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Der 8. Mai - ein Tag der Befreiung?

Heute vor 80 Jahren endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Der nationalsozialistische Staat brach zusammen, die Alliierten übernahmen in der Folge – offiziell bestätigt durch die Potsdamer Erklärung – die Kontrolle über Deutschland.

In der DDR wurde der 8. Mai frühzeitig als „Tag der Befreiung“ gefeiert – entsprechend der staatssozialistischen Erzählung, nach der antifaschistische Kräfte gemeinsam mit der Roten Armee das Nazi-Regime überwunden hätten. In der Bundesrepublik hingegen blieb der Tag lange ohne größere öffentliche Bedeutung. Erst mit der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Jahr 1985 fand die Deutung als „Befreiung“ Eingang in das westdeutsche Selbstverständnis.

Gewiss: Für die Überlebenden des Holocaust, für politische Häftlinge, für verfolgte Minderheiten war der 8. Mai zweifellos ein Tag der Befreiung – die Befreiung von Terror, Verfolgung und drohendem Tod.

Aber war es auch eine Befreiung für das deutsche Volk?

Der Begriff „Befreiung“ suggeriert eine passive Opferrolle – als sei Deutschland selbst ein unterdrücktes Land gewesen, erlöst durch fremde Mächte. Diese Darstellung widerspricht der historischen Realität. Die NSDAP wurde von Millionen gewählt, das Regime genoss breite Unterstützung, der Widerstand blieb bis zuletzt marginal. Viele Deutsche profitierten vom Unrecht oder standen ihm gleichgültig gegenüber. Der Krieg wurde nicht gegen den Willen der Mehrheit geführt – er wurde von ihr getragen.

Der 8. Mai war deshalb kein selbst errungener moralischer Wendepunkt, sondern ein von außen erzwungener Bruch. Ohne den militärischen Sieg der Alliierten hätte das NS-Regime weiter existiert. Die Deutschen wurden nicht zu ihrer Freiheit geführt – sie wurden gewaltsam von einem System getrennt, das sie mehrheitlich selbst ermöglicht hatten.

Dass der Tag heute gefeiert und moralisch verklärt wird, während gleichzeitig auf die besondere historische Verantwortung Deutschlands verwiesen wird, wirkt widersprüchlich. Verantwortung bedeutet, Schuld anzuerkennen – nicht, sich über Begriffe wie „Befreiung“ in eine implizite Opferrolle zu flüchten. Wer befreit wird, ist nicht Täter, sondern Betroffener.

Eine ernsthafte Erinnerungskultur sollte diesen Tag weder verklären noch verdrängen. Er war notwendig – aber er war kein Verdienst der Deutschen. Er war das Ende eines moralischen Bankrotts, nicht seine Überwindung.

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Europa, deutsche Geschichte, Drittes Reich, Holocaust, Nationalsozialismus, Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Nazideutschland, Adolf Hitler

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