Warum gibt es viele Pflichten in der Gesellschaft, aber keine Wahlpflicht?

Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen

Ich bin kategorisch gegen eine Wahlpflicht, weil... 57%
Ich wäre offen für eine Wahlpflicht, wenn... 30%
Andere Meinung 13%

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich wäre offen für eine Wahlpflicht, wenn...
Warum gibt es viele Pflichten in der Gesellschaft, aber keine Wahlpflicht?

Weil niemand gezwungen werden soll, sich zwischen Alternativen entscheiden zu müssen, von denen keine seinen Vorstellungen entspricht.

Beispiel:

Partei A setzt sich dafür ein, dass

  • Steuerhinterziehung keine Straftat mehr ist und
  • dass der Mindestlohn 20,00 Euro betragen soll

Partei B setzt sich dafür ein, dass

  • Steuerhinterziehung eine Straftat bleibt und
  • dass der Mindestlohn 1,50 Euro betragen soll

Welche Partei soll ich jetzt wählen, wenn ich will, dass Steuerhinterziehung Straftat bleibt und der Mindestlohn 20,00 Euro ist? Wenn man mich zur Wahl zwingt, bedeutet das stets, dass ich in mindestens einem Punkt etwas wähle, was absolut gegen meine Überzeugung ist.

Alex

seizegott 
Fragesteller
 29.04.2023, 10:10

Ich verweise auf den letzten Absatz meiner Frage:

Was nicht heißt, dass man sich für eine Partei entscheiden muss, sondern nur dass man teilnehmen muss, z.B. auch durch Abgabe einer ungültigen Stimme.
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seizegott 
Fragesteller
 29.04.2023, 10:13
@EinAlexander

Hinzugehen und ungültig zu wählen hat aus meiner Sicht drei mögliche Gründe: 1. keine Ahnung wen man wählen soll, 2. man findet alle Parteien schlecht und 3. man interessiert sich überhaupt nicht für Wahlen. Alle 3 sind für eine Demokratie ein Problem, das man politisch bearbeiten kann und sollte.

Einfach nicht zu einer Wahl zu gehen kann von Boykott bis schlechtes Wetter alle möglichen Ursachen haben, mit der sich politische Verantwortungsträger stets aud er Affäre ziehen können, wenn es um den Zustand der Demokratie geht.

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EinAlexander  29.04.2023, 10:25
@seizegott
Alle 3 sind für eine Demokratie ein Problem, das man politisch bearbeiten kann und sollte.

Ja. Das zu erkennen wäre allerdings nur dann möglich, wenn es zusätzlich noch Felder gäbe

  • keine Ahnung, wen ich wählen soll
  • ich finde alle Parteien schlecht
  • ich interessiere mich nicht für Wahlen
Einfach nicht zu einer Wahl zu gehen kann von Boykott bis schlechtes Wetter alle möglichen Ursachen haben, mit der sich politische Verantwortungsträger stets aud er Affäre ziehen können, wenn es um den Zustand der Demokratie geht.

Was heißt, "aus der Affäre ziehen"? Wenn die Wahlbeteiligung nur 53 % beträgt, sagt das aus, dass die restlichen 47 % damit einverstanden sind, dass andere für sie die Entscheidungen treffen. Warum sollt man das nicht akzeptieren?

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seizegott 
Fragesteller
 29.04.2023, 10:28
@EinAlexander

Ich hätte nichts gegen solche Zusatzfelder ehrlich gesagt.

Und es ist ja faktisch nicht so, dass die Wahlbeteiligung von 53% bedeutet, dass der Rest allem zustimmt. Es gibt ja Untersuchungen in Deutschland aber auch in anderen westlichen Demokratien die eindeutig beweisen, dass Vertrauen in Wahlen, demokratische Institutionen und Medien schwindet und damit ein Verlust der Motivation der Menschen einhergeht, sich an ihnen zu beteiligen.

Im Lichte solcher Untersuchungen dann die Nichtwähler als "stillschweigende Zustimmende" zu interpretieren, kann man eigentlich nur durchziehen, wenn man sich davon persönlich Vorteile verspricht. z.B. weil man Politiker ist. Aber für die Gesellschaft entsteht dabei jedes Mal ein enormer Schaden.

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EinAlexander  29.04.2023, 10:38
@seizegott
Und es ist ja faktisch nicht so, dass die Wahlbeteiligung von 53% bedeutet, dass der Rest allem zustimmt.

Dem Rest ist es egal. Der Rest ist einfach nur damit einverstanden, dass andere für ihn die Entscheidungen treffen.

dass Vertrauen in Wahlen, demokratische Institutionen und Medien schwindet

Und das steigt sicher nicht dadurch, dass man die Leute zur Wahl zwingt.

Verlust der Motivation der Menschen einhergeht, sich an ihnen zu beteiligen.

Und die steigt sicher nicht dadurch, dass man die Leute zur Wahl zwingt.

Im Lichte solcher Untersuchungen dann die Nichtwähler als "stillschweigende Zustimmende" zu interpretieren, kann man eigentlich nur durchziehen, wenn man sich davon persönlich Vorteile verspricht.

Wie kommst du auf die Idee, es seien keine "stillschweigenden Zustimmenden"? Ich persönlich habe - als ich noch Mitglied der Gemeinde war - nie an der Wahl des Kirchengemeinderates teilgenommen, weil es mir einfach egal war, wer gewählt wurde. Ich war stillschweigend mit jedem der zur Auswahl stehenden Kandidaten einverstanden.

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Andere Meinung

Nein wählen ist ein Privileg, auch ich finde es schade das viele dies ignorieren oder nicht warnehmen aber eine Wahlpflicht wäre m.E. kontraproduktiv.

Zum einen kann man bei einer geheimen Wahl nicht überprüfen wer z.B. ungültig Stimmt. Es ist auch gut so das man dies nicht kann. Dies bedeutet aber auch das eine Wahlpflicht nur die Wahlbeteiligung künstlich erhöht. Noch schlimmer wären dann Menschen die irgendwas ankreuzen ohne auch nur ein wenig drüber Nachzudenken wenn sie warum wählen, sozusagen die absurdeste Art der Protestwahl.

Demokratie ist ein Wettbewerb der Ideen und es liegt an den Parteien Menschen davon zu überzeugen. Das kann m.E. der einzige Weg sein Menschen an die Wahlurnen zu bekommen.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert
Ich bin kategorisch gegen eine Wahlpflicht, weil...

Selbst wenn die Beteiligung super solle sinkt ist so eine Pflicht der falsche Ansatz. Gleich jeden dazu zu drängen irgendwas zu machen für die Quote führt nur zu quatsch der dann raus kommt.

Die Leute haben keine Ahnung von irgendwas und da liegt auch der Kasus knaxus. Wir müssen einfach das Thema Politik und unsere Wahlen besser unter bringen. Schulen zeigen doch schon sehr gut das bereits bei Kindern/Jugendlichen wegen den falschen und schlechten Umgang Politik gleich unten durch ist, ein Interesse entsteht nicht und somit auch kein Wähler bereits in jungen Jahren.

Vielleicht sorgt eine Pflicht auch dafür das sich mehr Leute informieren aber ob das auch richtig geschieht, oder doch nur jeder Hinterwäldler dann den Faschisten von neben an wählt kann man jetzt nicht sagen.

Andere Meinung

Weil unsere Vergangenheit gezeigt hat das verpflichtende Wahlen zu einem Ergebnis kommen könnten das dem Land schadet.

Darüber hinaus wo ist der Unterschied ziwschen einer ungültigen und einenr nicht abgebenenen Stimme. Beides ist/wäre ungültig. Eine "Pflicht zu Ungültigkeit" würde nur die Wahlbeteiligung künstlich in die höher treiben und was nützt das? Ich finde gerade weil es so viele Pflichten gibt - wo viele auch Sinn machen, darf ich hier frei entscheiden ob ich (ungülltig) wählen gehe oder mich durch Abwesenheit enthalte

DreiGegengifts  29.04.2023, 10:09
Darüber hinaus wo ist der Unterschied ziwschen einer ungültigen und einenr nicht abgebenenen Stimme

Es ist ein gewaltiger Unterschied. Denn viele Nicht-Wähler sind keine Ungültig-Wähler. Sondern z.B. einfach mit anderen Dingen beschäftigt.

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DERstobbel  29.04.2023, 10:14
@DreiGegengifts

Und?

Für das prozentuale Ergbinis für alle Teilnhehmenden Parteien speilt es doch keine Rolle ob die Stimme ungültig oder gar nicht abgegeben würde.

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DreiGegengifts  29.04.2023, 10:17
@DERstobbel

Noch mal: viele Nicht-Wähler sind gar nicht Ungültig-Wähler. Wären sie zur Wahl verpflichtet, würden sie eine gültige Wahl treffen.

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DERstobbel  29.04.2023, 10:19
@DreiGegengifts

Nicht-Wähler wählen nicht. Würdest du von Protest-Wählern sprechen würde ich deine ANsicht teilen. Aber nicht-Wähler wählen nicht - auch nicht gültig oder ungültig.

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DreiGegengifts  29.04.2023, 14:46
@DERstobbel
Nicht-Wähler wählen nicht.

Doch natürlich wählen sie bei einer Wahlpflicht. Darum geht es hier.

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DreiGegengifts  29.04.2023, 18:08
@DERstobbel
Dann wird aus einem nicht-wähler ein ungültiger-wähler mehr nicht..

Eben nicht. Ich zitiere meinen ersten Post:

Es ist ein gewaltiger Unterschied. Denn viele Nicht-Wähler sind keine potentiellen Ungültig-Wähler. Sondern z.B. einfach mit anderen Dingen beschäftigt.

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EinAlexander  30.04.2023, 12:15
@DreiGegengifts
viele Nicht-Wähler sind keine potentiellen Ungültig-Wähler. Sondern z.B. einfach mit anderen Dingen beschäftigt.

was deren einzige Möglichkeit ist, deutlich zu zeigen, dass es für sie Wichtigeres als Wahlen gibt.

Um das ist für Institutionen deren Aufgabe es ist, zur politischen Willensbildung beizutragen, ein wertvollerer Hinweis als eine Zwangswahl.

Wenn es nur 53 % der Bevölkerung sind, die wählen wollen, ist das eben auch ein Votum.

Eine Wahlpflicht würde dieses Votum verbieten. Und das kann‘s ja wohl nicht sein.

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DreiGegengifts  30.04.2023, 16:51
@EinAlexander
Eine Wahlpflicht würde dieses Votum verbieten.

Keineswegs. Siehe meine eigene Antwort unter dieser Frage.

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Ich bin kategorisch gegen eine Wahlpflicht, weil...

...man schließlich auch Rechte hat, auch eben das Recht, nicht wählen zu müssen.