Wie wurde man einzelverantwortlicher Werkleiter in einem volkseigenen Betrieb (VEB) in der DDR?
Wer konnte in der DDR eine der ca. 8000 leitenden Positionen in einem der volkseigenen Betriebe erhalten und wie wurde man das? Welche Voraussetzungen musste diese Personen mitbringen, konnten das sowohl Männer als auch Frauen sein? Wurden bei Enteignungen und Verstaatlichung die alten Werksleiter in der Position belassen oder durch wen wurden diese ersetzt? Nach welche Kriterien wurde die Beförderung zum Werksleiter eines VEB getroffen?
Haben sich die Kriterien für die Einstellung als Werkleiter zwischen der ersten Verstaatlichung von Unternehmen 1948 und der zweiten stattfinden Verstaatlichung 1972 verbliebener Privatbetriebe verändert?
4 Antworten
Wer konnte in der DDR eine der ca. 8000 leitenden Positionen in einem der volkseigenen Betriebe erhalten und wie wurde man das?
Naja zunächst war es mal wichtig eine grundsolide Ausbildung zu haben. Dann hast du in der Regel in einer Abteilung als Jungingenieur angefangen und bist bei guten Leistungen weiter aufgestiegen. Mehr als nur seinen Job zu tun war auch damals schon hilfreich.
Grad wer aus Forschung und Entwicklung kam hatte gute Chancen. In die Bereiche wurden ja in aller Regel die besten Absolventen der Hochschulen gesteckt.
konnten das sowohl Männer als auch Frauen sein
Ja das war möglich wie das Beispiel Christa Bertag zeigt. Die Frauenquote war aber wirklich niedrig. Das war aber kein Alleinstellungsmerkmal der DDR. Das war zu der Zeit quasi in allen Ländern so.
Wurden bei Enteignungen und Verstaatlichung die alten Werksleiter in der Position belassen oder durch wen wurden diese ersetzt?
Es gab beide Fälle. Oftmals haben die alten Inhaber die Firma weiter geleitet. Es gab aber auch viele Fälle wo die ersetzt wurden.
Nach welche Kriterien wurde die Beförderung zum Werksleiter eines VEB getroffen?
Sie mussten fähig sein und on dem Geschäft was verstehen. Ein gutes Beispiel ist hier Dr. Herbert Richter. War er doch sogar 3 Jahre Präsident der International Gas Union.
Es war auch nicht so das man zwangsläufig Mitglied der SED sein musste. Es gab eine nicht unerhebliche Menge an Führungskräften die bewusst in eine der anderen Parteien, in der Regeln in die NDPD eingetreten.
Und dann musste man den Job auch wollen. Das war Alles aber nicht einfach. Ich kannte den 2. Mann hinter Dr. Richter ganz gut. Der hatte keine 8h Tage, eher 10+x. Die Familie hatte von denen nicht wirklich was.
Etliche Lebensläufe der Generaldirektoren findet man im Netz, die geben ein ganz gutes Bild.
Wichtigste Voraussetzung für so etwas war wohl die sog. "politische Zuverlässigkeit", d.h. die (aktive) Mitgliedschaft in der SED.
Als braver Parteisoldat konnte man alles erreichen.
Die Werksleiter wurden nach Parteizugehörigkeit ausgewählt, nicht nach Kompetenz - das war ein Problem.
Ja, so wie Du sagst, war es bestimmt. Ich als ehemalig Wessi mit Ossi Eltern weiss das nicht soo genau wie Du.
Das stimmt so nicht. Für "Parteifragen" gab es auf ähnlicher Höhe den Parteisekretär (und weitere parallele Parteistrukturen in den Betrieben), der allerdings dem Werkleiter gut unqualifiziert reinreden konnte.
Der Werkleiter hatte vorzugsweise eine wirtschaftlich, ökonomische Ausbildung. (Ja, es gab auch Ökonomie und Wissenschaft dazu in der DDR.) Die Parteizugehörigkeit, es gab ja eh fast nur SED, konnte kein Auswahlkriterium sein, dazu gab es zu viele Parteimitglieder, bzw. war es selbstverständlich, in solch einer Position auch Parteimitglied und somit politisch "vertrauenswürdiger" zu sein. Was rein praktisch in der doppelten moralischen Kontrolle auch versucht wurde, zu erreichen. Man hatte sich also nicht mehr nur gegenüber dem Betrieb, in seiner beruflichen Leistung (und v.a. den Schwächen) zu verantworten, sondern auch noch als Parteimitglied mit seiner Einstellung zur Arbeit, gegenüber den (vorgesetzten) P.-Genossen, weil man als solches ja besonders vorbildhaft zu sein hatte.