Wie steht ihr zu Kontaktabruch mit Eltern?

Das Ergebnis basiert auf 31 Abstimmungen

Ich habe noch Kontakt 39%
Ich lebe (noch) bei meinen Eltern 29%
Anderes 19%
Ich habe keinen Kontakt mehr 13%

17 Antworten

Anderes

Mit Respektlosigkeit hat das wenig zu tun. Manchmal ist ein Kontaktabbruch von den eigenen Eltern oder zumindest einem Elternteil nötig und der einzige Weg, sich von einer toxischen Umgebung zu entfernen, die einem selbst nicht gut tut. Eltern müssen Respekt vorleben und nur, weil man einen Verwandtschaftsgrad hat, heißt das noch lange nicht, dass die Eltern respektvoll mit einem umgehen. Es heißt auch nicht, dass man sich immer unter sie stellen muss, alles mit sich machen lassen und ihnen ständig verzeihen sollte/kann, denn "es sind doch die Eltern!".

Manches kann mancher verzeihen, manches kann ein anderer nicht verzeihen. Das sollte individuell betrachtet werden und niemand sollte dafür verurteilt werden, den Kontakt abgebrochen zu haben.

Ich wohne (noch?) bei meiner Mutter. Mit meinem Vater habe ich seit über 10 Jahren keinen Kontakt mehr, meine Mutter seit circa 15 Jahren nicht - Oder zumindest keinen direkten. Allerhöchstens mal durch mich oder durch deren Anwälte. Damals war ich zwischen 8 und 10 Jahren jung. Sie warf ihn eines Abends vor die Wohnungstür, als ihre Zündschnur endgültig riss. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass sie ihr eigenes Wohlbefinden und meins an erster Stelle sah.

Die Scheidung war nicht weit entfernt, das Sorgerechtsdebakel war kräftezehrend. Ich könnte es ausführen, fühle mich gerade jedoch nicht danach. Die Kurzform: Er wollte unbedingt das geteilte Sorgerecht, hatte das auch bekommen, bis ich 18 wurde, obwohl er sich nie um mich gekümmert hatte - auch vor der Scheidung nicht und das lag ganz sicher nicht daran, dass meine Mutter mir den Kontakt zu ihm verbat (Ganz im Gegenteil sogar) - und sofort mehrere hundert Kilometer weit wegzog. Von dem hatte man nur schwer etwas gehört. Sobald es aber darum ging, dass wir sein Einverständnis für irgendetwas brauchten, legte er sich quer. Das war die pure Machtdemonstration von einem zu der Zeit circa 49-jährigem Muttersöhnchens. (Und die Bezeichnung "Muttersöhnchen" kommt nicht von irgendwoher.) Das Recht ohne die Sorge - Mit der könne sich meine Mutter rumschlagen. Das volle Sorgerecht für mich wollte er selbstverständlich auch nicht. Dann hätte er ja nichts mehr, womit er meine Mutter in der Mangel hätte. Plus die Sorgen.

Mir soll nochmal jemand sagen, dass Frauen grundsätzlich bevorzugt werden in Sorgerechtsstreits. Vielleicht waren wir auch ein Ausnahmefall, keine Ahnung.

Zu meiner Mutter habe ich einen guten Draht. Muss ja, die Wohnung ist klein, höhö. Aber im Ernst: Ich war schon immer mehr ein Muttikind. Sie verstand mich schon immer am besten, selbst, als sie mich nicht verstand, erkannte sie einen Teil von ihr/ihrem früheren Ich in mir wieder. Das Kind bekam irgendwann einen Namen und der da lautete "Autismus". So hieß mein Kind und so hieß ihr Kind. (Also wir bekamen beide die Diagnose ... Dachte ich erläutere das eben.) Na, da war es kein Wunder mehr.

Das erinnert mich daran, wie die damals Neue von dem Herrn in einer E-Mail meiner Mutter echt geschrieben hatte, ich wäre krank und müsse geheilt werden. Ich müsse weg von ihr (meiner Mutter), in ein Internat, Heim o.Ä. Alles nur wegen meinem Autismus. Junge, das war mal ableistischer Mist in Wortform. Aber irgendwann gestand sie zumindest, dass mein Miterzeuger ein - nett ausgedrückt - nicht allzu toller Mensch war.

Wenn ich/wir den Kontakt abbrechen konnten, können und dürfen das auch andere. Dabei muss es nicht einmal darauf ankommen, was jemand angestellt und ob er überhaupt etwas angestellt hat. Ich denke, manchmal versteht man sich einfach nicht gut mit seinen Eltern/einem Elternteil, man ist zu unterschiedlich, es funktioniert einfach nicht. Und dann verlassen sie das Nest und erbauen ihr eigenes Leben.

Man könnte meinen, dass ich nicht den Kontakt abbrach, sondern das meine Mutter für mich gemacht hatte, aber ich sah den Kerl noch für, lass mich nicht lügen, zwei oder drei weitere Jahre, durch seine Eltern. Mit denen ging der Kontakt dann aber auch nach und nach verloren. Irgendwann bemerkte ich selbst, dass er nicht an mir interessiert war. In keiner Form. Und ich war nicht interessiert an ihm. Und der Unterhalt bleib aus, mehrmals im Jahr, jahrelang, und die Machtdemonstration von so weit wie möglich entfernt ging weiter. Nothing new.

Ewiger Kontakt mit den Eltern ist toll, solange er von Herzen kommt und nicht aus guter Miene zum bösen Spiel besteht. Selbiges gilt für Kontakt zur allgemeinen Verwandtschaft.

PS: Irgendwie tendiere ich oft dazu, meine halbe Lebensgeschichte zu erzählen ... Dabei kenne ich nicht einmal die Hälfte. ≖‿≖

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Keine Ahnung und davon jede Menge 🤓
Ich habe noch Kontakt

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Das ist toll und wertvoll und ich besuche sie auch gerne.

Aber es gibt andere Fälle, wo das nicht so ist. Eine Freundin von mir hat eine sehr toxische Mutter, und jahrelang hat sie versucht, den Kontakt zu halten und das Verhältnis zu bessern. Mediation war ein Thema, Familientherapie war ein Thema. Ist letztlich alles gescheitert. Irgendwann hat sie einen Schnitt gemacht, weil sie eingesehen hat, dass das schlechte Verhältnis so viel Energie und Nerven frisst, dass es ihr selbst sehr schlecht damit geht. Und dass gar keinen Kontakt haben besser ist als schlechten Kontakt haben.

Natürlich kommt es immer auf den Einzelfall drauf an.

Anderes

Hallo!

Ich musste den Kontakt zu meiner Tante abbrechen. Selbst kenne ich Kontaktabbruch in umgekehrter Richtung: Eines meiner Kinder hat zwei Mal für ein paar Jahre jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Ich habe sie gelassen. Sie konnte in diesen Zeiten viel lernen. Heute haben wir ein inniges Verhältnis miteinander, da jede von uns auf ihre jeweils eigene Art etwas für sich tut.

Anderes

Es ist ein krasser Schritt, der leider in gewissen Fällen nicht vermeidbar ist.

Bei übermässiger Gewalt, sexuellen Uebergriffen, Kriminalität...

In vielen Fällen bleibt die Sehnsucht von Tochter / Sohn trotzdem den Kontakt zu den Eltern - zu einem Elternteil - zu haben. Manchmal einfach aus Distanz und nicht in einer gemeinsamen Wohnung.

Sehr eindrücklich in dieser Beziehung die Biografie von Michael Stahl.

Kein Herz aus Stahl

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1038260280

Mein Herz schlug wieder so wild wie nach dem Traum am Morgen. Wie würde Vater auf meinen Besuch reagieren? Seine Ablehnung und Verachtung hatte ich oft genug zu spüren bekommen. Ich ging die drei kurzen Schritte und klopfte. Dann drückte ich die flache Klinke herunter und öffnete vorsichtig die Tür. „Vater“, begann ich zögernd, „ich muss dir etwas sagen …“ Als Sohn eines gewalttätigen Alkoholikers wird Michael Stahl auch in der Schule gemobbt und herumgestoßen. Später macht er seinen Traum vom Starksein als Bodyguard wahr und schützt Stars wie Nena oder Boxlegende Muhammad Ali. Doch auch seine steile Karriere kann die quälende Vater-Wunde nicht heilen. Quelle thalia.de

Michael Stahl ist heute Leiter einer Organisation gegen Mobbing.

https://www.protactics-stahl.de/

Ich habe noch Kontakt

Ich verstehe mich mit beiden Elternteilen sehr gut. War aber auch nicht immer so wie es heute ist.

Es gibt aber diverse Gründe, den Kontakt abzubrechen. Ich habe beispielsweise mit meiner Großmutter seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Wäre sie meine Mutter, würde das den Kontaktabbruch nicht verändern.