Meine Nachbarn – zwei Rentnerdamen von unten – waren für knapp zehn Tage im Urlaub. ES. WAR. EIN. TRAUM.
Kein Lärm im Treppenhaus. Freie Plätze im Keller für die Wäsche.
Kein lautes “Hallooo?!” direkt ins Gesicht geschrien, wenn man gerade Kopfhörer aufhat.
Keine dauerhafte Besetzung der Bank vor der Haustür, wo ich nachts um 1 Uhr heimlich den Müll entsorgen konnte…
Aber jetzt… sind sie zurück.
Und als wär nichts gewesen, sitzen sie wieder da. Wie menschliche Überwachungskameras mit Kaffee und BILD-Zeitung…
Kaum macht man die Tür auf: “Na, auch noch wach?”
Lauert man im Flur: “Du hast uns aber erschreckt!”
Will man nur kurz zur Tonne: Blickkontakt. Wertung. Kommentar zum Wetter.
Ich bin ehrlich, ich hasse es. Ich hasse diesen ständigen sozialen Zwang, wenn ich nur einmal kurz in Jogginghose nach draußen will, ohne dass jemand meine Existenz kommentiert. Es war so schön still ohne sie. Ich hab mich frei gefühlt. Jetzt hängt ständig wieder in beiden Türen die Schlüssel im EG. Und Dauerbeschallung mit dummen Gelaber. Türen knallen. Etc. Wir sind alle drei Eigentümer in dem sechs Etagen Haus und mir gehört nur eine davon. Ich hatte stets das Gefühl das die mich raushaben wollen.
Habt ihr solche “Bank-Menschen” vor der Tür?
Und ist es moralisch verwerflich, sich insgeheim zu wünschen, sie würden nochmal für sechs Monate verreisen… vielleicht… ohne Rückflugticket?
