Wenn ein Ehepaar sich scheiden lässt, lässt das Interesse an den eigenen Kindern nach?
Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit meiner Kollegin (31 Jahre alt), das mich ehrlich gesagt schon berührt und mich nachdenklich gestimmt hat.
Wir sind schon länger Kolleginnen, sie ist eine echt tolle, fleißige und sehr zuverlässige Kollegin.
Sie erzählte, als sie 13 war, haben sich ihre Eltern getrennt und später waren sie geschieden. Ihr Vater hat sich ungefähr 1 Jahr nach der Trennung, nach sporadischen Terminen, gar nicht mehr bei ihr und ihrem 2 Jahre älteren Bruder gezeigt, er hat einfach (bis heute) kein Kontakt mehr zu seinen Kindern gewollt. Ihre Mutter hat die 2 bei sich gehabt. Aber sie erzählte, die Mutter war die Erziehungsberechtigte, ja, aber auch ihre Mutter verlor das Interesse am Wohl der Kinder. Zum Beispiel war sie sehr oft weg, mal ein Wochenende, mal eine Woche Urlaub, hat das Sparbuch, das in der Zeit, als sie eine Familie waren, angelegt hatten, aufgelöst, hatte ständige Partnerwechsel, überhaupt war Angel und Drehpunkt bei der Mutter der aktuelle Freund, meist negative Erlebnisse. Sie fragte auch nie nach der Schule und Noten, nach Berufswunsch usw
Meine Kollegin meint, nicht alle geschiedene Eltern, aber doch viele, mit der Scheidung verlieren sie absolut das Interesse am eigenen Kinder. Vorher, als man als eine Familie gelebt hat, da wurde für die Kinder gespart, an kindgerechte Urlaube gedacht, an feste Mahlzeiten, allgemein wurde Acht auf Erziehung und Wohl des Kindes gegeben. Mit der Trennung wären die meisten Eltern aber egoistisch und würden nur noch an sich denken.
Falls du ein Scheidungskind bist (oder jemanden mit dieser Erfahrung kennst): hast du es auch so erlebt, dass deine Eltern mit ihrer Trennung das Interesse an dich/euch Kindern verloren haben?
34 Stimmen
18 Antworten
Ich kenne aus meinem Umkreis sowohl Scheidungskinder, die den Eltern "egal" wurden. Das Ganze ging soweit, dass sich die Kinder bspw. mit gestellten Hochzeitsphotos bei den Eltern gerächt haben, als auch solche, bei denen der "Rosenkrieg" dazu führte, dass ein Aufmerksamkeitswettbewerb einsetzte.
In manchen Fällen läuft im Hintergrund ein den Kindern unsichtbarer Kampf und der ausziehende Vater hält sich von den Kindern fern, weil er dies nicht erträgt oder ihm sogar negative Konsequenzen angedroht werden.
Ansonsten: Eine allein erziehende Mutter kann sich nicht mehr so intensiv um die Kinder kümmern - sie muss ja auch allein für den Lebensunterhalt und die täglichen Besorgungen und sonstige Angelegenheiten kümmern. Es geht nicht um weniger Interesse, sondern um weniger Zeit.
Darüber hinaus kann es sehr viel besser sein, wenn die Mutter sich um ihr eigenes Wohl sorgt und sich auch erwachsene Bezugspersonen sucht - daheim sind fordernde Kinder/Teenager, das zermürbt recht bald, wenn daheim nicht noch eine erwachsene Person lebt: nicht selten enden solche Siruationen in Überforderung, massive psychische Belastung und sogar Gewalt gegenüber den Kindern.
Scheidung ist nicht gleich Scheidung. Aber oft zerstört es einen Lebenstraum oder offenbart eine Lebenslüge.
Scheidung kann mit viel Schmerzen verbunden sein. Kinder zu treffen, mit denen man nicht mehr zusammen leben darf kann weh tun.
Sehr viel häufiger erlebe ich Scheidungen/Trennungen, wo über die Kinder hinweg mit dem Ex-Partner gestritten wird. Umgangsregelungen etc. als Machtinstrument und zur Bestrafung des Ex mißbraucht werden - alles zu Lasten der Kinder.
Kinder wissen meist nicht, was zwischen den Eltern und vor Gericht passiert ist.
Und Scheidung verändert oft die Eltern. Die oben beschriebene Frau musste evtl. die Kinder nehmen, wollte es aber gar nicht. Sie war viel zu viel mit sich und der Suche nach einem neuen Partner beschäftigt, als dass sie sich um die Kinder kümmern konnte.
Das ist aber kein Automatismus.
Familiengerichte denken viel zu oft rein juristisch und nicht vom Wohl der Kinder aus.
Meine Mutter war zwar mit unseren Vätern nicht verheiratet, hat sich aber sowohl von meinem Vater, als auch vom Vater meines Bruders getrennt und ist heute verheiratet.
Der Kontakt zu meinem Vater ist immer geblieben und beide meiner Eltern haben sich liebevoll um mich gekümmert und waren immer da. Die beiden waren sich einig, dass sie eben ein gemeinsames Kind haben und das mit Mutter und Vater aufwachsen sollte, selbst wenn es zwischen ihnen nicht funktioniert hat.
Der Vater meines Bruders ist nach der Trennung komplett weggezogen und erst einmal komplett verschwunden. Er hat den Stress mit meiner Mutter über sein Kind gestellt. Später kam er wieder und hatte wieder Kontakt zu meinem Bruder, hat aber da immer schlecht über meine Mutter gesprochen, was mein Bruder als sehr unangenehm empfand, heute hat er eben auch keine Lust mehr ihn zu sehen, er bekommt teilweise nicht einmal Geburtstagsgeschenke.
Unser Stiefvater hat selbst drei Kinder, zu zwei davon keinen Kontakt mehr, weil sie bei der Mutter geblieben sind. Sein jüngster Sohn hatte dann später wieder den Kontakt von sich aus gesucht. Unser Stiefvater behandelt uns wie seine eigene Kinder.
Ich denke im Kern ist es also sehr unterschiedlich und kommt stark auf die Person und ihre/seine Prioritäten an.
Kann aber muß nicht sein. Das kommt darauf an, inwieweit die Eltern ihrer Verantwortung gegenüber den gemeinsamen Kindern gerecht werden (wollen).