Was denkt Ihr, war es ein großer Fehler dass OPEL im Gegensatz zu VW während der 70er Jahre bei Kadett, Ascona usw. noch beim Hinterradantrieb geblieben ist?

4 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt
Was denkt Ihr, war es ein großer Fehler dass OPEL im Gegensatz zu VW während der 70er Jahre bei Kadett, Ascona usw. noch beim Hinterradantrieb geblieben ist?

Es war ein Fehler, überhaupt auf Frontantrieb zu setzen, denn der Standardantrieb (Motor vorne längs, Kardanwelle nach hinten) hat eindeutige Vorteile:

  • Keine Antriebswellen an den gelenkten Rädern, kleinerer Wendekreis möglich
  • Keinerlei Antriebseinflüsse in der Lenkung beim Beschleunigen
  • Antriebsachse wird beim Beschleunigen belastet und nicht entlastet, optimale Kraftübertragung
  • Durch die Aufteilung des Getriebes in Wechsel, - und Endgetriebe (vorne und hinten) meist optimale Gewichtsverteilung von 50/50 anstatt bis zu ca. 65/35 beim Frontantrieb
  • Einfacher Verbau eines "gleichachsigen" Getriebes möglich, durch den hierdurch realisierbaren "Direktgang" hat man einen Getriebewirkungsgrad von nahe 100 %

Überlege mal, weshalb namhafte Hersteller heute noch konsequent darauf setzen, zumindest ab einer bestimmten Klasse (Mercedes ab C, BMW ab 3er). Bestimmt nicht, weil die Herren Außendienstler grundsätzlich gerne jede Kurve quer nehmen.

Der Umstieg auf Frontantrieb in der breiten Masse ist mehr dem Anpassen an die Konkurrenz geschuldet, ähnlich dem Motorendownsizing. Manche (viele) machen es halt, weil es "alle" machen, und nicht, weil es das gesamtheitlich gesehen sinnvollste Konzept darstellt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Parralelwelt 
Fragesteller
 27.04.2024, 12:40

Ganz nüchtern betrachtet hat der Frontkratzer aber den Vorteil, dass der Quermotor schon in der richtigen Kraftrichtung steht und keine Kraftumlenkung braucht. Zudem keine Platz raubende Kardanwelle. Daher gute Platzausnutzung.

Mein Golf 1 Diesel hatte über 60 des Gewichts auf der Antriebsachse, sensationelle Traktion

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checkpointarea  27.04.2024, 14:54
@Parralelwelt

Den Kardantunnel haben allerdings fast alle Autos, egal welche Achse angetrieben wird. Und durch die dynamische Achslastverteilung werden aus den 60 Prozent recht schnell vielleicht nur noch 40, während beim Standardantrieb locker 60 und mehr auf der Antriebsachse ruhen. Bist Du schon mal einen beladenen Lieferwagen mit Frontantrieb am Berg bei nasser Straße angefahren? Kein Spaß.

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Parralelwelt 
Fragesteller
 27.04.2024, 18:29
@checkpointarea

Einspruch, bei meinem Golf 1 Diesel war der Drehmomentaufbau so graduell dass es praktisch keine dynamische Radlastverteilung gab

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Nein, aus historischer Sicht sowieso nicht weil der hinterradgetriebene C-Kadett das erheblich größere Kultpotenzial hat als jeder damalige VW und wie der damalige Ford Escort mit Hinterradantrieb unter Fans und im Rennsport bis heute fast eine Art Alleinstellungsmerkmal besitzt.

Auch der Ascona B hat sich bis 1981 wie geschnitten Brot verkauft. Da war nichts dergleichen erforderlich, der war ein Selbstläufer und auch ein C-Ascona oder gar ein Vectra mit Hinterradantrieb hätte seine Kunden immer gehabt, siehe Ford Sierra mit Hinterradantrieb, der war trotz des strittigen Designs auf Anhieb ein Bestseller.

Aus modellpolitischer Sicht wäre die Umstellung zumindest in der Mittelklasse nicht nötig gewesen.

Beim Ascona C hing die Umstellung mit dem globalen Konzept von General Motors (J-Car) zusammen, da war Frontantrieb wohl günstiger in der Entwicklung und Herstellung. Zum Kadett D kann ich wenig sagen, da war wohl der Druck da, den Golf zu kopieren und alle anderen hatten 1979 auch schon auf Frontantrieb umgestellt in der Kompaktklasse, selbst Ford mit dem neuen Escort mit Stummelheck.

In eigener Sache hatte ich mein bisher riskantestes Fahrmanöver, das auch anders hätte ausgehen können, vor Jahren im Winter an einer Steigung ausgerechnet in einem Ford Mondeo mit Frontantrieb. Meine ganzen schweren Autos mit klassischem Konzept (Motor vorn und Antrieb hinten) kamen hingegen immer durch, selbst ein sehr ausladender Opel Omega oder ein BMW 728i. Nur soviel zum Thema.

Parralelwelt 
Fragesteller
 29.04.2024, 22:47

Der Punkt war halt dass die starre Hinterachse von Kadett, Ascona und Record sehr hohe ungefederte Massen hatte und zum Trampeln neigte, das ganze Auto zitterte dabei. Bezogen auf den Komfort war das in den 80ern einfach nicht mehr zeitgemäß. Das war im D-Kadett völlig anders, der federte richtig gut. Beim Omega war der Hinterrradantrieb natürlich besser, wegen starker Motoren. Aber der hatte ja auch eine moderne Einzelradaufhängung, das spurstabilisierende "DSA-Fahrwerk"..

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rotesand  29.04.2024, 22:50
@Parralelwelt

Den Omega von 2003 hatte ich, ein absolut fahrsicheres Auto schon mit TC Plus Traktionskontrolle. Der kam immer durch, aber auch der 1990er Senator meines Opas war im Winter immer gut zu gebrauchen.

Rekord hatten wir mehrere, Komfort war ein Fremdwort. Ein solches Auto war in Sachen Komfort, Ausstattung und Fahrwerk den Kunden in der Klasse spätestens mit dem Erscheinen des Audi 100 von 1982, der mal mein erstes Auto war, und insbesondere des Ford Scorpio im Jahr 1984 kaum noch zumutbar. Den Rekord E2 haben zum Schluss auch nur noch ein paar Rentner und Mietwagenfirmen angeschafft, was die relativ hohe Quote gut gepflegter Exemplare ab 1984 erklärt.

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Ich denke eher, dass die Zugehörigkeit von Opel zum GM Konzern der Marke viel Schaden zugefügt hat, besser gesagt, diese sogar ruiniert hat.

Ich habe mal gelesen, dass Geld welches bei GM in USA verbrannt wurde bei Opel in Europa wieder eingespart werden musste.

Endgültig hat dann die Ära López der Marke Opel den Garaus gemacht.

Ich weiß, wovon ich da rede. Ich hatte erst einen 1997er Vectra B und danach einen 1998er Omega B (V6), beide fast als Neuwagen gekauft, die von Anfang an eine so lausige Qualität hatten, dass ich auf Jahre von Opel "geheilt" war. Seitdem fuhr ich Toyota und Skoda. Auch heute, über 21 Jahre nach meiner Abkehr von Opel, hätte ich Bedenken, mir wieder einen zu kaufen.

Mit dem Heckantrieb bei Kadett und Co. hat der Niedergang der Marke aber nichts zu tun.

Parralelwelt 
Fragesteller
 26.04.2024, 23:29

Was ging an Deinen Opel so alles kaputt?

Beim Omega B MV6 soll der Abgaskrümmmer immer gerissen sein. Rost soll auch ein Thema gewesen sein. Ich kenne aber auch einen Besitzer der mit dem Omega MV6 keinen Ärger hatte.

Das Schlimmste bei Opel fand ich immer den Ölverlust

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WeiSte  27.04.2024, 00:05
@Parralelwelt

Ich hatte den "Sport" mit manuellem 5 Gang Getriebe, nicht die Luxusversion MV6 mit Automatik.

Beide Auspuffkrümmer waren gleich zweimal gerissen. (Die neuen auch ganz schnell wieder.) Dann die Spurstangen, Radlager, Klimaautomatik, das Display des BC, wackelnde Sitze, sich lösender Dachhimmel, durchgerosteter Auspuffendtopf, ... Das sind so die Punkte an die ich mich heute noch erinnern kann. Und alles innerhalb von drei Jahren und 30.000 km.

Dazu eine völlig überforderte Opelwerkstatt die es zum Beispiel nicht hinbekommen hat, die Spur so einzustellen, dass das Lenkrad hinterher noch gerade stand oder schlicht vergessen hatte, den ausgetauschten Auspuffendtopf auch mit einer Schelle festzuschrauben, anstatt ihn nur aufzustecken...

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Es war eher ein Fehler auf Frontkratzer umzustellen.

Ich hatte über 25 Jahre OPEL Frontkratzer und seit 6 Jahren BMW mit Hinterradantrieb. Und ich werde mir nie wieder einen Frontkratzer kaufen.

Hinterradantrieb ist der einzig wahre Antrieb.

Das ist aber natürlich nur meine Persönliche Meinung dazu !

Parralelwelt 
Fragesteller
 26.04.2024, 23:23

Ganz nüchtern betrachtet hat der Frontkratzer aber den Vorteil, dass der Quermotor schon in der richtigen Kraftrichtung steht und keine Kraftumlenkung braucht. Zudem keine Platz raubende Kardanwelle. Daher gute Platzausnutzung.

Zudem im Winter bessere Traktion

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stefan08031975  26.04.2024, 23:28
@Parralelwelt

Frontkratzer haben auch einen Tunnel in der Mitte. Also nichts mit mehr Platz. Hinterradantrieb hat Motor längs verbaut und benotigt somit keine Kraftumlenkung. Der einzige Vorteil vom Motor Quer ist, das der weniger Platz braucht.

Mein BMW hat fast Perfekte 50:50 Gewichtsverteilung, und ich lasse Dich bestimmt im Winter stehen 😉

Desweiteren habe ich an der Lenkung keine Antriebseinflüsse.

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Parralelwelt 
Fragesteller
 26.04.2024, 23:32
@stefan08031975

Doch die Kraft muss ja am Differenzial um 90° umgelenkt werden

Mein Golf 1 Diesel hatte über 60 des Gewichts auf der Antriebsachse, sensationelle Traktion

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stefan08031975  26.04.2024, 23:38
@Parralelwelt

Auch Dein Golf hat ein Differenzial. Ohne Differenzial könntest Du nämlich keine Kurven fahren 🙄

Ich bin selber lang genug Frontantrieb gefahren. Bei Regen drehten die Räder schnell durch. Das habe ich beim Hinterradantrieb überhaupt nicht mehr.

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checkpointarea  27.04.2024, 07:10
@stefan08031975

Hinzu kommt, dass die Antriebsachse beim Beschleunigen belastet wird, nicht entlastet wie bei der Notlösung namens Frontantrieb.

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