Was wurde früher (von Kindern) im Deutschen Kaiserreich gespielt?

4 Antworten

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Hallo lalilouu,

Sehr Interessantes Thema, finde ich auch! ;)

Die Mädchen haben häufig mit Puppen gespielt. Auch noch mit 14 oder 15. Das war halt normal. Dazu kommen natürlich die normalen Sachen wie Verstecken, Brettspiele,... usw.

Die Jungs haben oft (falls das Geld vorhanden war) mit Zinnsoldaten Schlachten nachgespielt. Dazu natürlich noch das übliche ,,Ich bin ein Soldat" -spiel :D Nicht zu vergessen, auch hier die Brettspiele, das Versteckspiel,... ec.

Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen,

WebMeister02

WebMeister02  03.11.2015, 20:04

Danke für den Stern! ;)

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Neben den ganzen Spielen die bereits von den Anderen aufgeführt wurden, darfst du nicht vergessen das diese Zeit auch nicht einfach war. So sehr sie heute zum Teil romantisiert wird, so hart war sie eigentlich tatsächlich.

Erinnerungen sind nämlich immer nur ein Sonnenstrahl, der durch wolkenverhangenen Himmel dringt.

Zum Anderen, was für eine Zeit hast du im Auge? Das Kaiserreich dauerte von 1872 bis 1918. In der Zwischenzeit ist sehr viel passiert. Um 1870 gab es z.B. keine Elektrizität, während dies um 1900 schon der Fall war und die Jungen dann damals schon mit einer elektrischen Eisenbahn spielen konnten. Allerdings nur die Reichsten, die anderen hatten dann bestenfalls eine Hölzerne.

Wenn sie denn überhaupt Zeit hatten zu spielen. Denn durch den entsprechenden "Kindersegen" der damaligen Zeit, Verhütung war ja damals kaum möglich, waren die Familien ja sehr Kinderreich, was dann gleichzeitig dazu führte das die Familien entsprechend arm waren.

Kannst ja mal unter dem Stichwort "Schwabenkinder" recherchieren. Das waren die Kinder die in frühen Jahren aus den ärmeren Gegenden Süddeutschlands, Österreich oder der Schweiz zu den reichen Bauern im Schwäbischen zur Arbeit verdingt wurden. Gab es woanders wahrscheinlich auch, die sind aber bekannt. Die einen hatten Glück und einen guten Platz bekommen, andere hatten Pech, die waren nur am schuften. Da war nichts mit Spielen.

Man macht sich generell heute zu wenig Gedanken darüber wie das Leben früher war. Insofern ist diese Frage ganz gut.

Um die Situation ein bißchen zu erfassen reichen aber schon mal ein paar Parameter. Das meiste Geld, von dem wenigen was man überhaupt hatte, wurde für die Ernährung gebraucht. Über 50 % des Einkommens, bei einer 6-Tage-Woche mit 10 - 12 Stunden Arbeitszeit, mußte dafür aufgewendet werden. War die Hütte voller Kinder, war Schmalhans Küchenmeister. 6, 8, 10 Kinder waren keine Seltenheit. Queen Elizabeth z.B. hatte 13 Kinder, wobei die es sich leisten konnte.

Das Essen war so teuer, da die Landwirtschaft nicht mehr leisten konnte. Obwohl sie nur "biologisch" war (kleiner Seitenhieb an die Ökos :-))Damals ernährte ein Landwirt neben seiner Familie mit 10 Kindern, Knecht und Magd noch vier weitere Menschen. Heutzutage dagegen sind es pro Betrieb (ohne Knecht und Magd) 145 bis 150 Menschen. Die Kuh damals gab 4 Liter am Tag, heute sind es 30, dank Zucht und besserem Futter.

Somit waren damals automatisch schon mal die meisten Menschen in der Landwirtschaft tätig und die Kinder mußten fleißig mithelfen. Da hieß es dann auch Hühner füttern, Schweine, Gänse, Kühe hüten, Flachs brechen, Heu ernten, um 4 Uhr morgens das taunasse Gras mähen, Stall ausmisten. Da war es dann auch nicht weit her mit Spielchen. Außer man ärgerte die Sau etc. und bekam dann dafür wieder eine gewischt.

Kennst du die Geschichten von Michel von Lönneberger? Schau dir die mal an! Zieh dann noch mal die Hälfte an Romantik ab dann bekommst du einen kleinen Eindruck aus der Zeit. Paß besonders bei dem Teil vom Altenheim auf, oder als Michel den Knecht mit dem Pferdeschlitten im tiefsten Winter beim Schneesturm wegen Blutvergiftung zum Arzt brachte. Da gibt es viele Hinweise, die verdeutlichen das die "gute alte Zeit" nicht so "Gut" war wie man allgemeinhin immer meint.

Zur Verdeutlichung kannst du ja mal unter Google, bzw. Wikipedia unter Kuttel- oder Maikäfersuppe nachschlagen. Von 1848 gibt es ein Rezept von der Maikäfersuppe die zur damaligen Zeit ein beliebtes Studentenessen war. Mit Kutteln war es das gleiche. Heute würde es jedem den Magen umdrehen bei dem Gedanken dies zu essen. Damals war es normal, konnte man sich sonst nichts leisten.

Nicht umsonst heißt es: "Der Hungernde hat ein Problem, der Satte tausend". Darum blieb damals nicht viel Zeit für Spiele und der Ernst des Lebens begann viel zu früh.

Brettspiele, fangen, verstecken, Ballspiele, matschen, blinde Kuh, usw....