Weshalb nimmt die Politik Unternehmen nicht in die Pflicht (Löhne, Gehälter, Wohngeld...?
Hallo,
unser Nachbar ist ein gelernter LKW Fahrer und die Familie hat 2 Kinder. Er verdient leider nicht viel und erhält vom Staat Kinderzuschlag und Wohngeld (In Summe 1.000 Euro auf das Gehalt on top).
Bei uns sieht die Situation auch nicht viel anders aus, trotz meines jahreslangen Studiums verdiene ich nicht sehr viel, wir erhalten zwar keinen Kinderzuschlag, aber auch Wohngeld. Ich wurde auch für die nächsten Jahre frei gestellt, meinen Studienkredit zurückzubezahlen (Bafög), da einfach das Einkommen nicht reicht.
Wäre es eigentlich grundsätzlich sinnvoll, die Unternehmen dazu zu bewegen, Gehälter zu zahlen, die auch wirklich ausreichen zum Leben? z. B. es gibt ja einen Mietspiegel bei uns in der Stadt und dort steht, was so eine Mietwohnung kostet (in unserem Fall kostet die Wohnung für 5 Personen 1600 Euro Warm). Das macht 50 % von meinem Nettolohn aus.
Wenn ich jeden Monat 50 % vom Nettolohn abgeben muss, plus Nachzahlungen und Versicherungen + Kindergarten bleibt für uns eigentlich wenig, der Staat zahlt aber gut und bringt und über die runden. Doch das kann ja nicht Sinn und Zweck der Sache sein, dass der Staat jeden über die runden bringt oder nicht?
Die Motivation zu arbeiten ist natürlich sehr gering, wozu, wenn alles vom Staat bezahlt wird? Oder sehe ich die Sache falsch?
Es geht nicht nur uns so, sicherlich auch tausenden anderen menschen ebenso, natürlich wird der Staat irgendwann pleite gehen... oder nicht?
9 Antworten
Der Mindestlohn soll zum kommenden Jahr erneut angehoben werden, man spricht derweilen von 15 € /Std. Was dem Einen vielleicht zumindest minimal hilft, geht in diversen Branchen zu Lasten des Verbrauchers. Höhere Löhne bedeuten letztendlich höhere Kosten, die jeder mitträgt und unterm Strich dann doch nicht mehr in der Tasche hat. Die Löhne werden dementsprechend für alle Beschäftigten angehoben, so auch für Ungelernte. Preiserhöhungen sind die Folge, an zahlreichen Produkten kommt der Verbraucher natürlich nicht vorbei, allerdings von der Anhebung des Mindestlohns ist u.a. das Gaststättengewerbe betroffen und dort hat man schon jetzt z.T. immense Probleme.
Die Lohnkosten und natürlich auch die steigenden Preise für die Waren, die von den Unternehmen benötigt werden, machen selbigen zu schaffen.
Die Folge ist ein Rückgang des Konsums, man begrüßt also weniger Gäste, da sich nicht Wenige Restaurantbesuche nicht mehr leisten können. Das Gleiche gilt natürlich für alle Unternehmen dieser Branche, dazu weitet sich das Ganze auf zahlreiche Bereiche aus, Tendenz steigend. Es droht Betrieben und Unternehmen die Schließung, da unterm Strich ein produktives Wirtschaften nicht mehr möglich ist.
Dies ist ein Kreislauf, eine Anhebung von Löhnen auf ein noch höheres Niveau treibt diesen Kreislauf stetig voran.
Ein umfassender Bau von "Sozialwohnungen" ist im Übrigen praktisch aus verschiedenen Gründen nicht wirklich umsetzbar, z.B. weil dies an Orten, wo es ggf. notwendig wäre, nicht möglich ist.
Letztlich ist es ja die Mindestlohndebatte, die deine Frage beinhaltet.
Höhere Gehälter = höhere Kosten für die Betriebe. Daraus folgen dann wieder höhere Preise etc. Die Spirale dreht sich dann fröhlich weiter, zumindest bis zu dem Punkt, wo der Unternehmer feststellt, das er seien Produktion auch ins Ausland verlagern könnte.
Funktionieren ist ja nicht "digital".
Es gibt ja kein es funktioniert oder es funktioniert nicht.
Jetzt ist die Situation doch auch schon so, wie du sie beschreibst. Und es funktioniert so eher mäßig. Nicht gut, aber irgendwie schon.
Wieso muss der Staat dafür sorgen? Willst du in einem sozialistischen Plattenbau leben? Oder die Löhne für Maurer, Elektriker und Dachdecker deckeln und Baumaterial mit Steuergeld subventionieren damit das Bauen billiger wird? Dann dem Fachkräftemangel dort am besten durch Pflichtdienste abhelfen wie in der Pflege?
Ja, ich leben auch jetzt im PLattenbau und nun? Mehr geht eben nicht bei uns.
Aber dafür ist doch nicht der Staat verantwortlich?
Du hast in der Frage von einem mehrjährigen Studium geschrieben. Was hast du studiert? Und wie lange genau?
das tut der Staat eben nicht - durch die endlos vielen Vorschriften und Anforderungen an den Wohnungsbau hat der Staat dies so teuer gemacht - und eine Förderung für privates Wohneigentum gibt es im Grunde genommen gar nicht (die lumpigen ca. 90 Euro im Jahr Wohnungsbauprämie ist ein Witz und kostet vermutlich ein "Mehr" an Verwaltungskosten , als es was bringt) - Entrüstung hin Entrüstung her: das ist ganz einfach die Wahrheit
Der einzige der von höheren Mindestlöhnen profitiert ist der Staat und zwar in Form von höheren Steuern und Abgaben. Beim Mindestlöhner werden die Mehreinnahmen sofort durch steigende Preise aufgrund des Mindestlohns wieder aufgefressen.
Kommt drauf an wie man es sieht. Die Kosten sinds ja die alles auffressen. Das tun die auch bei Unternehmern. Ich denke eher, dass was an den Mietkosten geändert werden sollte. Und Fernseher sind keine Grundnahrungsmittel aber spottbillig.
rein theoretisch könnte man den Unternehmen solche Pflichten auferlegen aber wie soll das realisiert werden ?
a) alle Löhne steigen soweit, dass keiner mehr staatliche Hilfe braucht - bedeutet: du müsstest allen Beschäftigten den gleich hohen Lohn zahlen, das wäre aber ein Verstoß gegen das Gebot "gleicher Lohn für gleiche Arbeit", da die Arbeitsplätze verschiedene Anforderungen an die Beschäftigten stellen, muss mehr Anforderung sich auch in mehr Lohn spiegeln
b) das Unternehmen muss nur denjenigen mehr zahlen, die verheiratet sind und/oder Kinder haben _ die Folge wäre, man stellt nur noch Singles ein mit einer Klausel im Vertrag, dass Eheschließung/Kinder dem Arbeitgeber das Recht für eine fristlose Entlassung geben
derartige Lohnerhöhungen fließen in die Betriebskalkulation für Fertigungs- und Herstellkosten sowie Kosten für Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb ein -
das bedeutet: die Preise steigen automatisch, setzen also den Effekt der Lohnerhöhungen auf Null (vielleicht sogar ins Minus, da die Sozialbeiträge und die Einkommensteuer steigen) -
oder : der Betrieb hält die Preise, muss demzufolge innerhalb sehr kurzer Zeit in die Insolvenz gehen - bei der aussichtslosen finanziellen Lage ist eine Weiterführung nicht möglich und alle Beschäftigten verlieren ihren Arbeitsplatz
es gibt noch weitere negative Effekte - zu zahlreich, um auf sie im Detail einzugehen
ein Staat geht häufig dann pleite, wenn diejenigen, die am Steuer sitzen, mit Geld nicht wirtschaften können bzw. sich das Geld in die eigene Tasche schieben und/oder lukrative Pöstchen und Aufträge an Verwandte und Bekannte vergeben , also aus einer Regierung eine Art Familienunternehmen machen - es gab eine Zeit, da nannte man solches Bananenrepublik - ich hoffe, DE wird nicht zur Bananenrepublik
Das nennt sich mal grundsätzlich Marktwirtschaft. Da bilden sich Löhne prinzipiell nach Angebot und Nachfrage. man hat in Teilen Deutschlands mal etwas anderes probiert. Das war wirtschaftlich nicht so wirklich erfolgreich
Ja, ich glaube, der Machanismus der Marktwirtschaft bei Löhnen und Gehältenr funktioniert nicht, da die Löhne und Gehälter in keinem Verhältnis zu den Lebenshaltungskostne stehen, sonst wären diese höher. Mein Arbeitgeber hat seit Corona Krise riesige Gewinne gemacht, doch wir haben davon gar nichts gesehen.
Ja, ich glaube, der Machanismus der Marktwirtschaft bei Löhnen und Gehältenr funktioniert nicht, da die Löhne und Gehälter in keinem Verhältnis zu den Lebenshaltungskostne stehen, sonst wären diese höher.
Sorry, aber du hast du etwas missverstanden. Mit den Lebenshaltungskosten hat das nichts zu tun.
Mein Arbeitgeber hat seit Corona Krise riesige Gewinne gemacht, doch wir haben davon gar nichts gesehen.
Das solltet ihr mal mit eurer Gewerkschaft besprechen.
Ich denke, dass eher du mich nicht richtig verstanden hast. Es bringt nichts, 1000 Euro zu verdienen, wenn ich für eine Wohnung 1.500 Euro bezahlen muss. Verstehst? Es lohnt sich 2000 Euro verdienen und von mir aus 500 Euro für die Wohnung zahlen, nicht anders herum. Das Gehalt muss sich an den Kosten für lebenshaltung orientieren, sonst kann man gleich zuhause bleiben und vom Staat leben.
Das Gehalt muss sich an den Kosten für lebenshaltung orientieren,
Nein, das Gehalt orientiert sich an Angebot und Nachfrage. Das nennt sich Marktwirtschaft.
Was sagt denn jetzt deine Gewerkschaft?
Weder ich noch unser AG in in so einem Verein. Sollte ich da beitreten werde ich dann auch gekündigt.
AGs sind auch nicht in der Gewerkschaft. Es ist aber ziemlich lächerlich, sich zu beschweren aber nichts zu tun.
Völlig nachvollziehbar für mich auch, das ist ja der Punkt, dann muss der Staat aber auch dafür sorgen, dass z. B. wohnraum vorhanden ist und bezahlbar ist. Ansonsten wird das hier sowieso nicht auf dauer funktionieren.