Welche gesellschaftliche Organisationform ist grundlegend zivilisierter und sozialer?

Ein Tauschgeschäft ist eine ganz alte Sache. Völker, die nahe mit der Natur leben, haben dies sicher schon seit Jahrtausenden betrieben und tun dies auch heute noch.

Die Jakuten/Dolganen in Sibirien züchten Rentiere und haben daher Rentierfelle. Andere Völker wie die Yupik (Verwandte der Inuit aus Alaska oder Kanada) sammeln z.B. Eier von Seevögeln an der Küste.Und nun werden Rentierfelle gegen Eier getauscht. So hat jeder was davon (ohne dass die Jakuten Eier sammeln müssten oder die Yupik Rentiere züchten müssen, denn beides benötigt Kenntnisse und Randbedingungen).

Das hat nichts mit "Kapitalismus" zu tun, sondern ist schlicht eine sinnvolle Sache für beide Gruppen. Und das ist durchaus vernünftig.

Wie sähe denn die Alternative für beide aus?
"Ressourcen vernünftig teilen" scheint mir nicht sehr präzise definiert zu sein.
Der Punkt ist ja: nicht jedem stehen alle Ressourcen zur Verfügung, der eine hat diese Ressource (Rentiere), der andere eine andere (Zugang zur Küste und zu den Ressourcen dort).

Ohne Tauschgeschäfte müsste jeder alles können und Zugriff zu allen Ressourcen haben. Das ist undenkbar. Ich müsste meine Brötchen selber backen, ich müsste mein Auto selber bauen, ich müsste die Kinder selber unterrichten usw.

Bedenke aber: ich habe erstmal von Tauschgeschäften gesprochen zu Beginn. Da geht es noch nicht um Geld oder Kapitalismus. Im frühen Mittelalter wurde noch fleißig getauscht, aber der Tausch hat auch Nachteile (neben dem oben erwähnten Vorteil): Waren sind oft nicht lange haltbar, die Eier muss man rasch verbrauchen.

Zudem hat der Tausch den Nachteil: was ist, wenn mein Gegenüber gerade keine Eier braucht oder will? Dann kann ich sie nicht eintauschen.

Und der Tausch kann auch schlicht unpraktisch sein: müsste ich meinen Arzt mit Ziegen bezahlen (weil er gerade Ziegen braucht), müsste ich dann mit den Ziegen durchs Dorf laufen, und wenn der Arzt weit weg wohnte, war das recht unpraktisch.

Und im späten Mittelalter wurde vermehrt ähnlich wie bei uns gehandelt (mit Geld).

Das eine muss das andere ja nicht auschließen.

"Handel treiben, Finanzgeschäfte und Tauschgeschäfte abschließen"

Das ist Kapitalismus und er wirkt zwar auf den ersten Blick zivilisierter und fortschrittlicher, bringt aber langfristig keine tatsächlichen Vorteile für den einzelnen Menschen mit sich.

Anstatt sich auf das Glück und Wohlbefinden des Einzelnen zu konzentrieren, konzentriert sich der Kapitalismus nur darauf, die Wirtschaft auf staatlicher Ebene voranzutreiben. Nur leider bringt eine starke Wirtschaft absolut gar nichts, wenn das Geld nicht unter den einzelnen Bürgern sozial gerecht verteilt ist.

Kapitalismus ist nicht besonders sozial und endet langfristig immer im selben Problem: Die Armen werden immer ärmer und die Reichen werden immer reicher.

Genauer gesagt wird es für die Armen immer schwerer, Geld zu verdienen, während es für die Reichen immer einfacher wird, Geld zu verdienen.

Das Geld auf der Erde könnte theoretisch so aufgeteilt werden, dass jeder Mensch auf der Welt wohlhabend und menschenwürdig leben kann und niemand einen übertriebenen Reichtum hat. Aber stattdessen liegt ein Großteil des zirkulierenden Geldes bei den Reichen, Konzernen und Banken.

Kapitalismus führt zu Neoliberalismus und somit zu sozialen Ungleichheiten.

Ein kapitalistisches System ist das einzige das langfristig Fortschritt vorantreibt.

Wenn alle stets bekommen was sie brauchen wird keiner es für nötig erachten mehr zu tun als er muss.

Konkurrenz belebt das Geschäft...