War die DDR wirklich so schlecht, wie viele sagen?

8 Antworten

Naja, hungern musste man nicht. Aber klar, es gab Überwachung, und man konnte nur dann Karriere machen, wenn man auch "linientreu" war. Insofern war das mit der Meinungsfreiheit definitiv nicht so wie heute.

"Ich höre das von manchen Leuten, aber auch welche, die die DDR als gut empfanden."

Ja, aber da muss man unterscheiden: ich denke, dass diese Leute (welche die Zeit als gut empfanden) eher ihre eigene Lebenszeit mit Freunden und Bekannten gut fanden (nicht das System als solches) - sie waren damals jung. Und natürlich kann ich es auch nachvollziehen, wenn man die eigene Jugendzeit gut fand. Und wenn man die Bekannten und den sozialen Zusammenhalt gut fand.

Das aber würde ich als Verdienst der Menschen ansehen, nicht als Verdienst des politischen Systems. Es stimmt aber auch, dass Freiheit nicht nur Vorteile hat: mit der Freiheit kommt auch mehr Bewegung und Unruhe in die sozialen Strukturen, es gibt mehr Konkurrenz, mehr Neuerungen, das kann auch belasten.

Das hängt davon ab, wen und zu welcher Zeit Du fragst.

Bis Mitte der 1970er Jahre war der Lebensstandard Ost/West in etwa gleich.
Ab etwa Mitte der 1980er war die DDR nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung zu versorgen.

Die Stasi haben die meisten Ostdeutschen nicht kennengelernt.
Bei Einführung der SED Opferrente zählte man 47.500 ehemalige politische Häftlinge der DDR, vs. 17 Mio. Einwohner.

Von den ca. 5 Mio. Stasiakten, sind 1000+ DIN4 Seiten meine eigene.

Die Stasi hatte 91.000 Hauptamtliche Mitarbeiter (HM's) und etwa 178.000 Inoffizielle Mitarbeiter (IM's), 7 davon waren auf mich angesetzt.

Wenn man betroffen war, Opfer wurde, dann war das schlimm, für einen selbst, wie für die Familien.
Sonstig hatten sich die Bürger in ihrer Nische eingerichtet und ihr Leben gestaltet.

Bis eben losging, Ende der 1980er Jahre und die DDR mutierte zum "Der Dumme Rest". Und die Leute ausbüchsten, go West.


Rotfuchs716  15.09.2023, 17:35

warum warst gerade du so stark im Visier der Stasi?

soisses  15.09.2023, 22:47
@Rotfuchs716

Anfangs war es nur ein Ermittlungsverfahren gegen eine Gruppe.
Dann steigerten die sich da rein, bis sie ein Flugblatt suchten, in dem geschrieben stand, dass wir die Wiedervereinigung der Deutschen forderten.

Daran haben die sich hochgeschaukelt, wg. Gruppe, illegale Vereinsbildung, Terrorismusverdacht bis Republikflucht.
Problem daran war, nichts war an der Sache dran, waren durchweg Grimms Märchen der IM's.
Aber nach Stasi Mantra, "wo Rauch ist, ist immer auch Feuer", kam die Sache vor Gericht.
In der Anklage stand von allem nichts mehr, nur dieses Flugblatt, dessen Inhalt ich nicht geleugnet hatte.

Nein. Es gab genug Essen nur nicht so viel Auswahl. Die Politik war ein Problem aber mit Sicherheit nicht für alle Menschen. Genau wie heute manche finden die Regierung gut und andere schlecht.

Nein, war sie nicht. Es gab keinen Hunger,nur eben vieles selten und wenig. Nur dadurch wurde auch nicht so viel weggeschmissen.
Bespitzelung-hm. In meiner Umgebung gab es laut meiner Akte(hab sie nach der Wende eingesehen) nur einen. Egal… Meinungsfreiheit-die gab es, nur halt unter der Hand! Offiziell nicht, das stimmt. Und was dennZusammenhalt und Respekt angeht-der war früher weitaus besser! Im Gegensatz zu heute…..

Was die Reisefreiheit angeht-die gab es echt nicht. Das stimmt. Außer Tschechei und bis 1980 Polen ging nix ohne Visum…..

In der DDR hat niemand gehungert. Wer sich regimekonform verhalten hat, wurde in Ruhe gelassen. Die Freiheiten der Menschen wurden sehr beschnitten (zum Beispiel keine Reisefreiheit)


hubmonia  13.06.2023, 17:25

Warum genau hatte man keine Reisefreiheit? Welcher Grund wurde angegeben?

steefi  13.06.2023, 21:06
@hubmonia

Der Grund war, daß zu Viele abgehauen sind. Am Ende waren es Tausende - am Tag! Dadurch ist das Leben in der DDR zum erliegen gekommen. Da sollte z.B. jemand heute operiert werden - ging aber nicht, weil der Arzt geflüchtet ist. Das Feld wurde nicht mehr geerntet, weil der Bauer weg war usw. Anfangs war die Grenze noch offen.

hubmonia  13.06.2023, 21:27
@steefi

Danke

ich bin keine Deutsche, dieses Detail war mir entgangen.

hubmonia  13.06.2023, 21:34
@steefi

Ich habe nachgeschaut, die innerdeutsche Grenze war seit 52 geschlossen (so wie ich es im Kopf hatte) Berlin wurde 61 geschlossen

danke und guten Abend

steefi  13.06.2023, 21:40
@hubmonia

Ich hatte nur im Kopf, daß meine Eltern 1961 kurz vor dem Mauerbau dort flüchteten.

hubmonia  13.06.2023, 21:47
@steefi

Ist es ihnen gelungen? In die BRD?

Ah nach Westberlin..

steefi  13.06.2023, 21:54
@hubmonia

Das ist es. Meine Mutter fuhr als Kind mit dem Zug von Zwickau nach OstBerlin und dann mit der U-Bahn nach Westberlin und von da flogen Flugzeuge für Flüchtlinge in den Westen. Mein Vater machte es eine Woche vor der Grenzschließung auch so.

steefi  13.06.2023, 21:59
@hubmonia

Stimmt, sonst wär ich eine "Bürger der DDR" geworden. 🙃

DanielHenrich  20.06.2023, 10:28
@hubmonia

Damit man nicht versuchen konnte, über das Ausland in den Westen zu fliehen.

hubmonia  20.06.2023, 10:30
@DanielHenrich

Schrecklich wenn man die Bürger einsperren muss, damit sie nicht abhauen....