Warum sahen die deutschen Städte im Kaiserreich so prachtvoller aus als heute?

6 Antworten

Warum sahen die deutschen Städte im Kaiserreich so prachtvoller aus als heute?

Die Städte im Kaiserreich durften selbst Geld verdienen, z. B. mit Wasser-, Elektrizitäts- und Gaswerken. Mit diesem Geld bauten sie ihre Infrastruktur aus, errichteten Theater, Badeanstalten, Gartenanlagen usw. Hinzu kamen allerlei Steuern, die Sozialausgaben waren gering. Die Stadtkassen waren meist gut bis sehr gut gefüllt.

Heute haben die Städte viele Angebote der Daseinsvorsorge privatisiert, was sie selbst noch anbieten, muss den Bürgern möglichst aufkommensneutral (Städte dürfen nur die ihnen entstehenden Kosten umlegen) angeboten werden. Die Abgaben der Wirtschaft schrumpfen, die Sozialausgaben steigen, viel Geld, das eigentlich nicht vorhanden ist, wird nicht selten sinnlos verplempert. Hohe Schulden lassen den Städten kaum noch Möglichkeiten, die Infrastruktur zu sanieren, geschweige denn auszubauen.

Dennoch: Man sollte sich von Bildern kaiserzeitlicher Städte nicht zu sehr beeindrucken lassen. Es wurden öfter die "Prunkstücke" einer Stadt abgelichtet, seltener die weniger schönen Stadtviertel, in denen gerade die Arbeiterschaft nicht gerade komfortabel hausen musste.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Weil damals die prachtvollen Baustile Neobarock, Neoklassizismus, Neorenaissance, Neogotik und Neoromanik populär waren. Daneben gab es auch ältere prachtvolle Gebäude (z. B. Barockhäuser). Nach der Zerstörung der deutschen Großstädte im Zweiten Weltkrieg wurden teilweise Gebäude rekonstruiert, aber oft wurden stattdessen moderne Gebäude errichtet, die eher durch Funktionalität als durch Schönheit gekennzeichnet waren, um schnell und günstig zu bauen.

Die Fassaden und die Vorderhäuser waren prunkvoll, aber dahinter sah es sehr oft anders aus, z.B. in Berlin, wo hinter dem vorderen Gebäudeteil. in dem die 'Herrschaften' lebten, oft bis zu sechs oder acht Hinterhäuser um enge, lichtlose Hinterhöfe lagen, in denen 8 oder 10 Menschen in einem Zimmer hausten (Klo auf dem Hof), und dann noch ihre Betten tagsüber an sog. Schlafburschen vermieten mussten, um diesen "Luxus" bezahlen zu können.

Weil du nur Bilder von den guten Vierteln hast. Würde ich dir nur Fotos vom Regierungsviertel und Museumsinsel aus Berlin zeigen würdest du auch sagen dass das ne tolle Stadt ist.

Die ganzen Abgeranzten Mietskasernen lohnen sich ja nicht für ein teueres Bild oder Foto in der Zeit.


Gutenberg1991  23.05.2025, 07:00

Nicht wirklich. Diese modernen Monstrositäten aus Stahl und Glas lassen sich wohl kaum mit den Vorzeigegebäuden früherer Zeiten vergleichen. Womit auch schon die obige Frage beantwortet wird. Moderne Architektur ist Müll.

Heute sieht alles viel moderner und besser aus, das waren damals Propagandaaufnahmen wie wenn man das Zentrum von Moskau und co. sieht. Wenn man in die Eingänge schaut von den Häusern 100 Metern weiter ist alles noch aus der Sowjetzeit.