verdammt wichtig ist, ihren Käfig, sämtliche Utensilien darin und auch die Wohnung für den Auslauf (den diese Tiere BRAUCHEN!!11elf) sauber zu halten. Wöchentliche Reinigung OHNE Seife o.Ä. - also ausschließlich Wasser nutzen - und frisches Einstreu ist das Mindeste.
Ein bisschen Zugluft dank offenem Fenster in der Nähe? > Schwupps, haben die Fellnasen eine Lungenentzündung, das geht wirklich sehr schnell bei denen und endet oftmals entweder tödlich oder mit hohen Tierarztkosten. Habe ich leider selbst Erfahrung mit machen müssen, wodurch ich ein Tier verloren habe.
Weiterhin brauchen Ratten am besten täglich abwechslungsreiches Frischfutter neben dem Trockenfutter. Es ist notwendig, sich gut darüber zu informieren, was und wie viel davon man an sie verfüttern kann und was nicht - der Grund ist simpel: manch Obst und Gemüse ist für diese Tiere giftig oder sorgt für schmerzhafte Verdauungsprobleme. Ganz oben mit dabei ist eine Avocado-Sorte, die tatsächlich zum Tod führen kann, wenn sie gefressen wird.
Ratten sind anatomisch nicht in der Lage, sich zu übergeben. Heißt: was einmal drin ist, bleibt drin, bis es entweder hinten wieder rauskommt oder das Tier durch Unverträglichkeit o.Ä. verstorben ist. Im Zweifelsfall, wenn also unklar ist, ob man etwas füttern kann oder nicht, ist es immer am besten, wenn man es komplett sein lässt. Ich würde dazu raten, dass man sich da je Obst- oder Gemüsesorte an mehreren verschiedenen Quellen informiert, nur um sicher zu gehen.
Feinstaub ist zu vermeiden. Das beginnt schon beim Einstreu. Dieses typische Holz-Einstreu, was man in jedem Tierladen bekommt, ist ungeeignet für Ratten, weil es sehr stark staubt und das ist für Tiere mit empfindlichen Atemwegen eine große Gefahr. Die Staubpartikel können sich in den Atemwegen festsetzen und dort verklumpen. Pellets als Einstreu sind ebenso ungeeignet > google mal "bumblefoot bei ratten", der u.A. durch Pellets im Käfig entstehen kann.
Aus hoffentlich offensichtlichen Gründen sollte auf Plastik und Gummi jeder Art in der Käfigeinrichtung verzichtet werden. Ratten sind nun mal Nagetiere und sie WERDEN Gegenstände im Käfig annagen. Splitterfreies oder mit ungiftigem, speichelechten Lack überzogenes Holz ist am besten geeignet. Lackieren kannst du selbst > Acryllack nach DIN EN 71-3 kriegst du in sogut wie jedem Baumarkt. Der ist ungiftig und wird auch gern für Babyspielzeug verwendet.
Ich würde dazu raten, die Häuschen und Etagenplatten damit zu lackieren. Einfach weil Ratten nun mal immer markieren und überall hinpinkeln - eine 3 bis 4-fache Lackschicht verhindert, dass der Urin ins Holz zieht und anfängt zu stinken. Es lässt sich auch alles besser reinigen, wenn es von einer dicken Lackschicht überzogen ist.
Naja und zuguterletzt natürlich die Käfiggröße... der Käfig kann nicht zu groß sein, braucht unbedingt mehrere Etagen und sollte für die Tiere sicher eingerichtet sein. Gestalte ihn so, dass eine Ratte - selbst wenn sie mal abrutscht - nie so tief fallen kann, dass sie sich verletzt. Ein guter Abstand zwischen Etagenplatten ist die Größe einer Ratte, die auf den Hinterpfoten steht und sich nach oben streckt + ca. eine Kopflänge des Tieres.
Selbstredend muss der tägliche Auslauf ebenso gefahrenfrei gestaltet sein und sollte immer unter Aufsicht stattfinden. Achte darauf, dass die Tiere sich nicht irgendwo verkriechen können, wo du sie nicht mehr herausbekommst. Den Boden sauber halten, Steckdosen abdecken/absichern und am besten eine Rampe bauen oder kaufen, die in den Käfig führt, sodass die Tiere immer selbst entscheiden können, wann sie während des Auslaufs rein oder rausgehen.
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Ja, ich weiß: viiiel Text :D Aber Rattenhaltung ist nun mal kein Klacks und wird schnell mal unterschätzt. Wer so wenig wie möglich falsch machen möchte, der informiert sich gern und ausgiebig x)