Welche Vorurteile gibt es gegenüber Asperger-Autisten?
7 Antworten
Das ist alles mehr so eine Zusammensetzung aus Klischees, Vorurteilen, Fehlinformationen, Halbwahrheiten und Verallgemeinerungen:
- Dass wir keine oder weniger Empathievermögen hätten, als neurotypische Menschen
- Dass Autismus eine Krankheit wäre
- Dass wir "in unserer eigenen Welt" leben würden
- Dass wir alle entweder hyperintelligent oder hyperdumm wären - Nichts dazwischen
- Dass wir keinen Sinn für Humor haben
- Dass wir keine Theory of Mind haben
- Dass wir geheilt werden müssten bzw. geheilt werden könnte
- Dass Impfungen Autismus verursachen würde
- Dass Masking etwas Positives wäre
- Dass wir Autisten keinen Ableismus erfahren würden
- Dass wir Autisten alle total viel über unser Spezialinteresse wissen
- Dass wir nie Ironie/Sarkasmus verstehen und anwenden können
- Dass Autisten, die nicht oder kaum sprechen könnten, weniger intelligent und nicht lebensfähig wären
- Dass es "leichten" oder "starken" Autismus gebe, obwohl das nicht stimmt und so das Spektrum nicht funktioniert
- Dass die Tatsache, dass es in den letzten Jahrzehnten mehr Autismus-Diagnosen gab, daran liegt, dass es viel mehr Fehldiagnosen gibt, obwohl das einfach nur daran liegt, dass wir Autismus nach und nach mehr verstehen etc. pp.
- Dass der ICD-10 noch aktuell wäre (Schon seit Anfang 2022 ist der ICD-11 raus und es wird nicht mehr zwischen den einzelnen Autismusformen unterschieden. Grund: Experten konnten seit Jahrzehnten keine einheitlichen Differenzen zwischen den Autismusformen erkennen. Die Grenzen sind meist zu verschwommen und es ist selten möglich, einen Autisten zu 100% in einen einzelnen Autismusuntertypen zu stecken.)
- Dass Autismus keine Behinderung sein kann (Das muss aber jeder Autist für sich selbst entscheiden! Und: Etwas kann sowohl eine Neurodivergenz, als auch eine Behinderung sein. Das eine schließt das andere nicht aus.)
- Alle Autisten können niemandem in die Augen schauen
- Jungs/Männer sind häufiger von Autismus "betroffen" als Mädchen/Frauen (Falsch: Mädchen/Frauen sind lediglich unterdiagnostiziert - Autismus ist keine Weiße-Jungs-der-oberen-Mittelklasse-"Störung".)
- Autisten könnten die Gefühle von anderen Leuten nicht wahrnehmen
- Autisten wären die Gefühle der anderen egal
- Autistische Kinder (und Erwachsene) würden Autorität in Frage stellen, weil sie "ungezogen" sind, einen nicht respektieren usw.
- Autisten wären alle nur interessiert an irgendetwas mit Mathematik oder IT oder Naturwissenschaften
- Autisten hätten Inselbegabungen (Kurze Erklärung: Es gibt weltweit maximal 200 Savants weltweit. Savants haben Inselbegabungen. Die Hälfte aller Savants sollen auch Autisten sein, aber es gibt viel mehr Autisten als Savants. Wir Autisten haben häufig Spezialinteressen - Das ist etwas merklich anderes. Wenn wir das also nun zusammenwerfen und kurz logisch denken, merken wir sofort: Ah, dann haben nur eine extrem kleine Handvoll an Autisten tatsächlich Inselbegabungen und quasi 95-99% haben Spezialinteressen.)
- Dass die ABA-Therapy (angewandte Verhaltensanalyse) gut wäre
- Dass ein Großteil der Autismus-"Symptome" die als "negativ" bezeichnet werden, nicht direkt durch den Autismus kommen, sondern aufgrund von Co-Diagnosen bzw. davon, dass man uns nicht so behandelt, wie wir behandelt werden müssten und diese Welt/Gesellschaft eben nicht im Geringsten auf unseren Neurotypen abgeschnitten ist (Viele behaupten z.B., jemand hätte "schweren" Autismus - was es, wie bereits erwähnt, nicht gibt - und dann ist das alles in Wahrheit eine Mischung aus Autismus, einer geistigen Behinderung, Dyspraxie usw.)
- Autisten wollten keine Freunde haben
- Autisten sind grundsätzlich introvertiert (Nein, es gibt auch extrovertierte Autisten - Allerdings sind wir sehr anfällig für Dinge wie Soziale Angststörungen und sowas kann Extroversion deutlich unterdrücken. Tatsächlich können wir introvertiert und extrovertiert und sogar ambivertiert sein.)
- Autisten könnten sich nicht richtig ausdrücken
- Autisten wären gefährlich
- Autisten wären weniger wert, keine vollwertigen Menschen, verbesserungswürdig, kaputt etc.
- Autisten wären neurotypische Personen mit Autismus. Ganz wichtig: Nein, wir sind Autisten. Es gibt nicht "Das normale Kind hinter dem Autismus". Das müssen viele Leute in ihre Köpfe kriegen.
- Ein autistisches Kind zu haben wäre eine Tortur und die Eltern, die das Kind nicht abgetrieben haben, wären ja solche Helden und hach, wie die sich doch aufopfern, och je (Gilt für alle Behinderungen)
Und vieles, vieles, vieles mehr ...
Ich würde Asperger nicht als eine Sonderform von Autismus deuten, sondern als etwas gänzlich Verschiedenes, das lediglich in einigen speziellen Symptomen sich mit klassischem Kanner-Autismus überlagert.
Also:
Autismus = immer nur Kanner-Autismus so bezeichnen
Asperger = keine Form von Autismus, sondern eine andere Anomalie
Das wäre eine sinnvollere Sprachregelung, zumal Kanner-Autisten meistens dysfunktional sind und faktisch immer eine Belastung für die Gesellschaft, Asperger-Leute hingegen oft hochfunktional sind und bei ihren speziellen Interessen den Neurotypischen gewöhnlich mehr oder weniger überlegen.
Der Oberbegriff "Autismus-Spektrum-Störung" erscheint mir fragwürdig. In der Realität scheinen mir Asperger-Leute mehr Gemeinsamkeiten mit schizoiden oder auch schizotypischen Personen zu haben als mit Kanner-Autisten.
- Das sie keinen Sinn für Humor haben
- Überdurchschnittlich intelligent sind mit Inselbegabungen.
- Nichts fühlen können.
- Keine Empathie empfinden
Aber das mit dem fehlenden Humor ist falsch, sie verstehen schwarzen Humor teilweise nicht wirklich. Ich bin selbst Asperger. Mit überdurchschnittlich Intelligent mag etwas dran sein, aber das ist bloss beim Grossteil der Betroffenen. Inselbegabung ist eher falsch formuliert. Etwa 50% mit Inselbegabung sind Asperger aber nicht alle Asperger haben Inselbegabungen. Sie fühlen wie jeder andere, bloss Mimik lesen und verstehen ist schwierig. Was dann gerne zu Missverständnissen führt. Das letzte Thema ist die Geschichte mit Empathie. Klar ist es so, dass weil sie Mimik nur schwer wenn überhaupt entziffern, sie etwas tollpatschig in manchen Situationen reagieren, das heisst aber nicht wenn sie ein Gefühl dann mal verstehen, kein Mitgefühl oder dergleichen empfinden können.
Bei kognitiver Empathie ist das double-empathy-problem die eigentliche Barriere. Das heißt, dass Autisten sich nicht in neurotypische Menschen hineinversetzen können und umgekehrt. Also haben beide Seiten keine kognitive Empathie gegenüber der anderen. Allerdings haben Autisten kognitive Empathie für andere Autisten.
Die können Gefühle und wenn jemand weint dann können die mit diesen Situationen ihre Mitmenschen nicht umgehen die begreifen die Situation nicht.
Naja, ich bin Autist und kann inzwischen Empathie verstehen . Hat Jahre gedauert und ich hab dafür Jahre Leute beobachtet und bei nicht verstehen echt die Leute direkt angesprochen und gefragt.
Ich hab nämlich eine Gabe kleinste Veränderungen in Mimik und Gestik zu sehen und hab da mir ne Liste für Reaktion und Auslöser zugelegt. Das heisst ja nicht das ich alles perfekt nun verstehe, aber 80-90% verstehe ich inzwischen.
Therapie bei Autismus läuft eben auch darauf hinaus was sehr ähnlich ist wie meine Taktik um das um mich herum zu verstehen.
Ich bin Autistin und begreife die Situation nur dann nicht, wenn die andere Person neurotypisch ist. Bei anderen Autisten aber schon. Gleichzeitig können viele neurotypische Menschen nicht verstehen, was zu tun ist, wenn ich oder ein anderer Autist weint.
Ich würde mal sagen, es handelt sich nicht um Vorurteile.
Es geht eher um eine Fehlinformation.
Die Medien vermitteln uns ein Bild, was Autismus sei.
Wenn man sich bisher wenig über Autismus informiert hat, ist man eben auf dem Stand dessen, was die Medien uns darüber gezeigt haben.
Erst wenn man sich mit den Autismus-Symptomen eingehender beschäftigt, merkt man, dass es bei den meisten Betroffenen gar nicht so ist, wie es häufig übertrieben dargestellt wird. Und dass man die meisten Autisten noch nicht mal als solche erkennt, weil sie nicht auffallen.
Vorurteile wären es erst dann, wenn mir jemand sagt, er sei Autist, und dann würde ich ihm all das zuschreiben, was ich z.B. durch Rainman darüber weiß.
Von mir kann ich sagen, solche Vorurteile habe ich keinem Menschen gegenüber, sondern ich schaue mir den einzelnen Menschen an, wie er ist, und stecke ihn nicht in eine Schublade.
Ja, das ist auch typisch für Autisten, dass sie Menschen nicht sofort in Schubladen stecken, sondern dass sie auf das einzelne Gegenüber schauen. Das ist z.B. etwas, was ich sehr sympathisch an uns finde.
Sicher? Meine den letzten Absatz. Wenn wir von Asperger-Leuten reden, so tendieren gerade diese doch allgemein zum abstrahierenden und schematisierenden Denken. Einige sehen darin eines der Kernmerkmale derselben.
Abstrahieren und Schubladen sind so ziemlich das Gegenteil.
Ich fasse mich kurz und verweise auf
Dass sie überdurchschnittlich intelligent sind, keinen Humor und ggf. noch eine Inselbegabung haben.
Das sind zumindest die Vorurteile, die mir jetzt spontan einfielen.
Allgemein heißt es, Asperger-Leute hätten zwar emotionale Empathie (Mitgefühl) wie jeder Neurotypische, aber keine kognitive Empathie (Einfühlungsvermögen in das, was andere gerade fühlen oder denken).
Leute, die keine emotionale Empathie haben, werden als Psychopathen bezeichnet, also etwas ganz anderes.