CDU liebäugelt mit Ende des Deutschlandtickets. Wird das Eure Wahlentscheidung beeinflussen?
Führende Unionspolitiker sprechen sich dafür aus, das bundesweite Abo für Busse und Bahnen zum Jahresende auslaufen zu lassen. »Wir müssen uns ehrlich machen: Über 2025 hinaus ist das Deutschlandticket nicht mehr zu finanzieren«, sagte Christian Haase (CDU), der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dem Portal »Politico« am Dienstag. Zugleich bekräftigte Haase, »wir müssen mehr in den ÖPNV investieren«. Dafür aber gelte es, »Mitnahmeeffekte zu verhindern«. Damit spielte er offenbar darauf an, dass etliche regelmäßige Nutzer des Nahverkehrs entlastet werden, die früher auch zu einem höheren Preis bereit waren, ausschließlich regionale Tarife zu nutzen.
Das Deutschlandticket berechtigt seit Mai 2023 bundesweit zu Fahrten mit Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs zu einem monatlichen Festpreis, der zum 1. Januar von 49 auf 58 Euro erhöht wurde. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen hatten zuletzt 13,5 Millionen Menschen das Ticket abonniert. Trotz steigender Nutzerzahlen gingen die Einnahmen der Branche 2024 zurück, während zugleich ihre Kosten stiegen. Zum Ausgleich zahlen Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, diese Vereinbarung ist jedoch nur bis Ende 2025 abgesichert.
Das Deutschlandticket hat das Pendeln für Millionen Arbeitnehmer deutlich vergünstigt. Auf längeren Distanzen lassen sich im Vergleich zu den alten Abotarifen mehr als 200 Euro pro Monat sparen . Davon profitieren vor allem Menschen, die sich Wohnraum in teuren Metropolen wie Frankfurt oder München nicht leisten können, deshalb in ländlicheren Gebieten leben und mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren. Sie müssen zudem für Fahrten im Regionalverkehr in anderen Teilen der Republik keinen weiteren Fahrschein lösen. Übers Jahr drohen den meisten Pendlern Hunderte Euro Mehrkosten, vielen sogar Tausende.
Zuletzt hatte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) den Fortbestand des Tickets von einer vollständigen Übernahme der Kosten durch den Bund abhängig gemacht. Bernreiter leitet seit Jahresbeginn die Verkehrsministerkonferenz der Länder.
Die größte Erfolgsgeschichte im ÖPNV der vergangenen 40 Jahre
Die CSU unter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder stimmt bereits seit dem Aus der Ampelkoalition auf ein Ende des von der Ampel eingeführten Nahverkehrstarifs ein. Die Schwesterpartei CDU hielt ihre Haltung bislang offen. Kanzlerkandidat Friedrich Merz hatte die Zukunft des Deutschlandtickets als »schwierige Frage« bezeichnet, »die wir auch im Licht der Haushaltsberatungen beantworten müssen« – grundsätzlich aber bekannt, »so etwas wie das Deutschlandticket« erhalten zu wollen. Im Wahlprogramm von CDU und CSU taucht das Deutschlandticket aber nicht auf, die Pläne für den Nahverkehr klingen eher wolkig. »Wichtig ist ein bedarfsgerechter und zukunftsfester öffentlicher Personennahverkehr«, heißt es unter anderem.
Politiker anderer Parteien und Vertreter der Verkehrsbranche reagierten entsetzt auf den nun verschärften Ton führender Unionspolitiker. Das Deutschlandticket sei »die größte Erfolgsgeschichte im ÖPNV der letzten 40 Jahre«, sagte Oliver Wittke, der Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), im Deutschlandfunk. Das Angebot bleibe aber unter seinen Möglichkeiten, solange keine Planungssicherheit bestehe. Wittke, der bis 2021 die CDU im Bundestag vertrat und früher unter anderem als nordrhein-westfälischer Verkehrsminister amtierte, verwies auf drohendes Chaos und Finanznot der Verkehrsbetriebe durch eine erneute Umstellung. Der VRR habe mit Blick auf das Deutschlandticket beschlossen, zum 1. März 75 Prozent der alten lokalen Tarife abzuschaffen.
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Wer neoliberale (asoziale) Politik mehrheitlich wählt, der wird auch entsprechend diese Politik bekommen. Leider wird ein Großteil des Volkes darunter leiden müssen, falls es so kommt.
Ganz ehrlich, das Deutschlandticket ist für mich eine DER Erfolgsgeschichten die aus der Corona-Krise heraus gekommen sind. Endlich ein Schlag durch den Tarifdschungel und so gestaltet dass es sich wirklich nahezu jeder und jede leisten kann. Das ist trotz der hohen Ausgaben eine sinnvolle Investition in den öffentlichen Nahverkehr und wer daran rüttelt hat nicht das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Sinn. Aber meine Wahlentscheidung gegen die CDU beeinflußt das natürlich nicht, denn das war ohnehin schon klar.
könnte viele Pendler Tausende Euro im Jahr kosten.
Wo? Vor dem Deutschlandticket (DT), beliefen sich meine kosten bei ca. 960 €. Der ÖPNV war um einiges zuverlässiger, als es seit Einführung des DT ist.
Über 2025 hinaus ist das Deutschlandticket nicht mehr zu finanzieren«, sagte Christian Haase (CDU)
Das ist auch korrekt. Die FDP hatte 79 € vorgeschlagen, was ich außerordentlich begrüßt hätte. Die SPD 49 € (wozu es auch kam), und die realitätsfernen Grünen 29 € oder gar umsonst. Mit 79 € wäre ich sehr glücklich gewesen (ich meine... DEUTSCHLANDWEIT!)
Das Deutschlandticket hat das Pendeln für Millionen Arbeitnehmer deutlich vergünstigt.
Nur sieht die Realität so aus, dass etliche Arbeitnehmer auf das Auto umgestiegen sind, da die Zustände inzwischen mehr als unzumutbar sind. Volle Züge (kein Komfort), zig Ausfälle und Verspätungen.. diese Verschlechterung sind meiner Meinung nach auf dem wesentlichen höherem Verkehrsaufkommen zurückzuführen, von denen viele Neunutzer (das unterstelle ich an dieser Stelle) dies in ihrer Freizeit nutzen.
Es ist günstiger geworden, ja. Aber was bringt mir das, wenn ich inzwischen regelmäßig 1x in der Woche zuspät zur Arbeit komme und das, obwohl ich schon einen Bus früher nehme (Anschlussverkehr)?
Wenn es nach mir gehen würde: 90 € für Berufstätige (Ausgabe durch den AG. Selbstständige/Gewerbetreibende durch Nachweis). Schüler/Studenten 60 €.. für den Weg zur Schule/Uni 20 € (Nachweis durch die Schule) für den Umkreis nach Verband). Freizeitfahrer zahlen 10 € für eine Tageskarte, 150 € im Monat. Nimm bitte nicht alles auf die Goldwaage, es gibt natürlich noch erheblichen Überarbeitungsbedarf, aber dies wäre in etwa eine gute Grundlage.
Wenn die Verkehrswende stattfinden soll, brauchen wir einen zuverlässigen ÖPNV. Bus/Bahn muss attaktiv werden, damit die Leute vom Auto umsteigen. Bei einem stabilen Betriebsablauf, wären die Kosten für das Ticket (90 € Deutschlandweit) ein guter Anreiz.
Volle Zustimmung. Statt wie geplant die Autofahrer in den ÖPNV zu bekommen hat man eher die Radfahrer angelockt. Und alle die die den ÖPNV sowieso nutzen wurden subventioniert.
Auch die Leute auf dem Land, bei denen 2x am Tag ein Bus hält, können sich besseres vorstellen als mit ihren Steuern die Stadtpendler zu finanzieren.
Und selbst in der Stadt muss man mit der Verbindung Glück haben, weil es kaum Expressverbindungen gibt. Wenn die Bahn für 10km Luftlinie 20km Umweg fährt und dabei 30x anhält, dann ist das keine Konkurrenz zum Individualverkehr. Berufstätige Familien haben am Abend vielleicht mal 2-3h für sich. Die werden definitiv keine zusätzlichen 30min am Tag im ÖPNV verschwenden nur um im Monat 100€ zu sparen.
Ist mal wieder typisch für die CDU, die einzige gute und soziale politische Entscheidung der letzten Jahre rückgängig machen zu wollen. Es gibt noch 1000 andere gute Gründe, etwas anderes als die CDU zu wählen.
Gut am D-Ticket ist nicht nur die finanzielle Entlastung, sondern auch das Gefühl der Freiheit, dass man sich nicht mehr um die Tickets kümmern muss. Kein Ärger mehr mit defekten Fahrkartenautomaten und Kontrolleuren. Einfach einsteigen und umsteigen wie man will.
Doch die CDU braucht die Abhängigkeit der Ärmeren vom Geld, um sie besser in die Ausbeutung zwingen zu können: Klassenkampf von oben.
Letztlich würde das Thema mich nicht tangieren, aber ich hatte sowieso nicht vor, die CDU zu wählen und habe per Briefwahl die SPD sowie den lokalen MdB-Kandidaten der Freien Wähler gewählt. Dieser kommt kompetent, glaubwürdig und sympathisch rüber und vor allem erfrischend bodenständig - er ist weder Jurist noch Berufspolitiker noch stammt er aus einer "alteingesessenen Dynastie". Außerdem war er der Einzige, der sich die Mühe gemacht hat, in der Lokalredaktion persönlich zu erscheinen und seine Ziele und Beweggründe schlüssig darzulegen - das Gespräch war sehr angenehm.
Zur Merz-CDU passt das insofern, dass sie wenig für den kleinen Mann übrig zu haben scheint und Merz in seiner eigenen Parallelwelt zuhause zu sein scheint, in der er mit dem Jet herumfliegt oder irgendeine Limousine nutzt, aber sicher nicht mit dem "Fußvolk" in der Bahn umeinander fährt.
Andererseits kann man der CDU auch hier Wortbruch vorwerfen, wenn man es genau nimmt; man müsste sich das hier mal ansehen, das auf November 2024 datiert - nun denn.
Die anderen Kandidaten (CDU, SPD, Grüne, AfD, FDP) kamen nicht bzw. der FWU-Mann war der einzige, der sich überhaupt gemeldet hat, als die Aufrufe heraus gingen. Er war sehr freundlich, hat allen Kollegen imponiert und überzeugte neben seiner ehrlichen Art auch mit Kompetenz und einem schlichten Auftritt ohne Gedöns.
cool 👍