Was ist der Unterschied zwischen den Evangelischen und den Katholiken?

9 Antworten

Im Grunde unterscheiden sich evangelisch-protestantische Theologie und katholische Lehre schon in einer Vorentscheidung: Hat Gott sein Heilswirken an Menschen (und menschliche Institution) verbindlich weitergegeben?

 Die katholische Kirche beantwortet diese Frage mit "Ja" - Gott hat sich in die Hände des Menschen gegeben: "Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat." (Lk 10,16); "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein." (Mt 16,19) oder auch: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert." (Joh 20, 23)

 Die protestantische Kirche weist diesen Anspruch empört zurück: Kann Gott daran gebunden sein, was Menschen tun? Sich regelrecht davon abhängig machen? Niemals! "Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus" (1 Tim 2,5). Nur einer, Jesus Christus, und kein weiterer Mensch.

 Ev. Theologie: Der Glaube verpflichtet zu Guten Werken. Aber errettet werden wir allein durch den Glauben an Jesus. Das sagt Luther und ist der entscheidende Trennungsgrund zwischen den Konfessionen.

Katholische Theologie: Ja, wir werden durch die Gnade Gottes und unseren Glauben gerettet - aber nicht durch den Glauben allein. Am Beginn jeden Glaubens steht immer Gottes Gnade - diese muss aber durch uns beantwortet werden.

Die Rechtfertigungslehre der Protestanten stellt sich zudem unheitlich dar. Viele denken durchaus, dass man nur fest glauben muss und man ansonsten getrost drauflos sündigen kann, denn Jesus hat ja die Sünden bereits abgebüßt. So konnte ich es hier mehrfach lesen. Gute Werke sind zwar ganz in Ordnung, aber nicht unbedingt notwendig zum ewigen Heil.

 Christus ist nicht in diese Welt gekommen, um sie zu besseren Menschen zu machen, sondern zu gläubigen Menschen. Aber er lässt keinen Zweifel daran, dass derjenige, der zum Glauben an ihn gekommen ist, auch nicht mehr sündigen soll (Geh hin und sündige von nun an nicht mehr).

 Evangelische Theologie: Evanglische Theologie: Jesus hat mit der Kirche die Gemeinde der Gläubigen gemeint, die in Seinem Namen zusammenkommen.

Katholische Theologie: In der Bibel gibt es klare Worte Jesu von „Seiner“ Kirche, auf Petrus gegründet und dessen apostolischen Nachfolgern. Und dieser Kirche erteilt er Vollmachten und verheißt ihr den Beistand des Hl. Geistes in Glaubensaussagen. Die Kirche versteht sich weltweit und nennt sich deshalb katholisch. Da wir seit der Reformation nicht nur die Lutheraner, sondern ungezählte christliche Glaubensrichtungen haben, darunter zig Freikirchen, die alle für sich die Bibel anders auslegen und eben keine einheitlichen Glaubensaussagen haben, kann das ja wohl kaum im Sinne Jesu sein, der nur e i n e  Kirche wollte und eine Lehre. Deshalb ist Christus von seiner Kirche nicht zu trennen und deshalb hat die kath. Kirche auch ein Lehramt, das die Glaubensaussagen unverfälscht durch die Jahrhunderte bewahrt und verkündet. Diese verbindlichen Glaubenswahrheiten nennt man Dogmen.

Die Beziehung der ev. und freikirchlichen Christen zum HL. Geist in allen Ehren, aber auf den gleichen Geist berufen sich u.a. auch ZJ und Mormonen und alle Abspaltungen, um ihre Irrlehre zu rechtfertigen. Allein auf sich gestellt ist immer Täuschung durch eigene Eingebungen und Falschauslegungen der Bibel möglich.

Evanglische Theologie beruft sich auf die 4 Sola-Dogmen von Luther. Danach gilt nur die Bibel als Quelle der Offenbarung (sola scriptura), nur der Glaube als Rechtfertigung für das Heil (sola fide) gekoppelt mit "sola gratia" = nur die Gnade Gottes und nicht durch Mitwirkung durch Werke, allein Christus (sola Christus)mit Ablehnung der Verehrung derer, die in engster Weise mit Christus verbunden gelebt und gestorben sind.

Katholische Theologie lehnt diese Sola-Prinzipien als unbiblisch ab und als Teil der Irrlehre Luthers. Die Bibel ist nicht die einzige Quelle der Offenbarung, sondern ebenso die mündliche Überlieferung, ohne die es die Bibel gar nicht gäbe. Und diese ist weit umfangreicher als die schriftliche Niederschrift. Biblisch ist dies sogar begründet in der Aussage der Apostel, dass die Evangelien nur einen Bruchteil dessen enthalten, was Jesus gesagt und getan hat. Würde man alles aufschreiben, würden die Bücher darüber ganze Bibliotheken füllen. Ebenso sagt Jesus zur Führung der Kirche durch den Hl. Geist "Vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht verstehen. Wenn aber der Hl. Geist kommt, wird er euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe". Und das bedeutet, dass der Hl. Geist die Kirche führen wird auch in Glaubensaussagen, die nur in der Bibel angedeutet sind, die aber von den Protestanten als selbstgemachte Zusätze abgelehnt werden.

Katholische Theologie: Die Kirche kennt Heilszeichen, die Christus hinterlassen hat, weil sie uns helfen sollen auf dem Weg zum Himmel. Diese Zeichen nennt man Sakramente. Die kath. Kirche kennt 7 Sakramente, die ev. Kirche erkennt nur Taufe und Abendmahl als Sakrament an und Freikirchen lehnen Sakramente als menschliche Mitwirkung zum eigenen Heil ab.

Evangelische Theologie: Es gibt nur das allgemeine Priestertum der Gläubigen, die Pastoren haben Theologie studiert und stehen nur der Gemeinde vor. Sie kennen keine Priesterweihe durch Handauflegung und stehen somit nicht in der apostolischen Sukzession. Das bedeutet, dass sie Sakramente wie Abendmahl und ev. Beichte nicht gültig vollziehen können, weshalb auch Katholiken auf Grund des anderen Glaubensverständnisses nicht am ev. Abendmahl teilnehmen dürfen, denn damit würden sie ihren eigenen Glauben verleugnen.

Katholische Theologie: Jeder Priester sollte besonders berufen sein. Der Zölibat ist ein Kirchengesetz auf Grund des ev. Rates Christi "um des Himmelreiches willen" allen alles zu sein. Jeder Priester wurde vom Bischof geweiht und erhält nach dem Studium der Theologie und Philosophie, dem Absolvieren des Priesterseminars die Vollmacht, die Sakramente in apostolischer Nachfolge gültig zu spenden.

Evangelische Theologie: Das hl. Abendmahl wird bei Luther als Konsubstanziation gesehen, wonach Christus mit und unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist. Dies gilt nur für die Zeit des Abendmahles. Nach Luther kann man das Abendmahl auch unwürdig und "zum Gericht" empfangen. Die reformierten ev. Kirchen gehen auf den Reformator Calvin zurück und behaupten, dass nur der Glaube die Gegenwart Christi in Brot und Wein möglich macht. Ohne Glaube empfängt man nichts. Luther dagegen sagt, man empfängt zwar Christus, aber zum Gericht. Die Freikirchen berufen sich auf den Reformator Zwingli, der das Abendmahl nur als Erinnerung an das letzte Abendmahl Christi sieht und feiert.

Katholische Theologie: In der kath. Kirche ist die Wandlung der Gestalten von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi das Wichtigste im Gottesdienst. Das Brot hört auf, Brot zu sein und wird verwandelt in Christi Leib, der sich uns zur Speise gibt (nach seinen eigenen Worten "Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut", "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben", "wer das Fleisch des Menschensohnes nicht isst und sein Blut nicht trinkt, der hat das ewige Leben nicht in sich"). Der Wein hört auf, Wein zu sein und wird zum wahren Blut Christi. Diese Wandlung nennt man Substanziation, weil sich die Substanz wandelt, nicht aber die das äußere Erscheinungsbild, was wir sinnlich wahrnehmen. Die Verwandlung bleibt, solange die Gestalten bestehen, nicht nur während der Messfeier. Die verwandelten Hostien werden im Tabernakel aufbewahrt zur Anbetung und für die Krankenkommunion.

Evangelische Theologie: kennt keine persönliche Beichte, obwohl Luther bis zum Tod gebeichtet haben soll. Sie bekennen ihre Sünden - praktischerweise - im stillen Kämmerlein direkt dem lieben Gott.

Katholische Theologie: hält am personalen Sündenbekenntnis vor einem geweihten Priester fest, durch den Christus die Vergebung (Absolution) spendet. Jesus hat gesagt "wem ihr die Sünden nachlasst, dem sind sie erlassen......" und ohne Bekenntnis wird man logischerweise auch nichts erlassen können. Bis zur Neuzeit war die Beichte noch öffentlich und mit Bußzeiten belegt, jetzt ist sie anonym im Beichtstuhl oder im Beichtgespräch. Vergebung geschieht nur bei Reue, dem Vorsatz, die Sünde zu meiden, ein Bußwerk als Wiedergutmachung und Bestätigung der Reue.

Evangelisch Theologie: Es gibt nur Himmel und Hölle. Nicht alle ev. Pastoren und Landesbischöfe glauben noch an die Hölle. Demnach kämen alle in den Himmel. Auf Grund der Rechtfertigungslehre der Protestanten reicht der Glaube, um in den Himmel zu kommen und die Gnade Gottes hievt dem "armen Sündenschwein" (Ausspruch Luthers) nach dem Tod den Gnadenmantel um, so dass er würdig wird, in den Himmel einzugehen. Demnach kämen die größten Sünder einschl. Verbrecher, die noch bereuen konnten und die Gerechten alle in den Himmel und wenn es die Hölle nicht gibt, sogar alle, die nie bereut haben einschließlich der großen Völkerverbrecher.

Katholische Theologie: Es gibt die Vergebung der Sünden in einer aufrichtigen Beichte mit Reue, es bleiben aber die Folgen der Sünde, die dem Menschen immer noch anhaften und gereinigt werden müssen. Die Seele steht im Tod vor dem Gericht Gottes, vor seiner unendlich heiligen Majestät erkennt er sich selbst und versinkt in Scham und Schmerz angesichts der großen Liebe Gottes, so dass sie sich selbst erst reinigen will. Dies ist ein schmerzhafter Prozess von unterschiedlicher Dauer, da es in der Ewigkeit keine Zeiten mehr gibt. Die Bibel spricht vom Feuer, durch das der Mensch gerettet wird. Deshalb beten Katholiken für ihre Verstorbenen, dass sie von ihren Sünden und deren Strafen befreit werden, was durch unzählige Arme-SeelenErscheinungen durch die Jahrhunderte bestätigt wird.

Ev. Theologie: kennt nur die Sünde. Sie unterscheidet nicht zwischen lässlicher und schwerer bzw. Todsünde. Alle Sünden sind gleich schlimm, also eine Notlüge wäre demnach genauso schlimm wie ein Mord.

Kath. Theologie: Es gibt Sünden, die nicht vom Gnadenleben Gottes trennen und den Menschen nur schwächen. Und es gibt schwere Sünden bis zu Todsünden, die das göttliche Leben auslöschen und damit das ewige Heil gefährden. Die hl. Kommunion darf deshalb im Zustand schwerer Sünde nicht ohne vorherige Beichte empfangen werden.

 

 

Es gibt zunächst in beiden Konfessionen erettete Christen, davon bin ich fest überzeugt. Ich habe als Nichtkatholik auf jeden Fall auch schon katholische Gottesdienste in meinem Leben erleben dürfen, wo ich hinterher gesegnet rausgegangen bin und auch die Anwesenheit des Heiligen Geistes gespürt habe. Ich habe aber auch schon katholische Gottesdienste erleben dürfen, die ich als nicht schön empfunden hatte.

Bei der katholischen Kirche kritisiere ich als unbiblische Lehren zum Beispiel

  • das Zölibat (eine Vorgabe, die aus meiner Sicht der gesunden Lehre der Bibel widerspricht)
  • Unbefleckte Empfängnis
  • Das Richten von Gebeten an verstorbenen Menschen
  • Auch wenn es ein umstrittenenes Thema ist: Die Babytaufe
  • Die Hereinnahme der Apokryphen in die Heilige Schrift (was ich aus meiner Sicht aus guten Gründen ablehne)
  • und noch mehr, was ich jetzt nicht im weiteren aufzähle

Aber auch an der evangelischen Kirche habe ich genug Kritikpunkte. So ist der Glaube da teilweise schon ganz schön vom Wort Gottes abgefallen, wenn dort zum Beispiel teilweise schon die Homoehe unterstützt wird. (Das geht aus meiner Sicht gar nicht!) So gibt es dort zum Teil auch schon Pastoren, die mit Männern verheiratet sind. (Was ich davon halte, dazu brauche ich wohl nichts weiter sagen) Die Durchführung der Babytaufe kritisiere ich natürlich auch bei der evangelischen Kirche. Ich habe auch den Eindruck, dass eine laue Glaubensauslebung bei der evangelischen Kirche relativ häufig vorkommt. Ich glaube aber daran, dass es auch in der evangelischen Kirche Kirchgemeinden gibt, an denen Gott Wohlgefallen hat. (Ohne Zweifel glaube ich daran)

Hier habe ich mal gerne für dich ein wie ich finde interessantes Video (undercover gedreht) aus einer LGBTQ-Gemeinde, die zur evangelischen Kirche gehört.

Ich würde sagen (um dir jetzt auch noch gerne ein paar weiterführende Informationen, die über deine Frage hinausgehen, zu geben) am bibeltreusten sind aus meiner Sicht im Schnitt (das heißt aber nicht, das es immer der Fall sein muss) die evangelischen Freikirchen. Dort gibt es aus meiner Sicht häufiger auch die Möglichkeit bibeltreue (zumindest relativ bibeltreue), aber trotzdem moderne und lebendige Gottesdienste zu haben. (Ich denke da z.b. an die Gottesdienste von icfmünchen, die man bei youtube schauen kann)

Ansonsten darf man aus meiner Sicht auch nicht vergessen, dass auch Freikirchen unterschiedliche Strömungen haben. Das heißt für mich, dass es auch innerhalb der Freikirchen Gemeinden geben kann, bei denen man sich wohlfühlt und andere Gemeinden, bei denen man sich vielleicht weniger wohlfühlt.

Liebe Grüße und Gottes Segen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Ich finde die EKD (damit meine ich nicht bestimmte evang. Freikirchen oder evangelikale Gruppen) insgesamt lockerer und nicht mehr so dogmatisch wie die Katholiken, kann deren Glauben aber akzeptieren und finde ihn teilweise auch interessant.

In der EKD kann ich auch bleiben, obwohl ich beispielsweise nicht an die Trinität glaube und auch nicht an eine buchstäbliche Hölle. Ich habe nicht einmal den Eindruck, dass ich damit einer unbedingten Minderheit angehöre, sondern dass so eine Sicht selbst unter den Pastoren gar nicht mal so selten ist. Nur wird das nicht unbedingt von der Kanzel gepredigt.

Die Evangelischen sind bunt, die Katholiken sind schwarz. Im Gottesdienst ist es genau andersherum.

Zusammenfassend: alle haben ihre Fehler

Beispiel: Katholiken glauben nicht, wenn Jesus am Kreuz schreit: ES IST VOLLBRACHT, dass Jesus das besser weiß als alle Päpste zusammen. Ne Ne, sie müssen noch eine Messe feiern um das Opfer Jesu fortzuführen

Beispiel: Evangelische Ausrichtungen haben Milliarden von Pläne gefühlt, was man gegen Dämonen tun kann, weil da einfach jeder was zu sagen hat

Beispiel: alle Kirchen haben das Problem, dass ständig einer vorne steht, dort gesungen wird usw. usw. aber der Austausch unter Gläubigen extrem sch... ist

Ich mache das mal deutlich: ich weiß von Gott selbst, dass es kein Problem ist tote Kinder wieder zu beleben. Andere Christen wissen andere Dinge und wir reden von WISSEN. Aber gibt es Foren, Schnittstellen, wo normale Gläubige dies der ganzen Institution mitteilen können? NOPE - teilweise geht das nicht mal innerhalb EINER Gemeinde

Feststeht: die Christen in den großen Kirchen haben Mitglieder, die den Heiligen Geist haben und sie alle haben auch Betrüger in ihren Reihen. Jesus selbst sagte, dass seine Kirche aus vielen Gliedern besteht - so viel zur Aussage, dass es nur eine Kirche geben darf und die ganze Argumentation der Katholischen Kirche kann man immer wieder legen:

z.B. Petrus du bist der Fels meiner Kirche

Was sagt denn Petrus selbst zur Aussage des Felsen? 1.Petrus 2,4 er sagt da, dass alle die ihren Glauben auf Jesus setzen, lebendige Steine/Felsen Zitat: „Zu ihm kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“

Und zu wem spricht Petrus hier - zu den ZERSTREUTEN CHRISTEN weltweit. Und irgend wie habe ich das leichte Gefühl, das Christen, die den Heiligen Geist haben auch heute zerstreut sind und nicht alle in der Katholischen Kirche zu finden sind