Warum besteht man weiterhin darauf das Hommosexualität eine Sünde ist aber nicht darauf das man Sklaven haben darf?
Weil in der Bibel stehen ja beiden dieser Dinge?
Und zb. auch das jemand der während des Sabbats Arbeitet getötet werden soll?
13 Antworten
In der Bibel stehen viele Regeln, die für die damalige Zeit richtig waren und manche sind auch heute noch wichtig, z.B. Tötungsverbot. Für viele Regeln muss man auch das Umfeld berücksichtigen, die Lebensweise, das vorhandene Angebot z.B. von Speisen, die Möglichkeiten der Hygiene und vieles mehr. Deswegen kann man nicht einfach hergehen und eine Regel herauspicken und als gültig herausstellen und viele andere Regeln gelten nicht mehr - da gehört Verständnis dazu.
Ansgar Wucherpfennig (neutestamentlicher Forscher) hat vor rund zehn Jahren darauf hingewiesen, dass die üblich herangezogenen Stellen in der Bibel sich auf kurzfristige Sexualkontakte beziehen, nicht aber auf Liebe angelegte langfristige Partnerschaften. Denn das war damals undenkbar - nicht im negativen Sinn, sondern im Wortsinn: die haben da damals nicht dran gedacht!
Man muss also den Kontext von z.B. Lev 18,22 oder Röm 1,26-27 mitlesen, mitdenken und mitverstehen. Somit "verurteilt" die Bibel keine Homosexualität per se.
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Dein Vergleich mit Sklaverei ist ähnlich schwierig.
Sklaverei vor 2000 oder 3000 Jahren war eine andere als Du wahrscheinlich vor Augen hast - ich nehme an die Versklavung von Afrikanern in Amerika.
Anders als die auf Ausbeutung und Rassismus basierende Sklaverei der Moderne, die auf Zwangsarbeit, (sexuelle) Ausbeutung und Menschen als Sache, die persönlicher Besitz waren, war Sklaverei zu biblischer Zeit eine völlig andere.
Viele Sklaven waren Kriegsbeute, nach der Eroberung eines Landes, kamen die Soldaten für einige Zeit z.B. ins Römische Reich und arbeiteten dort als Sklaven für römische Bürger. Es ging hier also nicht um Hautfarbe oder Herkunft, sondern es traf alle!
Sklaverei war damals mehr ein sozialer Status, denn eine Ausbeutung. Wer z.B. Schulden nicht zurückzahlen konnte begab sich für einige Zeit bei seinem Schuldner freiwillig in die Sklaverei und arbeitete seine Schulden ab. Und wir wissen von Ärzten, Anwälten und sogar Politiker, die sich bei einem Herren in die Sklaverei begaben, damit sie sich nicht um so "unnötige" Dinge wie Unterkunft oder Essen kümmern mussten.
Es war damals etwas völlig anderes!
Wer z.B. Schulden nicht zurückzahlen konnte
Das gilt nur für hebräische Schuldsklaven. Nicht für Sklaven anderer Völker: Die konnte man für immer besitzen und auch vererben.
(sexuelle) Ausbeutung
Doch, doch.
Doch, doch.
JHWH hat Sexsklavinnen im Zuge eines von ihm befohlenen Genozids befohlen:
1 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 2 Übe Rache für die Israeliten an den Midianitern,
Und sie zogen in den Kampf, wie es JHWH befohlen hat:
Und sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der HERR es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war.
Nur weibliche Jungfrauen sollen als Belohnung für die tapferen Krieger am Leben gelassen werden:
17 So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die schon einen Mann erkannt und bei ihm gelegen haben; 18 aber alle Mädchen, die noch nicht bei einem Mann gelegen haben, die lasst für euch leben.
JHWH befiehlt, was mit dieser Beute (Sklavinnen) geschehen soll:
25 Und der HERR redete mit Mose und sprach: 26 Nimm die gesamte Beute an Menschen und Vieh auf,
https://www.bibleserver.com/LUT/4.Mose31%2C25
Man musste also alle Menschen abschlachten, also auch Schwangere und Babys. Die weiblichen Jungfrauen mussten am Leben gelassen werden, um sie zu versklaven.
Da vorher das gesamte Volk abgeschlachtet wurde, ist das auch eine genozidale Vergewaltigung:
M. I. Rey at the Graduate Institute of Religious Studies at Boston University argues that the passage is an endorsement of not only sexual slavery but genocidal rape, as the capture of these women is justified on the grounds of them not being Hebrew.
Sexuelle Gewalt an den weiblichen Gefangenen:
Harold C. Washington of the Saint Paul School of Theology cites Deuteronomy 21:10–14 as an example of how the Bible condones sexual violence committed by Israelites; they were taking advantage of women who, as war captives, had no recourse or means of self defense.
Es ging hier also nicht um Hautfarbe oder Herkunft, sondern es traf alle!
Doch, es ging um Herkunft.
Die Sklavengesetze des HERRN waren völkisch/rassistisch.
JHWH teilt im Buch Leviticus seinem Volk mit, wo es seine Sklaven wie Vieh kaufen und für immer arbeiten lassen kann:
44 Willst du aber Sklaven und Sklavinnen haben, so sollst du sie kaufen von den Völkern, die um euch her sind, 45 und auch von den Beisassen, die als Fremdlinge unter euch wohnen, und von ihren Nachkommen, die sie bei euch in eurem Lande zeugen.
"für immer":
Die mögt ihr zu eigen haben 46 und sollt sie vererben euren Kindern zum Eigentum; für immer könnt ihr sie als Sklaven arbeiten lassen.
"mit Gewalt herrschen"
aber nicht über ISRAELITENAber von euren Brüdern, den Israeliten, soll keiner über den andern mit Gewalt herrschen.
Weil viele Christen das so wollen.
In Deutschland aber ermöglichen alle 20 evangelischen Landeskirchen, die Altkatholische Kirche und die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) eine gleichgeschlechtliche Segnung/Trauung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Segnung_und_Trauung_gleichgeschlechtlicher_Paare#Evangelische_Kirchen
Christliche und jüdische Moral hat sich über die Jahrtausende ständig verändert:
Früher hatte der Vatikan einen Henker, heute verurteilt der Papst die Todesstrafe.
Früher wurde die Sklaverei nicht verurteilt, heute schon.
Früher gab es "die Judensau" in Hetzreden und wurde auf katholischen Kirchengebäuden angebracht ... heute wird das verurteilt.
Früher wollte zB Martin Luther Hexen verbrennen, heute wird das verurteilt:
Martin Luther war fest davon überzeugt, dass es Hexen gibt und dass sie durch ihre Zauberei Schäden an Mensch, Vieh und Ernte anrichten. Er forderte zur Tötung der Hexen durch das Feuer auf. Damit wollte er allerdings nicht mehr und nicht weniger, als dass ein für ihn real existierendes Verbrechen bestraft wird.
https://www.luther2017.de/wiki/hexen/kai-lehmann-martin-luther-glaubte-fest-an-hexen/index.html
Sklaverei wurde damals akzeptiert, weil die Menschen damals nicht als autonome Individuen, sondern als Teil einer göttlich bestimmten Ordnung verstanden wurden und Homosexualität wurde abgelehnt, weil Fortpflanzung und Familienstrukturen als göttlich festgelegt galten und jegliche Abweichung als Bedrohung der Gemeinschaft angesehen wurde.
Warum wird noch daran festgehalten?
Weil manche Angst vor Veränderungen haben oder sind geistig unflexibel. Das ist mit einer obsession zu vergleichen. Menschen die Psychisch labil sind tendieren oft sich in Dinge festzuklammern, was keine Zukunft mehr hat.
Heute ist der Mensch aufgerufen, nicht nach alten Geboten zu leben, sondern moralische Wahrheiten aus seinem eigenen Geist zu erkennen...
Die alten biblischen Regeln hatten ihre Bedeutung in der jeweiligen Zeit, weil sie das spirituelle Bewusstsein der damaligen Menschen widerspiegelten. Heute jedoch ist der Mensch gefordert, aus innerer Freiheit und Erkenntnis moralisch zu handeln. Wer heute noch an der Verurteilung von Homosexualität festhält, verweigert sich der Weiterentwicklung des Bewusstseins. So würde ich dies sehen.
Das Eine sind die Vorgaben Gottes für sein eigenes heiliges Volk, das der Welt den Messias, schenken soll - und die Gebote für alle Welt dienen nur den Angesprochenen, ihren lebenswerten Kompass zu finden und nicht im Elend der Sünden der Unzucht verloren zu gehen. Ich hätte mir mit 18 das Leben genommen wegen der Homosexualität, aber ein gläubiger Lehrer, der ein echter Christ war, gab mir Hoffnung, indem er mich hinwies auf ein Leben nach dem Willen Gottes in der Kraft (auch der Enthaltsamkeit) durch die Liebe Jesu, der reinigt und bewirkt, dass man so leben kann, wie es Gott gefällt:
„Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut.“
Hesekiel 36:25-27 SCH2000 https://bible.com/bible/157/ezk.36.27.SCH2000
Tja, gute Frage.
Manche argumentieren damit, dass die homosexuelle Neigung noch keine Sünde sei, aber das Ausleben schon.
Bitte was ist das für ein Menschenbild?
Jemandem das Recht auf körperliche Liebe abzusprechen, weil es nicht ins Konzept passt.
Stellt euch vor, wir lebten in einer Welt der Homosexuellen, und ihr seid heterosexuell und empfindet Liebe für jemanden und lebt diese aus.
Aber dann kommen die schriftkundigen Rechtgläubigen daher, mit Büchern hoch erhoben, mit Schwertern und Lanzen, lautes Getöse erhebt sich und sie sprechen
"Du Sünder! Ab in die Hölle mit Dir!
Du hast es gewagt anders zu lieben als unser Buch es erlaubt hat!"
Nun genau so verhalten sich manche gegenüber Homosexuellen.
Das sie anderen Menschen Leid zufügen erkennen sie nicht, ihnen ist nur wichtig Recht zu haben, schließlich steht es ja so im heiligen Buch.
Bei der Sklaverei war der gesellschaftliche Druck wohl zu groß und ein Umdenken hat nachhaltig eingesetzt, bei der Homosexualität ist die Trendwende im Denken noch nicht abgeschlossen.