Mehr Hubraum = mehr Effizienz? Machen Hubraumbegrenzung bei 50er Roller noch Sinn?
Hubraumbegrenzungen waren noch nie sinnvoll, denn auch wie ein Blick in den Pkw - Bereich zeigt, hängt der Verbrauch (und die damit direkt zusammenhängende CO2 - Emission) nur marginal mit dem Hubraum zusammen. Mein liebstes Beispiel: Ford Focus 1.0 Eco Boost mit 125 PS im Vergleich zum Mazda 3 2.0 Sykactiv mit 120 PS. Laut NEFZ und Spritmonitor quasi identischer Verbrauch, und in jeglichen mir bekannten Testberichten lag der Mazda sogar um bis zu 0,5 Liter günstiger als der Ford mit einem nur halb so großen Motor. Und vor kurzer Zeit wurde bei deutschlands günstigstem Fahrzeug, dem Mitsubishi Space Star, der Hubraum des Motors von 999 cm³ auf 1193 cm³ erhöht, die Leistung blieb identisch. So auch der Verbrauch, bis auf eine Nachkommastelle kein Unterschied, und das bei identischer Getriebeauslegung.
Tatsächlich gibt es ein "ideales Brennraumformat", aber dieses liegt eher im Bereich um 500 cm³/Zylinder, findet bei Deiner Beobachtung bei 50/125 cm³ - Aggregaten somit eher keine Anwendung.
Vor allem relevant hingegen: Die Betriebsdauer, zumindest dann, wenn es um Verbrauchsangaben in Liter pro 100 km, und nicht um beispielsweise Liter pro Stunde geht.
Ich habe den direkten Vergleich:
Kymco New Sento 50i gegen Honda Vision 110i. Beide technisch ähnlich konstruiert (Einspritzanlage mit 3 - Wege - Katalysator und Lambdasonde, Luftmassenmessung per Luftdrucksonde, Gebläsekühlung, reibungsarme Rollenkipphebel, beides Viertakter natürlich). Der Kymco ist sogar höher verdichtet, hat insgesamt drei statt zwei Ventile, sollte also mechanisch sogar besser für einen günstigen Verbrauch geeignet sein.
Hier die per Spritmonitor ermittelten Werte samt Laufleistung:
Kymco: 2,25 Liter/100 km auf 3000 km
Honda: 2,14 Liter/100 km auf 5387 km
Gut, die Honda hat ein Start/Stop - System, welches allerdings bei meiner Fahrweise selten zum Einsatz kommt, und kaum Sprit spart (habe es probeweise getestet), und bekommt reibungsärmeres 10W30 statt 10W40 Motoröl, das wirkt sich aber ebenfalls nur marginalst aus. Im Gegenzug kommt die Kymco vornehmlich bei schlechterem Wetter zum Einsatz, hat also hier einen kleinen Nachteil. Ich schließe auch nicht aus, dass die Euro 5 - Honda häufiger mit Lambda 1 läuft, während die Kymco mit der erheblich lascheren Euro 2 - Abgasnorm sicherlich häufiger mal "fett" dosiert, aber auch dies wirkt sich bei dermaßen kleinen Motoren nur geringfügig aus.
Trotzdem dürfte die Richtung klar sein: Die Kymco ist auf alle Fälle nicht sparsamer. Und weshalb? Weil sie mit ca. 55 km/h Höchstgeschwindigkeit für 100 km fast die doppelte Betriebsdauer benötigt als die rund 90 km/h "schnelle" Honda, dazu grundsätzlich das höhere Drehzahlniveau aufweist. Denn es zählt nicht nur, wie groß der Brennraum ist, sondern auch, wie häufig er gefüllt wird. Wie deutlich sich auch die Drehzahl auswirkt, erkennt man gut, wenn man beide auf identischen Strecken nutzt. Ich und mein Vater haben es getan, beide im Konvoi auf einer langen Überlandstrecke mit rund 50 km/h gefahren, die Werte lauteten 1,85 Liter für die Honda und 1,92 Liter für die Kymco.
Daraus sollte man allerdings nun nicht schließen, dass ein Motor aus Gründen der Effizienz so groß wie möglich sein sollte. Er sollte vielmehr eine an Fahrzeug und Fahrbedingung angepasste Größe haben.