Wieso bekommen reiche Menschen ihren Hals nicht voll?

16 Antworten

Ich denke, man muss da schon zwischen verschiedenen Typen unterscheiden.

Es gibt Leute, die durch ihrer Hände Arbeit und/oder durch Kopfarbeit reich geworden sind, jetzt z.B. ein großes Unternehmen leiten und damit auch für das Wohlergehen vieler Mitarbeiter und deren Familien verantwortlich sind. Das sind vielleicht Menschen, denen Arbeiten überhaupt Spaß macht, sie planen gern, Erfolg ist ihnen wichtig. Natürlich möchten sie dann nicht in einer Hütte leben, sondern ihren Wohlstand auch genießen. Sie müssen zwar selbst den Euro nicht mehr umdrehen, aber sie wissen immer noch, was 10 € mehr oder weniger in der Lohntüte für den einfachen Arbeiter bedeuten. Wenn sie Kinder haben, schicken sie die natürlich auf die besten Schulen, ermöglichen ihnen ggfs. ein Studium an den renommiertesten Unis im Ausland, erwarten aber auch, dass die Kinder Leistung bringen. Die Erziehung ist oft streng und zielt darauf ab, dass diese frühzeitig lernen, Verantwortung zu übernehmen. Schließlich sollen sie oder zumindest eins von ihnen ja wahrscheinlich später das Unternehmen weiterführen. Ist man einmal auf dieser Schiene, dann kann man nicht einfach abspringen, sondern muss weitermachen, denn vom Erfolg oder Misserfolg hängen viele Arbeitsplätze ab. Ganz abgesehen davon: Wer scheitert schon gern? Wenn man erfolgreich ist, wird man meistens zwangsläufig reicher. Das Ganze verselbständigt sich. Manche, die sich ein kleines oder größeres Imperium aufgebaut haben, stecken das, was dann immer noch dazu kommt, in Stiftungen, was ja auf jeden Fall sinnvoller ist, als den Überschuss unter einzelne Arme zu verteilen.

Es gibt natürlich auch Reiche, die mal ähnlich angefangen haben. Vielleicht hatten sie eine clevere Idee, die sie gut vermarkten konnten und die ihnen so viel Reichtum eingebracht hat und noch immer einbringt, dass sie jetzt nichts mehr tun müssen und ihr Leben lang um die Welt jetten können. Ob sie das ausfüllt, wenn sie tatsächlich nutzlos vor sich hinleben und von einem Vergnügen zum nächsten jachtern, vermag ich nicht zu sagen, denn ich kann mich in solche Leute überhaupt nicht hineindenken. Manchen Hohlköppen der Marke Neureich scheint das ja zu genügen.

Ich könnte die Liste noch um x andere Typen von Reichen ergänzen (ob schon reich geboren, durch Lotteriegewinn oder was auch immer für Glücksspiele reich geworden, ob durch Einheirat zu Reichtum gekommen oder, oder...). Wie jeder Einzelne damit umgeht, hängt zum einen davon ab, wie er erzogen wurde, zum anderen, ob er was in der Birne hat. Es gibt ja z.B. auch welche, die reich geboren wurden, relativ lange ein +/- nutzloses Leben geführt haben, aber plötzlich vom Baum der Erkenntnis genascht und dann ihren Reichtum genutzt haben, um irgendeiner Begabung, die in ihnen schlummerte, nachzugehen und diese zu vermarkten.

Was allerdings in den Köpfen von Menschen vorgeht, die schon Irrsinns-Vorstandsgehälter beziehen und sonstige Tantiemen legal einstreichen, aber dann außerdem Betrügereien im mehrstelligen Millionenbereich begehen, um noch mehr Reichtum anzuhäufen, das ist mir schleierhaft. Solche Leute müssen krank sein.

Keine wirkliche Ahnung.

Vielleicht denken sie, dass sie sich dadurch Lebensqualität und/oder Lebensverlängerung erkaufen können.

Ich kenne einen 103 jährigen, der spielt jede Woche für 160,00€ Lotto, hat aber keinen Plan, was er mit einem größeren Gewinn anstellen könnte.

Es sterben viel zu viele mir einem dicken Bankkonto und haben sich nicht wirklich etwas in ihrem Leben gegönnt.

ZiegemitBock  01.08.2021, 12:30

Naja, zum einen hat man ja auch Nachkommen, die man versorgt wissen will. Und das Lottogeld kommt ja auch gemeinnützigen Zwecken zugute. Vielleicht mag der alte Mann ja den Kick beim Spielen.

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DogDiego  01.08.2021, 12:39
@ZiegemitBock

Geld kann auch den Charakter verderben. Bevor man die Nachkommen versorgt, sollte man erst mal schauen, ob sie sich auch insgesamt gut entwickeln.

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ZiegemitBock  01.08.2021, 12:41
@DogDiego

Wer einen miesen Charakter hat, bekommt keinen besseren dadurch, dass er hungert. Eher verdirbt der Mangel an Geld den Charakter als umgekehrt, denn wenn ich ums Überleben kämpfen muss, habe ich keine Kraft mehr für Mitgefühl mit anderen.

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Sie machen einfach weiter mit dem, was sie reich gemacht hat.

Ist wie mit, zum Beispiel, Schachgroßmeistern, die machen auch mit dem weiter, was sie am besten können.

Sie sehen keine Veranlassung etwas an ihren Verhaltens - / Lebensmustern zu ändern, was dazu führt, dass sie noch reicher werden.

Gier macht umso gieriger, je mehr man dafür tut, sie zu befriedigen.

Das liegt daran, daß es keine negativen Charaktereigenschaften gibt, sondern nur gute, die aber auch beschädigt sein können oder nicht mehr vorhanden. Diese Leere macht "hungrig", weil man fühlt, daß da etwas fehlt.

Gier kann man aus solchen Gründen nicht befriedigen, sondern allenfalls beenden, indem man die entsprechende fehlende (sog. positive) Charaktereigenschaft wieder in sich aufnimmt oder sie repariert, wenn sie beschädigt ist.

Wir leben nun mal in einem kapitalistischen System. Das kann man gut, schlecht oder neutral finden. Warum sollte man nicht die legalen Möglichkeiten des Systems nutzen?