Waren die Menschen im Westen besser versorgt als in der DDR (Materiell)?

6 Antworten

Ja, das ist korrekt.

Lebensmittel des täglichen Grundbedarfs gab es schon und sehr günstig, aber Südfrüchte, wie z.B. Orangen gab es selten und hier stand man mitunter stundenlang an - aber auch für besondere Kleidung oder Möbel.

Schokolade und Kaffee waren rar und deswegen besonders teuer. Als 1977 eine schlechte Ernte den Kaffee extrem verteuerte, konnte sich die DDR keinen mehr leisten und man kreierte eine eigene Mischung auch ein bisschen Kaffee, Malz, Zichorie und Spelzen - "Erichs Krönung" wurde sie genannt.

Sah man eine Schlange, stellte man sich oft mit an, ohne zu wissen, was es am Ende gab, aber es musste was gutes oder seltenes sein.

Diese Schlangen gab es bis in die 1990er Jahre.

Im Westen war mit Einführung der DM 1948 das Schlangestehen weitgehend vorbei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja..., das war tatsächlich so.

Ich habe trotz eigentlich eher wenigen Kontakten nach " drüben " über die letzten Jahre vor der Wiedervereinigung eine ganze Sammlung von skurrilen Erlebnissen die auch für mich als Westler völlig überraschend waren.

Z.B. meine Brieffreundin aus Leipzig, die ich 86´ besucht habe....:

  • Morgens hat sie mir Frühstück ans Bett gebracht....: dabei ein Joghurt in einem Becher bei dem man auf Sicht nicht erkennen konnte was drin war. Auf dem Etikett...: " Joghurtzubereitung, Wochengeschmacksrichtung Himbeer ". 😳
  • Sie hatte eine Wohnung in der Wohnung einer grimmigen älteren Dame....: kein extra Bad, sondern in einer Ecke in der Küche eine Dusche mit einer Duschtasse aus Beton und die Armaturen und die Brause waren aus grauem Plastik.
  • Ich hatte ihr eine Tüte " Südfrüchte " mitgebracht, also so Sachen wie Kiwis, Physalis, Litschis oder Mango. Also Früchte, die man damals in Berlin völlig normal am gut sortierten Obststand kaufen konnte. Ich hab mich gewundert, dass sie die Tüte quasi achtlos zur Seite legte, aber es war ihr einfach peinlich zu fragen wie man sowas isst....
  • Ich wusste, sie klettert als Hobby. Ich hab´ ihr deswegen eine paar Zeitschriften für Kletterer und Bergsteiger mitgebracht. Nachts bin ich dann aufgewacht...: sie hatte einen Heulkrampf, weil sie noch die Zeitschriften durchgeblättert hatte und da eben reichlich Fotos von den Dolomiten, den Schweizer Alpen und sonstigen wunderschönen Bergregionen weltweit drin waren und für sie klar war, dass sie da nie hin kommen wird.

Oder Bekannte, die ich über Kontakte von Segelvereinigungen kennengelernt habe und Mitte der 80er in Greifswald besucht.

  • Da sollte dann eine Regatta starten und wir waren mit einem historischen Holzboot dabei. Kurz vor dem Start ist dann ein Beschlag kaputt gegangen und wir mussten mal eben neue Befestigungen bauen. Ich hab´ dann ganz selbstverständlich meinen Makita-Akkuschrauber rausgeholt um ein paar neue Schraubenlöcher zu bohren...: die DDR-Segelkollegen haben Augen gemacht, als hätte ich ein Laserschwert ausgepackt.
  • Gleiche Reaktion, als ich für eine andere Reparatur eine Schachtel 5 Minuten-2K Epoxy ausgepackt habe. Völlig unbekannt, genauso wie PU-Kleber aus der Kartusche ( Sika ).
  • Auch so Sachen wie Edelstahlschrauben und -Schlauchschellen, die man bei uns in jedem Segelladen oder Baumarkt kaufen konnte waren in der DDR oft absolute Mangelware.

Im Geschichtsunterricht sollte die Antwort zu finden sein:

Während die DDR an die Sowjetunion Reparationszahlungen im Ergebnis des 2. Weltkrieges zu leisten hatte, hat in der BRD der Marshall-Plan wirtschaftlich schnell auf die Beine geholfen.

Das hatte in der DDR zur Folge, dass mit dem Wenigen, was übrig geblieben ist, unter Bedingungen der Planwirtschaft das Beste daraus zu machen.

Wenn man bedenkt, die DDR ist mit dem 4-Milliarden-Kredit der DDR noch zahlreiche Jahre ausgekommen.

Beim Finanzkapitalismus in der BRD verdampft eine solche Summe mitunter binnen weniger Tage.

Natürlich ist es stets die bessere Wahl, wenn in der Wirtschaft derjenige gewinnt, der das bessere wirtschaftliche Konzept verfolgt ohne Eingriffe von staatlichen Institutionen.

Allerdings nehme ich wahr, dass aktuell so nach und nach die Staatsquote immer weiter nach oben geschraubt wird, quasi ein Schritt zurück in die Planwirtschaft, so wie es Grüne und die SPD wollen.

In der DDR hatte die Planwirtschaft zur Folge, dass Waren des täglichen Bedarfs subventioniert wurden. Hingegen andere Güter, die eher in den Sektor der privaten Invention fallen, haben einen deutlichen Preisaufschlag erhalten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gab in der DDR zumindest das, was benötigt wurde - ansonsten gab es tatsächlich viele Engpässe durch die Planwirtschaft, aber die Leute waren das gewohnt, waren dahingehend sehr pragmatisch und oft behalf man sich selbst, da Not erfinderisch macht.

dass im Osten alles nur grau war, heruntergekommen, Stasi hier und da

Teilweise stimmt auch das und die Farblosigkeit gewisser Plattenbauten kann man heute noch sehen, ebenso sind Dörfer oft runtergekommen und es hat sich seit 1989 oft erschreckend wenig getan auf dem Land, weil am ehesten Groß- und Prestigeprojekte ostdeutscher Metropolen unterstützt wurden statt der Peripherie, aber es war nicht alles schlecht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

rkwiss  18.12.2024, 17:14

Aufgrund der auf dem Land und in Nicht-Großstädten obligatorischen Ofenheizung waren die Gebäude oftmals nicht nur farblos, sondern verdreckt.

Es gab nicht nur fehlendes Material in der DDR. Es gab allgemein ein schlechtes Warenangebot, sogar bei Lebensmitteln. Oft gab es die einfachsten Sachen nicht. Mit der Überflussgesellschaft im Westen kann man das nicht vergleichen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.