Warum schließen sich viele intelligente und vernünftige und nette Menschen an Religionschwachsinn?

10 Antworten

Ich bin nicht eitel genug, mich als intelligent zu bezeichnen. Ich weiß nur, dass meine bisherigen Zeugnisse und ein paar Intelligentests für sich sprechen, aber ich weiß auch, warum ich mich einer Religion, als Teenager der evangelisch-lutherischen Kirche und später als Erwachsener der "Kirche Jesu Christi - Der Heiligen der Letzten Tage" angeschlossen habe und in beiden Fällen hat es mit starken ganz persönlichen und seit einer Zeit dazwischen begründeten Glaubensansichten zu tun, von denen man aus früheren Antworten, wo ich über meinen persönlichen Glauben schrieb entsprechend nachlesen kann,, wenn man das wollte, weshalb ich bei dem Unterton einer solchen Frage, nicht den geringsten Anreiz sehe, dies hier extra zu wiederholen.

Die meisten wissen, dass es /das alles völliger quatsch ist, auch zb. viele Pfarrer, werden es aber niemals zugeben, dafür verdienen sie zu gut und was sollten sie sonst machen?

Wer über Evolution recherchiert, merkt schnell das da gar nichts passt. Wie sieht z.b. die Entwicklungsgeschichte der DNA aus? Warum konnten schon die ersten Bakterien Photosynthese (vor 3,2 Milliarden Jahren), wenn die Photosynthese laut Wikipedia EXTREM kompliziert ist (ist halt nicht wie in der Schule drei Striche an die Tafel zeichnen und fertig, sondern 1000 mal komplizierter)? Man könnte stundenlang Fragen stellen zur Evolution und die Anhänger tun dann einfach so, als seien das alles ganz dumme Fragen...

Biblischer Glaube und Wissenschaft müssen z. B. kein Widerspruch sein. Es gibt auch Naturwissenschaftler, die an Gott glauben, wie beispielsweise Prof. John Carson Lennox, Prof. Werner Gitt, Dr. Walter Veit, Dr. Günther Bechly, Dr. Markus Blietz u. a.

Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen ist beispielsweise ein wissenschaftlicher gemeinnütziger Verein, in der Wissenschaftler sich austauschen und mitarbeiten. Thematische Schwerpunkte der Arbeit bilden Grundlagenforschung und Bildungsarbeit im Spannungsfeld "Naturwissenschaft und christlicher Glaube": http://www.wort-und-wissen.de

Oder auch das Institut für Glaube und Wissenschaft: https://www.iguw.de/

Sehr interessant sind auch folgende Zitate berühmter Naturwissenschaftler (diese Liste könnte man mit Aussagen anderer bekannter Wissenschaftler erweitern):

  • "Die Naturwissenschaften braucht der Mensch zum Erkennen, den Glauben zum Handeln. Religion und Naturwissenschaft schließen sich nicht aus, wie heutzutage manche glauben und fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander. Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller Überlegungen." Max Planck (1858-1947), deutscher Physiker, Begründer der Quantentheorie
  • "Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen." Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker

All diese Menschen würde ich schon auf rational und vernünftig bezeichnen...

Atheismus, also der Glaube daran, dass es keinen Gott gibt, ist ja genauso ein Glaube wie der Islam oder das Christentum o.ä.

Ich bin selbst eine vernünftige, rationale Person, die zu einem gewissen Grad gläubig und religiös ist. Tatsächlich bin ich theistischer Agnostiker. Dabei halte ich mich an die Pascalsche Wette: Gott lässt sich weder beweisen noch widerlegen, man kann nur daran glauben oder nicht. Aber der Glaube an Gott verspricht mir gewisse Vorteile nach meinem Tod. Da mir gleichzeitig in meinem Diesseits keinerlei Nachteile entstehen, entscheide ich mich dazu, an Gott zu glauben. Das kann man durchaus als rationale Entscheidung durchgehen lassen.

ReturnoftheBock  20.09.2023, 09:36

Seh ich nicht so.

Atheismus ist genau das Gegenteil von Glauben, nämlich das Leben basierend auf dem,was real und bewiesen ist.

Gott muss auch nicht widerlegt werden, da sind die Gläubigen in der Bringschuld.

Bestes Beispiel:

Das fliegende Spaghetti-Monster.

Das dieses NICHT existiert, kann auch keiner Beweisen.....auch wenn diese Metapher noch so hirnrissig ist.

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Avicenna89  20.09.2023, 10:47
@ReturnoftheBock

Ja, du bist schon nah dran, es zu verstehen, auch wenn du es noch ein bisschen anders siehst.

Nehmen wir dein Beispiel vom "fliegenden Spaghetti-Monster". Man kann seine Nichtexistenz also wie du schreibst nicht beweisen. Das heißt, wenn man Atheist ist und daran glaubt, dass es nicht existiert, ist das die gleiche Ebene, wie wenn man an etwas glaubt, dessen Existenz nicht beweisbar ist.

Atheismus ist also nichts anderes als glauben. Nur, dass man halt an die Nichtexistenz von etwas glaubt und nicht an die Existenz. Der Schlüssel zur Rationalität ist aber, anzuerkennen, dass es sich in beiden Fällen um Glauben handelt, die nach den Regeln der Logik gleichermaßen keinen Wahrheitswert haben.

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ReturnoftheBock  20.09.2023, 11:55
@Avicenna89

So KANN man es sehen.

Ich für mich glaube nicht, ich stütze mich auf das was man weis (z.B. Evolution).

Es gibt ja neben Religion nich vieles, an das die Menschen glauben (Nessie, Ufos etc).

Das alles ist für mich, solange nicht belegbar so wie Götter: Märchen

Es macht ja keinen Unterschied ob jemand behauptet, er habe den Yeti, den Wolpertinger gesehen oder eben eine Begegnung mit Gott gehabt.

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Avicenna89  20.09.2023, 12:33
@ReturnoftheBock
Ich für mich glaube nicht, ich stütze mich auf das was man weis [sic!] (z.B. Evolution).

Ich - als studierter Naturwissenschaftler und Ingenieur, der gerade an seiner Doktorarbeit dran ist - würde dir da ja zustimmen, wenn deine Aussage nicht einen klitzekleinen aber wesentlichen Schönheitsfehler enthielte. Ich könnte dich da jetzt auf meinen vierstündigen Seminarkurs zum Thema "Logik in der Wissenschaftstheorie" einladen, den ich vor einigen Jahren mal gehalten habe, aber machen wir's kurz: Man "weiß" (schreibt man übrigens mit "ß") immer nur, wenn eine Theorie fehlschlägt. Ob eine Theorie "wahr" ist, können wir prinzipiell nicht sagen. Das, was du "wissen" nennst, ist lediglich ein "geht momentan halt nicht besser". Aber rein logisch kann man wissenschaftliche Theorien nur falsifizieren. Ein Gericht, das die Messung einer Radarfalle anerkennt, tut dies, weil es an die physikalischen Grundlagen der Messung glaubt und nicht, weil es die Theorie für wahr hält.

Solche Mythen wie "Nessie" oder "Ufos" halten sich deshalb so hartnäckig, weil man lange genug herumforschen kann, ohne sie zu widerlegen. Es wird ja alle paar Jubeljahre werbewirksam nach Nessie gesucht. Das kann man lange, weil wenn man es nicht findet, kann man sich immer noch darauf berufen, dass das Seeungeheuer sich halt einfach bewusst der Suche entzieht. Aber auch hier wieder die Frage (und die stelle ich der Diskussion halber und nicht, weil ich an Nessie glaube oder nicht), können wir die gleiche Ausrede nicht auch benutzen, wenn wir Nessies Nichtexistenz beweisen wollen und nichts finden? Was, wenn wir die Nichtexistenz beweisen wollen und auf einen besonders großen Hecht (aber eben keinen Plesiosaurier oder keine riesengroße Wasserschlange) stoßen? Deuten wir diesen Fund dann trotzdem als Möglichkeit, dass das Nessie gewesen sein könnte und unsere Theorie der Nichtexistenz damit falsifiziert ist? Oder ignorieren wir diesen Fund beim Versuch, die Existenz weitaus "unrealistischerer" Kreaturen zu widerlegen?

Die Frage nach Göttern ist ja weitaus mehr als nur ein literarisches Märchen. Klar gibt es die ganzen Mythen, die ja im Zuge der erkenntnistheoretischen Revolution der letzten drei, vier Jahrhunderte immer weiter zurückgedrängt wurden. Aber dennoch verbleiben existenzielle Fragen, von denen wir wissen, dass die heiligen Schriften lediglich Antwortversuche sind. Fragen, die wir jedoch wissenschaftlich nicht beantworten können. Denn die Wissenschaft ist ein asymptotischer Prozess.

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ReturnoftheBock  20.09.2023, 12:43
@Avicenna89

Ja, man kann das jetzt auch auf die Spitze treiben....übrigens ist der Ausdruck Theorie in der Wissenschaft dann immer noch gebräuchlich, auch wenn diese als erwiesen angesehen wird (wie die Evolution).

Das ganze ist aber eigentlich viel einfacher:

Leben nach Zahlen Daten Fakten

oder eben

Leben nach einem Buch, das die Worte eines imaginären "Gottes" sein soll und voll von wirren Aussagen ist.

Der Ausdruck "Glaube" ist schon spezifiziert, das eben diese Themen gemeint sind.

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Avicenna89  20.09.2023, 13:57
@ReturnoftheBock

Was eine Theorie ist, weiß ich sehr gut. Sie ist nicht "immer noch gebräuchlich, auch wenn sie als erwiesen angesehen wird" sondern überhaupt erst dann. Den Begriff "Theorie" im Zusammenhang mit einer vagen Hypothese, die einem gerade in den Sinn gekommen ist, zu verwenden, wäre falsch.

So ein einfaches "entweder oder" Ding ist das eben nicht.

Dazu müsste man ja einerseits die "Zahlen Daten Fakten" allesamt selbst überprüfen oder entwickeln. Und dazu ist niemand vollumfänglich in der Lage. Wir sind also in der Praxis immer darauf angewiesen, irgendwem irgendetwas zu "glauben". Es gibt in bestimmten Fällen gute Gründe, das zu tun. Aber allein schon, wenn wir sehen, wie viel Zweifel Rechtspopulisten erfolgreich bei Themen streuen, bei denen jeder ausgebildete Naturwissenschaftler sagen würde "das ist bereits längst erwiesen (vgl. Evolutionstheorie)", sieht man, dass Nichtexperten auch bei "Zahlen, Daten, Fakten" auf ihren Glauben angewiesen sind.

Andererseits ist aber auch das "Leben nach einem Buch" lediglich etwas, das eine sehr kleine fundamentalistische Teilmenge der Positivgläubigen tut. Die Bücher, egal ob Bibel, Koran oder Thora, sind allesamt literarische Werke, das ist schon klar. Aber man widerlegt nicht gleich das Göttliche, wenn man ihre Inhalte widerlegt und man verschließt sich nicht gleich "Zahlen, Daten, Fakten", wenn man die eine oder andere Handlungsempfehlung nach einem dieser Bücher befolgt.

Aber wie du schreibst, "Glaube" ist eben nicht "Wissen". Und das ist der springende Punkt. Man muss halt akzeptieren, dass Atheismus eben auch nur eine Form von Glauben ist.

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Deamonia  21.09.2023, 13:05
Atheismus, also der Glaube daran, dass es keinen Gott gibt, ist ja genauso ein Glaube wie der Islam oder das Christentum o.ä.

Falsch, Atheismus ist die Annahme das Götter nicht existieren.

Der Unterschied ist folgender: Könntest du einem Atheisten beweisen, das ein Gott existiert, würde der Atheist diesen in sein Weltbild aufnehmen.

Könntest du einem Gläubigen beweisen, das sein Gott nicht existiert, würde er in der Regel einfach weiter glauben.

Atheismus ist kein Glaube, genauso wie "kein Tennis spielen" keine Sportart ist.

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Deamonia  21.09.2023, 16:57
@Avicenna89

Nein, ich sage nicht "Man kann es nicht wissen" sondern ich gehe bei allem was wir bisher wissen logischerweise davon aus, das es keine Götter gibt, bin aber nicht so stur das wenn es beweise für Götter gäbe nicht zugeben zu können falsch gelegen zu haben.

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Avicenna89  21.09.2023, 19:15
@Deamonia

Ja, das ist Agnostizismus, was du da beschreibst. Da gibt's ja schließlich Abstufungen. Schau her, ich bin ja selbst theistischer Agnostiker, d.h. ich habe mich zwar dazu entschieden, an Gott zu glauben, aber bin völlig offen für eben das, was du beschreibst, nämlich den Beweis dafür, falsch zu liegen. Und eben das ist ja das Charakteristikum für Agnostizismus. Entgegen deiner "Logik" ist aber - und hier wiederhole ich meinen Punkt aus der Diskussion weiter oben - weder die Existenz noch die Nichtexistenz Gottes irgendwie beweisbar.

Nochmal: Atheismus wäre der Glaube daran, dass es keinen Gott gibt. Theismus ist der Glaube daran, dass es Gott gibt. Beides intellektuell auf der gleichen Stufe.

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Deamonia  22.09.2023, 09:48
@Avicenna89

Deiner Beschreibung nach wäre dann auch der Glaube das es Reptiloiden gibt, und das Wissen das es sie nicht gibt auf gleicher Stufe, was völliger Schwachsinn ist.

Ich werde hier aber nicht die hunderttausenste Diskussion führen, das Atheismus kein Glaube ist.

Ich bin Atheistin, und ich glaube generell nicht, und fertig.

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Avicenna89  22.09.2023, 12:04
@Deamonia

Naja. Woher will man denn wissen, dass es keine Reptiloiden gibt?

Ja natürlich, da gibt's diese Verschwörungsmythen von irgendwelchen Reptiloiden, die das weltpolitische Geschehen kontrollieren würden. Hier bewegen wir uns aber im Bereich einer empirisch überprüfbaren Hypothese. Diese setzt zwar die Existenz von Reptiloiden voraus, die Existenz von Reptiloiden (Anmerkung: irgendwo im Universum) hat aber den positiven Wahrheitswert des besagten Verschwörungsmythos nicht notwendigerweise zur Konsequenz.

Das heißt, der Glaube daran, dass es Reptiloiden gibt, ist tatsächlich auf der gleichen Stufe wie der Glaube daran, dass es keine gibt. Der Glaube daran, dass es eine Weltverschwörung durch Reptiloide gibt, widerspricht der beobachtbaren Welt, bzw. ist erkenntnistheoretisch nach Ockham mindestens eine Annahme zu viel, um Erklärungen dafür zu finden, wie die Dinge laufen. Der Glaube daran, dass es keine solche Weltverschwörung gibt, ist der plausiblere Ansatz.

"generell nicht zu glauben" ist im Alltag relativ schwierig. Das geht ein wenig ins Detail, aber glaubst du daran, dass jemand an einer roten Ampel hält oder überprüfst du das immer erst durch Daten und Fakten? Glaubst du daran, dass du heute dein Mittagessen essen kannst und nichts Giftiges drin ist? Oder überprüfst du das immer erst durch Daten und Fakten? Reicht es dir aus, dass Zucchinis zu 99,9 Prozent ungiftig sind, d.h. glaubst du an dein Glück, dass du heute keine giftige Zucchini erwischst?

Wenn du Atheistin bist, glaubst du an die Nichtexistenz von Gottheiten. So einfach ist das.

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Deamonia  22.09.2023, 12:13
@Avicenna89

Ich vertraue aufgrund von Erfahrung darauf, das Leute an Ampeln halten, ich gehe aufgrund von Erfahrung davon aus, das mein Essen nicht vergiftet ist, und bei Zucchinis ist es mir herzlich egal, da ich außer Tomaten keinerlei Gemüse esse XD

Ich bin Atheistin und glaube generell nicht, so einfach ist das.

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Avicenna89  22.09.2023, 12:14
@Deamonia

Also, entscheide dich: Entweder "Atheistin", also an die Nichtexistenz Gottes glauben oder "nicht glauben", dann glaubst du aber auch nicht weder an die Nichtexistenz noch an die Existenz Gottes.

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Deamonia  22.09.2023, 12:21
@Avicenna89

Ich kopiere jetzt nur noch, alles andere ist die Mühe hier nicht wert:

Ich werde hier nicht die hunderttausenste Diskussion führen, das Atheismus kein Glaube ist.

Ich bin Atheistin und glaube generell nicht, so einfach ist das.

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Avicenna89  22.09.2023, 12:27
@Deamonia
Ich werde hier nicht die hunderttausenste Diskussion führen, das Atheismus kein Glaube ist.

Ist auch nicht nötig. Es reicht, den Weg der rationalen Einsicht zu beschreiten und bis zum Ziel durchzulaufen.

Aber egal. Letztlich sind's nur Begriffe. Es ist ja nicht verwerflich, sich als Atheist zu bezeichnen und im strengeren Sinne keiner zu sein. Es gibt ja auch genügend Leute, die sich als Angehörige einer Religion bezeichnen und im strengeren Sinne keine sind. Von daher: Nix für ungut, wir sind ja hier nicht in einem Philosophie-Seminar, wo solche Argumentationen benotet werden.

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