5 Fragen an Moslems?
Ich selbst bin Christ und glaub an den Sohn Gottes. Dennoch interessiert mich der Glaube der Moslems.
1.Wie erklärst du den freien Willen des Menschen im Islam im Vergleich zur Vorstellung von göttlicher Vorherbestimmung (Qadar)?
2.Warum gibt es im Islam so viele unterschiedliche Rechtsschulen und Auslegungen – und welche ist für dich persönlich überzeugend?
3.Wie vereinbarst du die Rolle von Gewalt in bestimmten historischen Kontexten mit dem heutigen Verständnis von Frieden im Islam?
4.Wie siehst du die Rolle der Frau im heutigen Islam – kulturell geprägt oder theologisch begründet?
5.Was denkst du über die Situation von Ex-Muslimen, die aus Glaubensgründen den Islam verlassen wollen?
1 Antwort
Wie erklärst du den freien Willen des Menschen im Islam im Vergleich zur Vorstellung von göttlicher Vorherbestimmung (Qadar)?
Ich versuche es mal einfach zu erklären: Im Islam gibt es zwei Begriffe Qadaa und Qadar.
Qadaa bedeutet, dass bestimmte Dinge von Allah festgelegt sind und wir sie nicht ändern können. Zum Beispiel, wann wir geboren werden, wann wir sterben oder wie viel Geld und Besitz wir im Leben haben werden.
Qadar dagegen bezieht sich auf unsere eigenen Handlungen. Allah weiß schon im Voraus, was wir tun werden, und hat das alles aufgeschrieben, auf einer Tafel oder in einem Buch. Uns wurde das sogar schon vor unserer Geburt gezeigt.
Trotzdem ist Allah gerecht. Er gibt uns das Leben und die Freiheit, selbst zu entscheiden, was wir tun. So können wir am Ende nicht sagen: "Warum hast du mir das gegeben und jemand anderem etwas anderes?" denn wir haben selbst gewählt, was wir tun. Und genau dafür werden wir dann auch zur Rechenschaft gezogen.
Warum gibt es im Islam so viele unterschiedliche Rechtsschulen und Auslegungen – und welche ist für dich persönlich überzeugend?
In der sunnitischen Richtung gibt es vier Rechtsschulen.
Sie sind im Grunde alle richtig - nur gehen manche in bestimmten Dingen etwas strenger vor, während andere etwas lockerer sind.
Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich der hanafitischen Rechtsschule folgen einfach aus dem Grund, weil in meiner Heimat fast alle dieser Schule angehören und ich den Imam so besser verstehen kann.
.Wie vereinbarst du die Rolle von Gewalt in bestimmten historischen Kontexten mit dem heutigen Verständnis von Frieden im Islam
Kommt darauf an, welchen historischen Text du meinst. Der Prophet selbst hat zwei Monate seines gesamten Lebens gekämpft; dies war reine Verteidigung.
5.Was denkst du über die Situation von Ex-Muslimen, die aus Glaubensgründen den Islam verlassen wollen
Jeder kann das tun, was er für richtig hält. Ich kann höchstens sagen, dass es falsch ist und warum es eine falsche Entscheidung wäre. Wenn er aber seine Entscheidung für richtig hält, dann ist das halt so.
4.Wie siehst du die Rolle der Frau im heutigen Islam – kulturell geprägt oder theologisch begründet?
Die Frage habe ich wohl vergessen zu beantworten.
Aber kurz gesagt, sowohl Männer als auch Frauen haben ihre Verbote und Gebote.
Man muss aber hierfür Kultur und Religion klar definieren, denn es gibt vieles, das man in kultureller Lebensweise tut, was im islamischen Sinne ein absolutes No-Go wäre, z. B. Ehrenmord.
Aber im Allgemeinen muss die Frau im islamischen Sinne in der Regel auf die Kinder aufpassen, während der Mann alles andere erledigen muss, sei es im Haushalt oder in der Arbeit. Der Mann hat die Familie zu ernähren.
Im Islam werden Frauen nicht nach dem Motto „Frauen gehören in die Küche" gesehen. Sie müssen das nicht tun, aber können, wenn sie es selbst möchten.
Was das Gehalt angeht: Eine Frau muss im Islam nicht arbeiten, wenn sie es aber tut, gehört ihr Verdienst ganz allein ihr, sie muss ihn mit niemandem teilen. Der Mann hingegen ist verpflichtet, für die Familie zu sorgen und sein Einkommen mit allen zu teilen.
Es wird im Islam auch gesagt, dass der Mann die letzte Entscheidung treffen muss, da er die Verantwortung trägt, seine Familie zu ernähren und bestmöglich zu behandeln, um die Frau zu entlasten.
Was Mütter und Väter angeht, müssen Kinder im islamischen Sinne ihre Mütter besser unterstützen/ behandeln als ihre Väter, da die Mutter sie neun Monate lang getragen hat und sich meistens um sie kümmert, während die Väter oft außer Haus arbeiten. Außerdem hat die Frau das Kind neun Monate lang getragen und es mit ihrer eigenen Milch ernährt, und diese Dinge und mehr werden im Islam als hochgeschätzt, da es keine Selbstverständlichkeit ist.