Liebe Schwester,
ich verstehe deine Frage gut und spüre deine ehrliche Suche und dein tiefes Verlangen nach Klarheit in deinem Glauben. Deine Fragen sind wichtig und legitim, denn sie berühren tatsächlich die Kernfragen unseres Glaubens und unserer Beziehung zu Gott. Also erstmal danke, dass du das Thema so offen ansprichst.
Zum ersten Teil deiner Frage: Ist das Christentum nur eine von vielen jüdischen Endzeitsekten oder tatsächlich die göttliche Offenbarung Gottes? Ich denke, wenn man sich das Leben Jesu ansieht, seine Botschaft und vor allem die Art und Weise, wie er gelebt und gehandelt hat, dann merkt man schnell, dass das Christentum weit mehr ist als nur eine historische Sekte. Jesus hat nicht bloß religiöse Regeln oder dogmatische Konzepte vermittelt, sondern eine zutiefst menschliche, transformative und revolutionäre Botschaft der Liebe, der Annahme und der Gemeinschaft gebracht. Das hebt das Christentum deutlich von einfachen religiösen Sekten ab. Gerade die prophetischen Erfüllungen im Leben Jesu, die bemerkenswerten Zusammenhänge zwischen Altem und Neuem Testament, und vor allem seine Auferstehung machen das Christentum zu etwas Einzigartigem und Unverwechselbarem.
Gleichzeitig möchte ich aber vorsichtig sein, wenn du von „radikal evangelisch“ sprichst. Radikale Einstellungen neigen dazu, andere auszugrenzen oder zu verurteilen, und genau das war niemals im Sinne von Jesus. Jesus hat seine Botschaft radikal gelebt, aber radikal in einer Weise, die Menschen integriert, umarmt, vergibt und liebt. Jede Form von Radikalität, die ausgrenzt, richtet oder intolerant ist, läuft im Grunde genau dem entgegen, was Jesus uns gezeigt hat.
Natürlich ist die Bibel für uns Christen eine zentrale Quelle und Grundlage unseres Glaubens, das will ich überhaupt nicht kleinreden. Aber der Glaube besteht nicht nur aus der wörtlichen Befolgung biblischer Gebote oder einzelner Verse. Vielmehr geht es darum, die zentrale Botschaft Jesu – die Liebe zu Gott und die Liebe zu unseren Nächsten – aktiv und praktisch zu leben. Jesus selbst hat immer wieder betont, dass es auf unser Herz und unsere Taten ankommt, und dass wir nicht einfach nur blind Buchstaben und Gesetze befolgen sollten.
Gerade bei sensibleren Themen wie dem Umgang mit Homosexualität zeigt sich, wie wichtig es ist, die Bibel nicht einfach nur wortwörtlich zu nehmen, sondern ihre tiefere Botschaft zu erkennen. Ja, es gibt Stellen in der Schrift, die Homosexualität verurteilen. Aber wenn wir Jesus ernst nehmen, dann wissen wir doch auch, dass Liebe, Mitgefühl und Akzeptanz den absoluten Mittelpunkt seines Handelns gebildet haben. Jesus hat nie Menschen ausgeschlossen, ganz im Gegenteil: Er hat immer zuerst die Würde, das Herz und die persönliche Beziehung in den Vordergrund gestellt. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die radikale Liebe, wie Jesus sie gelehrt hat (nämlich Toleranz, Verständnis und Annahme) jeden vermeintlichen moralischen Vorwurf deutlich überschattet.
Also ja, das Christentum ist eine einzigartige göttliche Offenbarung, aber wir sollten diese Offenbarung immer mit dem Herzen Jesu lesen und leben. Voller Demut, Offenheit und Nächstenliebe. Nur dann, leben wir wirklich den wahren Geist dessen, was Jesus wollte.
Alles Liebe für deinen weiteren Weg und Gottes Segen!