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Wer denkt denn nun eigentlich tiefer: Politiker oder Journalisten?Aus einem Interview mit dem neuen Chef-Redakteur der Zeitung "Die Welt":
Herr Burgard, Sie beginnen an Neujahr als Chefredakteur der „Welt“-Gruppe, und Sie haben einen fulminanten Einstand. In der „Welt am Sonntag“ erschien am vergangenen Wochenende ein Gastbeitrag von Elon Musk, in dem er dazu aufruft, die AfD zu wählen. Schaut man auf Reaktionen in Deutschland, hat man den Eindruck: Sie haben das Tor zur Hölle aufgestoßen.
Wenn man sich Reaktionen hierzulande anschaut, wird das nicht als Pro und Kontra begriffen, sondern als „übergriffig und anmaßend“, wie Friedrich Merz sagt. Oder als Einmischung von außen, wie die Bundesregierung es bezeichnet. Die Bürger entschieden, wie es weitergeht, nicht „Inhaber sozialer Medien“, sagt Olaf Scholz. Robert Habeck meint, Musk wolle Europa schwächen, das habe „Logik und System“. Was sagen Sie dazu?
Burgard erwidert:
Wenn jetzt der Generalsekretär der SPD, Matthias Miersch, sagt, der Gastbeitrag von Musk sei „gefährlich und beschämend“, dann kann ich nur warnen: Gefährlich wird es, wenn ein Spitzenpolitiker definieren will, welche Meinung eine Zeitung drucken darf und welche nicht. Wo war der Aufschrei des SPD-Generalsekretärs, als die „Zeit“ im Jahr 2021, also bereits nach der Annektierung der Krim, einen Gastbeitrag von Wladimir Putin gedruckt hat – übrigens ohne jede kritische Erwiderung?
Aus: https://archive.is/el5T6#selection-4527.0-4531.203