Warum wird traditionelle Männlichkeit als toxisch dargestellt?

Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen

Männlichkeit ist nicht toxisch 70%
Männlichkeit ist toxisch 17%
Andere Meinung 13%
Noeru  19.07.2023, 20:02

Definiere "traditionelle Männlichkeit".

AnimeLOL 
Fragesteller
 19.07.2023, 20:03

Männliche Attribute und Eigenschaften der Generation vor uns.

Noeru  19.07.2023, 20:04

Nenn mir welche.

AnimeLOL 
Fragesteller
 19.07.2023, 20:36
  • Risikobereitschaft
  • Mut & stärke
  • Leistungsdenken
  • Stoizismus
  • Dominanz
  • [...]

6 Antworten

Männlichkeit ist nicht toxisch

An sich ist Männlichkeit nicht toxisch, aber ein paar deiner Begriffe transportieren auch Risikofaktoren.

  • Risikobereitschaft
  • Mut & Stärke
  • Leistungsdenken
  • Stoizismus
  • Dominanz

Das alles kann man durchaus auch positiv bewerten, aber Mut und (übertriebene) Risikobereitschaft haben auch Nachteile. Man sieht das zum Beispiel daran, dass Jungs manchmal in haarsträubende Unfälle (manchmal mit Todesfolge) verwickelt sind, die Erwachsenen einfach seltener passieren (auch Mädchen seltener).

Zum Beispiel sterben leider viele junge Männer im Straßenverkehr durch extrem riskantes Fahrverhalten. Oder durch Gewalt - man fügt sich oft gegenseitig im Streit einen Schaden zu, das ist bei Mädchen seltener.

https://www.spektrum.de/news/warum-jugendliche-kopf-und-kragen-riskieren/1585118

Männer tendieren öfter als Frauen zur Selbstüberschätzung und sind dann manchmal blind für reale Gefahren. Manch eine Dominanz wird im schlimmsten Falle zu Größenwahn und unmenschlicher Rücksichtslosigkeit (siehe Weltpolitik), wenn es einigermaßen glimpflich abgeht, wird sie zu narzisstischer Dummdreistigkeit. Das sind aber nur Risikofaktoren, die bei den meisten Männern glücklicherweise nicht so weit gedeihen (bei einigen aber schon).

Risiko heißt eben, dass es auch schief gehen kann.
Und wenn es nicht schief gehen kann, ist es kein Risiko.

Leistungsdenken ist nicht verkehrt, aber nimm mal an, etwas läuft schief, und dann kommt noch die männliche Risikobereitschaft hinzu. Dann ist der Betrug nicht weit (siehe Dieselskandal, da waren auch leistungsorientierte Männer beteiligt). Man geht das Risiko ein, dass es hoffentlich nicht entdeckt wird (wird schon gut gehen).

Jemand, der nicht so stur leistungsorientiert ist, gibt eher mal zu, dass etwas halt nicht funktioniert. Das fällt vielen Männern leider schwer, weil sie das Bild der perfekten Leistung aufrechterhalten wollen.

AnimeLOL 
Fragesteller
 20.07.2023, 05:50

Vielen Dank für die versierte und ausführliche Antwort.

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Andere Meinung

Anpassung gehört zu allem Leben ob bei Menschen, Tieren oder Pflanzen, sonst droht das Aussterben. Mächtige brauchen sich weniger anzupassen als andere. Bei Tieren ist freilich das Problem: Wer am Ende der Fresskette steht ist besonders gefährdet, wenn seine Beutetiere aussterben.

Frauen wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts besonders viel Anpassung an vielfältige Regeln abverlangt.

Noch extremer war das wohl nur beim japanischen Tenno des 19. und 20. Jahrhunderts, der völlig vom Zeremoniell bestimmt wurde. Eine gewisse Lockerung gab es erst gegen Ende des 20. Jh.

Bei Männern ändern sich seit Jahrzehnten die Verhaltenserwartungen, sie bewegen sich bei beiden Geschlechtern aufeinander zu. Dennoch steigt - zumindest nach außen hin - das Bedürfnis nach Rollentausch.

Als toxisch gilt nach meiner Einschätzung vor allem Macho-Gehabe; aber es kann auch sein, dass das vor allem für mein persönliches Umfeld gilt.

Andere Meinung
Warum wird traditionelle Männlichkeit als toxisch dargestellt?

Wird überhaupt nicht gemacht...

Es geht bei der "toxischen Männlichkeit" um ein Männerbild, bei dem der Mann dominant ist, andere unterdrückt, Gewalt anwendet, um das zu bekommen, was er will. Dabei geht es auch um Sexualisierung und Unterdrückung von Frauen und dem Denken man habe einen Anspruch auf Sex und dürfe ihn sich einfach nehmen.

Wenn du das als "traditionell" bewertest, dann ist das dein Bier, für mich ist das nicht traditionell, sondern eine Entartung von Männlichkeit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich kenne mich aus. 📋
eingew  19.07.2023, 20:09

Die AOK definiert toxische Männlichkeit eben gerade am simplen festhalten an traditionell männlichen Verhaltensweisen. Es werden auch nicht ausschließlich schädliche und unmoralische Verhaltensweisen als Teil der "toxischen Männlichkeit" gezählt, sondern eben alle traditionellen Verhaltensweisen, auch wenn sie lediglich das Potential zur Schädlichkeit haben, wie eben zum Beispiel dominantes Verhalten. Obwohl das Potential zur Schädlichkeit ja in sehr sehr sehr vielen Oberbegriffen steckt, die an und für sich normalerweise völlig ungefährlich sind, wie eben Dominanz.

https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/psychologie/was-ist-toxische-maennlichkeit/#:~:text=Unter%20dem%20Begriff%20%E2%80%9Etoxische%20M%C3%A4nnlichkeit,und%20anderen%20Menschen%20schaden%20k%C3%B6nnen.

Gemeint ist also mit dem Begriff seitens es Fragestellers eben nicht nur toxisches männliches Verhalten, sondern, wie viele es eben definieren, traditionell männliches Verhalten, welches hier per se als toxisch definiert wird.

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AuchKarma  19.07.2023, 20:12
@eingew

Traditionelles männliches Verhalten sollte nicht per se als toxisch bezeichnet werden. Das halte ich für unsinnig.

Früher galten auch Mut, Tapferkeit und Ehrbarkeit als traditionelle, männliche Zuschreibungen. Daran ist nichts toxisch.

Was du meinst, sind vielleicht traditionelle Rollenbilder in der Form, dass der Mann Oberhaupt der Familie ist und über die Frau entscheidet.

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OlliBjoern  19.07.2023, 23:28
@eingew

Das Wort Dominanz kommt dort in 2 Sätzen vor:

"Oder dass sie Gewalt nutzen, um Autorität, Dominanz und Kontrolle zu erlangen."

Das steht nicht, dass Dominanz per se schädlich ist.

"soziale Normen, die männliche Gewalt und Dominanz dulden"
(das steht bei "Risikofaktoren")

Die Gewalt hast du aus beiden Sätzen weggelassen.

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AnimeLOL 
Fragesteller
 20.07.2023, 06:14

Ich sehe in der von dir getätigten Antwort auch keinen Hauch von traditioneller Männlichkeit.

Das allgemein männliche Werte ins negative gekehrt werden und mit toxisch asoziiert werden find ich durchaus erschreckend.

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AuchKarma  20.07.2023, 17:12
@AnimeLOL

Was sind denn bitte "männliche Werte"?!

Moralische Werte oder Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Treue, Mut, mentale Stärke, Geduld, Empathie, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen gelten für alle Menschen und nicht bloß für Männer!

Das traditionelle Rollenbild des Mannes ist auch nicht gleichzusetzen mit der Definition der "toxischen Männlichkeit"! Es gibt da zwar Überschneidungen, aber es ist nicht dasselbe! Die "toxische Männlichkeit" ist ein moderner Begriff und steht für eine ganz bestimmte Gruppe an Männern und nicht per se für alle Männer oder Männlichkeit allgemein!

Ein "toxisch männlicher" Mann definiert sich selbst darüber, dass er andere unterdrückt und psychische oder körperliche Gewalt anwendet. Er will andere dominieren, er will anderen überlegen sein und zieht daraus seinen Selbstwert. Dazu gehört auch eine bestimmte Optik, die gezielt angestrebt wird, und zwar trainierte Muskeln, ein markanter Kiefer, eine markante Nase, eventuell Bart, Kleidung, die die "maskuline" Ausstrahlung unterstreicht wie z.B. eine schwarze Lederjacke oder auch Anzug und Krawatte im Beruf.

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AuchKarma  20.07.2023, 17:16
@AnimeLOL

Beim traditionellen Rollenbild des Mannes gibt es dagegen auch durchaus positive Punkte zu nennen, wie z.B. Verantwortungsgefühl für die Familie, Zuverlässigkeit, Fleiß, Beständigkeit, Zähigkeit, Ernsthaftigkeit.

Das trifft aber auf den "toxischen Mann" alles nicht zu! Wobei man auch sagen muss, dass es auch früher unter den Männern mit traditionellem Rollenbild auch toxische Männer mit toxischer Männlichkeit gab, die ihre Macht missbraucht und die Familie unterdrückt haben, die vielleicht fremd gegangen sind und Gewalt angewendet haben um ihren Willen durchzusetzen.

Klassisches Beispiel für einen "toxischen Mann" ist Andrew Tate.

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AnimeLOL 
Fragesteller
 21.07.2023, 06:15
@AuchKarma

An Andrew Tate sehe ich jetzt nirgends die von dir genannte Form der heutigen genannten toxischen Männlichkeit.

Also jegliche männer welche ins Gym gehen und was für ihren Körper tun würden für dich in die Sparte toxischer männlichkeit fallen ? Ebenso jene welche ihren natürlichen Bartwuchs pflegen oder gar Männerklamotten anziehen ?

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Schwachsinn wie "Männer weinen nicht", "Männer sollen keine Gefühle zeigen", "Männer haben in der Beziehung das Sagen", "Jungs spielen nicht mit Puppen", "Männer tragen kein Rose", "Männer tragen keine Frauenkleidung",...

Ich könnte noch mehr aufzählen, aber das alles fällt halt oft unter "traditionelle Männlichkeit". Wenn du was anderes meinst: selbst Schuld, du wurdest gebeten zu erklären was du meinst.

Diese Ideen werden Jungs und Männern aufgedrängt, und sorgen dafür dass sie mit ihren Emotionen nicht umgehen können, und daher unnötig aggressiv werden. Es sorgt dafür, dass sie fixiert drauf sind Sex zu haben und auf die Größe ihrer Penise, sowie auf permanente Vergleiche und Konkurrenzdenken. Und natürlich sorgt es auch dafür, dass sich Männer einbilden sie hätten ein Recht auf Frauen. In "harmloseren" Fällen wird kein Nein akzeptiert, in schlimmeren führt das zu Vergewaltigung und/oder Mord.

Also ja, sehr toxisches Zeug.

Männlichkeit ist nicht toxisch

"Toxische Männlichkeit" ist meiner Meinung nach eine Erfindung der Radikalen Feministen. Sie wollen eben keine Konkurrenz.

Aber allgemein wird ja heutzutage alles Natürliche, was früher mal ganz normal war, regelrecht verteufelt. Es ist wirklich eine furchtbare Entwicklung.

Ich für meinen Teil hoffe einfach auf eine baldige Wende.

LG

AuchKarma  19.07.2023, 23:31
"Toxische Männlichkeit" ist meiner Meinung nach eine Erfindung der Radikalen Feministen.

Nö.

Außerdem ist nicht jede Form der Männlichkeit "toxisch". Es geht bei der "toxischen Männlichkeit" um ein ganz bestimmtes Männerbild, bei dem Gewalt und und Unterdrückung anderer eine zentrale Rolle spielen.

Ein Mann ist nicht per se toxisch, nur weil er ein Mann ist.

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