Paulus hat in seinen Briefen mehrfach ganz direkt zu Jesus gebetet bzw. ihn als Adressaten seiner Fürbitten und Bitten angerufen. Hier einige zentrale Belege:
2 Korinther 12,8–9
Paulus schreibt über eine persönliche Erfahrung:
„Dreimal habe ich den Herrn besänftigt, dass er von mir weiche; doch er sprach zu mir: ‘Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.’“
Das griechische κύριε im Text bezieht sich hier eindeutig auf Jesus, denn im unmittelbaren Kontext redet Paulus von seinem Blick auf Christus (vgl. 12,2 ff.).
1 Korinther 1,2
In der Begrüßung seines Briefes heißt es:
„An die Gemeinde Gottes in Korinth, den Heiligen in Christus Jesus, berufenen Heiligen samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen …“
Paulus verbindet hier das „Anrufen“ des Namens Jesu direkt mit dem Akt der Gemeinde – Gebet und Anrufung sind bei ihm untrennbar.
Römer 10,9–13
Paulus zitiert Israelitengesänge und fasst sie so zusammen:
„Denn wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“
Er wendet das Wort Gottes („anrufen des Namens“ ursprünglich auf JHWH bezogen: Joel 3,5) ausdrücklich auf Jesus an.
Formeln in den Schlussgrüßen
Mehrfach endet Paulus seine Briefe mit Segensworten an „Gott, unseren Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ (z. B. Röm 16,20; Eph 6,23; Phil 4,23). Das zeigt, dass er sein gesamtes Gebets- und Segensleben sowohl mit dem Vater als auch mit Jesus verband.
Philipper 1,3–4
„Ich danke meinem Gott allezeit, wenn ich eueres gedenke, und bete allezeit mit Freuden für euch alle“
– hier ist zwar nicht explizit „zu Jesus“, doch der „mein Gott“ und „Freude in Christus“-Kontext macht deutlich, dass er im Amt des Mittlers Christus im Blick hat.
Kolosser 1,3–4
„Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, wenn wir allezeit in unseren Gebeten für euch gedenken und hören von eurem Glauben an Christus Jesus und von der Liebe zu allen Heiligen.“
– Gebet an „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ zeigt die unausweichlich trinitarische Anrufung.
1 Thessalonicher 3,11–13
„Der Herr aber lasse euch wachsen und überströmend reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir zu euch.“
– deutliches „Der Herr lasse…“, wobei „der Herr“ hier Christus ist (vgl. v. 5–6).
2 Thessalonicher 3,5
„Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.“
– ein zwei-Personen-Gebet: Gott und Christus als Gewährsleute der Herzensausrichtung.
Philemon 1,6–7
„Damit eure Gemeinschaft im Glauben wirksam werde – durch die Erkenntnis jedes Guten, das in uns ist in Christus Jesus – denn einen großen Trost und eine große Freude habe ich für deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind.“
– Implicit im Fürbittcharakter: Paulus bittet um Wirksamkeit „in Christus“.
1 Korinther 16,22
„Wenn jemand den Herrn nicht liebt, der sei verflucht. Maranatha!“
– „Maranatha“ (aramäisch): „Unser Herr, komm!“ – eindeutig Gebetsformel an Jesus.
Epheser 3,14–15
„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat.“
– Auch hier im klaren Unterscheidung zu Christus, doch Paulus verbindet in anderen Segensworten Vater und Christus stets miteinander (vgl. Eph 6,23).
Philipper 4,23
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!“
– Segensbitte direkt „des Herrn Jesus Christus“.
Kurz zusammengefasst:
Paulus verwendet durchgängig trinitarische Gebetsformeln und Segenswünsche, in denen Jesus als „Herr“ angerufen wird. Hinzu kommen aramäische Gebetslaute wie „Maranatha!“ – all das zeigt, dass er regelmäßig und bewusst direkt zu Jesus, dem Kyrios, gebetet hat.