Warum meint die Generation, die heute so um die 50 Jahre ist, sie können alles besser?
24 Antworten
Früher, als die Informationsflut noch nicht so groß war wie in den letzten paar Jahrzehnten, war Lebenserfahrung im Alltag durchaus eine Art objektiver Autorität. Die Leben der Menschen innerhalb der selben Bubble unterschieden sich nicht wesentlich voneinander. Wenn die Eltern, im Patriarchat insbesondere der Vater Handwerker war, wurden die Söhne auch Handwerker. Und die Töchter Mütter. Die Eltern (Vater = erfahrener Handwerker, Mutter = erfahrene Mutter) hatten also Informationen und Erfahrungen, die die Kinder noch nicht gelernt hatten und gaben sie weiter, bevor die Kinder Fehler machten. In einer solchen Informationsgesellschaft sind auch noch zu einem großen Teil die Leute aufgewachsen, die heute 50+ sind.
Inzwischen (späte GenX, GenY, etc.) sind das Hineinwachsen in die digitale Informationswelt, sowie die Bildungs- und Arbeitsmobilität stark angestiegen. Junge Menschen von heute machen inzwischen völlig andere Erfahrungen als die Vorgängergenerationen. Die objektive Autorität, die alte Menschen früher einmal hatten, geht immer mehr in den neuen Räumen verloren, in denen wir uns im Alltag bewegen. Mein Vater ist Kaufmann und wird bis zu seiner Rente in wenigen Jahren für genau drei Arbeitgeber gearbeitet und in zwei Städten gelebt haben. Ich selbst bin Forscher in der Mikrotechnik und hatte vor meinem 35. Geburtstag schon vier Arbeitgeber, habe in sieben Städten, darunter in Großbritannien und den USA gelebt. Ich werde als Papa in Kürze in eine sechsmonatige Elternkarenz gehen und erkläre meinem Dad Onlinebanking und Internetrecherchen (die Pflege eines Instagramaccounts lässt er sich momentan von jungen Kollegen in der Firma erklären).
Ich kann mir vorstellen, dass viele ältere Menschen mit diesem Wandel ein Problem haben. Sie sind in sehr starren Altershierarchien aufgewachsen und haben sich lange danach gesehnt, selbst im Lauf der Zeit diese Hierarchie hinaufzuklettern. Jetzt sind sie altersmäßig dort, wo sie in der Hierarchie oben stehen, aber die Informationsräume haben sich so stark verändert, dass sie die objektive Autorität ihrer Vorgänger faktisch kaum mehr für sich beanspruchen können. Das nagt an einem und führt vielleicht auch zu so mancher Trotzreaktion.
Danke für diese TOP Antwort :D Es freut mich immer wieder so qualitativ hochwertige Antworten wie deine hier zu lesen.
Na ja, "alles besser können" ist vielleicht etwas übertrieben, aber es gibt schon ein paar Gründe, warum die Generation 50+ manchmal so rüberkommt, als wüsste sie alles besser. Ganz klar: Diese Generation hat einfach schon einiges erlebt. Die sind durch diverse Krisen und Aufschwünge gegangen, haben verschiedene Jobs und Technologien kommen und gehen sehen. Das gibt denen natürlich eine Menge Lebenserfahrung und oft auch Expertise in ihrem jeweiligen Bereich. Wenn die dir Ratschläge geben, dann oft, weil sie selbst schon in ähnlichen Situationen waren und eine Lösung gefunden haben. Die meinen das nicht böse, sondern wollen vielleicht einfach nur helfen und ihre Erfahrungen teilen.
Die Welt hat sich krass schnell verändert, besonders in den letzten 20-30 Jahren. Die 50-Jährigen sind noch in einer Zeit aufgewachsen, in der vieles anders lief – Kommunikation, Arbeit, Alltag. Da ist es manchmal schwer, mit den neuen Trends und Technologien Schritt zu halten. Und wenn dann die "Jungen" mit ganz neuen Ideen kommen, die von den alten Gewohnheiten abweichen, kann das schnell zu Reibereien führen. Das ist dann weniger ein "Wir können es besser", sondern eher ein Festhalten an dem, was sich bewährt hat. In vielen Kulturen ist es einfach so, dass man den Älteren Respekt zollt und auf ihren Rat hört. Auch wenn das in unserer Gesellschaft nicht mehr so streng gelebt wird, steckt das bei vielen noch tief drin. Man sieht sich selbst vielleicht in der Rolle des Mentors oder des Weisen, der sein Wissen weitergeben möchte. Das kann dann manchmal etwas belehrend wirken, obwohl es eigentlich gut gemeint ist. Und ja, klar, ein bisschen Ego spielt da auch immer mit rein. Jeder Mensch möchte das Gefühl haben, nützlich und wertvoll zu sein. Und wenn man jahrelang erfolgreich war und bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art gemacht hat, dann möchte man das auch bestätigt sehen. Da kann es passieren, dass man neue Ansätze erstmal kritisch beäugt, weil sie das eigene Vorgehen in Frage stellen könnten.
Letztendlich ist es aber oft ein Missverständnis. Die meisten 50-Jährigen wollen nicht sagen, dass die Jüngeren nichts können, sondern eher ihren Erfahrungsschatz weitergeben. Manchmal kommt es einfach falsch rüber.
Wir haben Erfahrung. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass wir alles besser können.
Für mich ist es immer wieder eine Bereicherung, wenn neue junge Kollegen zu mir kommen. Weil man oft eine andere Sicht auf die Dinge bekommt oder auch dazulernen kann.
Gleiches gilt, wenn ich mich mit meinen 23/24 Jahre alten Kindern und deren Freunden unterhalte
Sorry aber in jeder Generation gibt es Leute die glauben sie wissen alles besser als die jüngere Generation. Bzw die junge Generation glaubt zum Teil auch sie wüsste alles besser als die älteren. Da tun sich Jung und Alt wirklich gar nichts
Weil es stimmt. Nur auf dem Gebiete Multimedia ist die Jugend um Nasenlängen voraus.
Nein, in ganz vielen Gebieten haben die Jüngeren oft (nicht immer) bessere Ideen. Gerade im Vereinsleben und bei der Freiwilligen Feuerwehr ist mir das häufig begegnet.